Sustainable Value in der Unternehmenssteuerung Konzept - Haufe.de
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Absatzprognosen ohne Marktfoschung: Wie geht das?<br />
Absatzprognosen ohne Marktforschung:<br />
Wie geht das?<br />
Kollektive Intelligenz – <strong>in</strong>telligent genutzt<br />
von Christian Halemba und Aleksandar Ivanov<br />
Wie kommt man als Controller an notwendige<br />
Daten, Annahmen und Informationen, um<br />
möglichst belastbare Berichte und Prognosen<br />
erstellen zu können? Elektronische Prognosemärkte<br />
(EPM) s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Metho<strong>de</strong>, um das<br />
verteilte Wissen von Mitarbeitern zu e<strong>in</strong>em<br />
vorgegebenem Thema <strong>in</strong> wenigen Tagen sammeln<br />
und <strong>in</strong> harte Zahlen umwan<strong>de</strong>ln zu<br />
können. Anhand von Fallstudien soll hier gezeigt<br />
wer<strong>de</strong>n, wie Unternehmen wie die Deutsche<br />
Telekom, Henkel, Syngenta und Tchibo<br />
EPM nutzen, um die Kosten <strong><strong>de</strong>r</strong> Informationsbeschaffung<br />
zu senken und zugleich <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Qualität zu erhöhen.<br />
Funktionspr<strong>in</strong>zip<br />
Elektronische Prognosemärkte s<strong>in</strong>d web-basierte<br />
Informationsbörsen, die <strong>in</strong>nerhalb von<br />
Unternehmen das Wissen <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter aus<br />
verschie<strong>de</strong>nen Abteilungen <strong>in</strong> kürzester Zeit<br />
bün<strong>de</strong>ln können (Abbildung 1). Die Mitarbeiter<br />
sehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em EPM-Portal bestimmte Prognosefragen,<br />
z. B. „Wie wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Absatz von Produkt<br />
X <strong>in</strong> KW14 se<strong>in</strong>?”. Die Teilnehmer geben ihre<br />
Me<strong>in</strong>ung ab und machen dabei auch e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>satz<br />
auf ihre Prognose mit Spielgeld. Je sicherer<br />
man sich ist, <strong>de</strong>sto mehr kann man e<strong>in</strong>setzen.<br />
Dieses System schafft e<strong>in</strong>en Anreiz für Mitarbeiter,<br />
möglichst genaue <strong>in</strong>dividuelle Prog nosen<br />
zu machen, <strong>de</strong>nn je näher man am tatsächlichen<br />
Ergebnis liegt, <strong>de</strong>sto mehr Spielgeld gew<strong>in</strong>nt<br />
man. Um e<strong>in</strong>en echten Anreiz zu schaffen, können<br />
die Monatsbesten echte Preise gew<strong>in</strong>nen<br />
und erhalten unternehmensweite Visibility.<br />
Das EPM-System bün<strong>de</strong>lt alle abgegebenen<br />
Me<strong>in</strong>ungen zu e<strong>in</strong>er konsistenten Gesamtprog-<br />
nose, die nachweislich genauer 1,2 ist als traditionelle<br />
Metho<strong>de</strong>n, wie etwa statistische<br />
Schätzungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Umfragen. Zu<strong>de</strong>m ist das<br />
System selbst-re<strong>in</strong>igend, d. h. diejenigen, die<br />
oft schlecht tippen (o<strong><strong>de</strong>r</strong> mit Absicht falsch<br />
tippen), verlieren „Cash” und haben bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
nächsten Prognosefrage weniger Spielgeld,<br />
wodurch ihr E<strong>in</strong>fluss auf die Gesamtprognose<br />
s<strong>in</strong>kt.<br />
Die Henkel AG & Co. KG nutzt EPM <strong>in</strong> ihrer<br />
Supply-Cha<strong>in</strong>-Planung, um mit genaueren<br />
EPM-Prognosen ihre E<strong>in</strong>kaufs- und die Produktionsplanung<br />
zu optimieren. Bei Henkel<br />
konnte das EPM-System die Prognosegenauigkeit<br />
um 15 Prozentpunkte steigern. Dieser<br />
Verbesserungssprung gelang, da <strong><strong>de</strong>r</strong> EPM-Ansatz<br />
zum ersten Mal das gesamte relevante<br />
Wissen aus Lager, Produktion, Vertrieb und<br />
Zentrale kurzfristig und aufwandsarm zusammenführen<br />
konnte, anstatt Prognosen nur auf<br />
<strong>de</strong>m Wissen e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Gruppe von Experten<br />
aufzubauen.<br />
In e<strong>in</strong>er Region wie Nordamerika ergeben sich<br />
für Henkel durch die erhöhte Planungsqualität<br />
jährliche EBIT-Steigerungen im hohen<br />
zweistelligen Millionenbereich. Diese entstehen<br />
e<strong>in</strong>erseits durch die Vermeidung von entgangenen<br />
Umsätzen, welche <strong>de</strong>n größten EBIT-<br />
Impact haben, als auch durch die Optimierung<br />
von Rohstoffe<strong>in</strong>kauf und Lagerhaltung.<br />
Anwendungsbereiche<br />
Abbildung 2 zeigt typische Anwendungen von<br />
EPM. Die häufigsten Anwendungen umfassen:<br />
· Regelmäßige Absatzprognosen verschie<strong>de</strong>nster<br />
Produkte und Dienstleistungen,<br />
· Prognosen für Neuprodukte und -dienste,<br />
zu <strong>de</strong>nen noch ke<strong>in</strong>e historischen Daten vorliegen,<br />
· Lieferung von Inputs für Projektanträge,<br />
z. B. Entwicklungskosten und -dauer sowie<br />
Umsatzpotenzial,<br />
· Sowie die Schätzung e<strong>in</strong>er Vielzahl von<br />
Risikoparametern und Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten.<br />
E<strong>in</strong>e 4-jährige Studie von McK<strong>in</strong>sey & Co.,<br />
welche 2010 veröffentlich wur<strong>de</strong>, weist EPM<br />
als e<strong>in</strong>e von 12 mittlerweile etablierten<br />
Web2.0-Metho<strong>de</strong>n <strong>in</strong> Unternehmen aus. 3 Dar<strong>in</strong><br />
wird <strong><strong>de</strong>r</strong> positive E<strong>in</strong>fluss <strong><strong>de</strong>r</strong>artiger Ansätze<br />
auf das Unternehmensergebnis erstmals empirisch<br />
nachgewiesen.<br />
Kosten und Nutzen von EPM<br />
Unternehmen setzen EPM primär aus zwei<br />
Grün<strong>