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Sustainable Value in der Unternehmenssteuerung Konzept - Haufe.de

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30<br />

Absatzprognosen ohne Marktfoschung: Wie geht das?<br />

Absatzprognosen ohne Marktforschung:<br />

Wie geht das?<br />

Kollektive Intelligenz – <strong>in</strong>telligent genutzt<br />

von Christian Halemba und Aleksandar Ivanov<br />

Wie kommt man als Controller an notwendige<br />

Daten, Annahmen und Informationen, um<br />

möglichst belastbare Berichte und Prognosen<br />

erstellen zu können? Elektronische Prognosemärkte<br />

(EPM) s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Metho<strong>de</strong>, um das<br />

verteilte Wissen von Mitarbeitern zu e<strong>in</strong>em<br />

vorgegebenem Thema <strong>in</strong> wenigen Tagen sammeln<br />

und <strong>in</strong> harte Zahlen umwan<strong>de</strong>ln zu<br />

können. Anhand von Fallstudien soll hier gezeigt<br />

wer<strong>de</strong>n, wie Unternehmen wie die Deutsche<br />

Telekom, Henkel, Syngenta und Tchibo<br />

EPM nutzen, um die Kosten <strong><strong>de</strong>r</strong> Informationsbeschaffung<br />

zu senken und zugleich <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Qualität zu erhöhen.<br />

Funktionspr<strong>in</strong>zip<br />

Elektronische Prognosemärkte s<strong>in</strong>d web-basierte<br />

Informationsbörsen, die <strong>in</strong>nerhalb von<br />

Unternehmen das Wissen <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter aus<br />

verschie<strong>de</strong>nen Abteilungen <strong>in</strong> kürzester Zeit<br />

bün<strong>de</strong>ln können (Abbildung 1). Die Mitarbeiter<br />

sehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em EPM-Portal bestimmte Prognosefragen,<br />

z. B. „Wie wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Absatz von Produkt<br />

X <strong>in</strong> KW14 se<strong>in</strong>?”. Die Teilnehmer geben ihre<br />

Me<strong>in</strong>ung ab und machen dabei auch e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>satz<br />

auf ihre Prognose mit Spielgeld. Je sicherer<br />

man sich ist, <strong>de</strong>sto mehr kann man e<strong>in</strong>setzen.<br />

Dieses System schafft e<strong>in</strong>en Anreiz für Mitarbeiter,<br />

möglichst genaue <strong>in</strong>dividuelle Prog nosen<br />

zu machen, <strong>de</strong>nn je näher man am tatsächlichen<br />

Ergebnis liegt, <strong>de</strong>sto mehr Spielgeld gew<strong>in</strong>nt<br />

man. Um e<strong>in</strong>en echten Anreiz zu schaffen, können<br />

die Monatsbesten echte Preise gew<strong>in</strong>nen<br />

und erhalten unternehmensweite Visibility.<br />

Das EPM-System bün<strong>de</strong>lt alle abgegebenen<br />

Me<strong>in</strong>ungen zu e<strong>in</strong>er konsistenten Gesamtprog-<br />

nose, die nachweislich genauer 1,2 ist als traditionelle<br />

Metho<strong>de</strong>n, wie etwa statistische<br />

Schätzungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Umfragen. Zu<strong>de</strong>m ist das<br />

System selbst-re<strong>in</strong>igend, d. h. diejenigen, die<br />

oft schlecht tippen (o<strong><strong>de</strong>r</strong> mit Absicht falsch<br />

tippen), verlieren „Cash” und haben bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

nächsten Prognosefrage weniger Spielgeld,<br />

wodurch ihr E<strong>in</strong>fluss auf die Gesamtprognose<br />

s<strong>in</strong>kt.<br />

Die Henkel AG & Co. KG nutzt EPM <strong>in</strong> ihrer<br />

Supply-Cha<strong>in</strong>-Planung, um mit genaueren<br />

EPM-Prognosen ihre E<strong>in</strong>kaufs- und die Produktionsplanung<br />

zu optimieren. Bei Henkel<br />

konnte das EPM-System die Prognosegenauigkeit<br />

um 15 Prozentpunkte steigern. Dieser<br />

Verbesserungssprung gelang, da <strong><strong>de</strong>r</strong> EPM-Ansatz<br />

zum ersten Mal das gesamte relevante<br />

Wissen aus Lager, Produktion, Vertrieb und<br />

Zentrale kurzfristig und aufwandsarm zusammenführen<br />

konnte, anstatt Prognosen nur auf<br />

<strong>de</strong>m Wissen e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Gruppe von Experten<br />

aufzubauen.<br />

In e<strong>in</strong>er Region wie Nordamerika ergeben sich<br />

für Henkel durch die erhöhte Planungsqualität<br />

jährliche EBIT-Steigerungen im hohen<br />

zweistelligen Millionenbereich. Diese entstehen<br />

e<strong>in</strong>erseits durch die Vermeidung von entgangenen<br />

Umsätzen, welche <strong>de</strong>n größten EBIT-<br />

Impact haben, als auch durch die Optimierung<br />

von Rohstoffe<strong>in</strong>kauf und Lagerhaltung.<br />

Anwendungsbereiche<br />

Abbildung 2 zeigt typische Anwendungen von<br />

EPM. Die häufigsten Anwendungen umfassen:<br />

· Regelmäßige Absatzprognosen verschie<strong>de</strong>nster<br />

Produkte und Dienstleistungen,<br />

· Prognosen für Neuprodukte und -dienste,<br />

zu <strong>de</strong>nen noch ke<strong>in</strong>e historischen Daten vorliegen,<br />

· Lieferung von Inputs für Projektanträge,<br />

z. B. Entwicklungskosten und -dauer sowie<br />

Umsatzpotenzial,<br />

· Sowie die Schätzung e<strong>in</strong>er Vielzahl von<br />

Risikoparametern und Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten.<br />

E<strong>in</strong>e 4-jährige Studie von McK<strong>in</strong>sey & Co.,<br />

welche 2010 veröffentlich wur<strong>de</strong>, weist EPM<br />

als e<strong>in</strong>e von 12 mittlerweile etablierten<br />

Web2.0-Metho<strong>de</strong>n <strong>in</strong> Unternehmen aus. 3 Dar<strong>in</strong><br />

wird <strong><strong>de</strong>r</strong> positive E<strong>in</strong>fluss <strong><strong>de</strong>r</strong>artiger Ansätze<br />

auf das Unternehmensergebnis erstmals empirisch<br />

nachgewiesen.<br />

Kosten und Nutzen von EPM<br />

Unternehmen setzen EPM primär aus zwei<br />

Grün<strong>de</strong>n e<strong>in</strong> (Abbildung 2). Zum e<strong>in</strong>en gilt es Informationskosten,<br />

die durch Marktforschung,<br />

kostenpflichtige externe Datenquellen und Analysten-Reports<br />

entstehen, zu senken. Das an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Ziel kann se<strong>in</strong>, die Qualität von Inputs, die <strong>in</strong><br />

Controll<strong>in</strong>g und Planung e<strong>in</strong>fließen, zu erhöhen,<br />

wie im Falle von Henkel im Text gezeigt.<br />

Als Controller ist man bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit an Berichten,<br />

Budgets und Prognosen auf verschie<strong>de</strong>nste<br />

Informationen angewiesen, für die entwe<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

hohe externe Kosten durch Marktforschung<br />

entstehen, o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> aufwendigen <strong>in</strong>ternen Prozessen<br />

über verschie<strong>de</strong>ne Abteilungen h<strong>in</strong>weg<br />

kostbare <strong>in</strong>terne Ressourcen gebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Tchibo GmbH beispielweise nutzt für ihre<br />

neuen Non-Food-Produkte e<strong>in</strong>en Prognose-

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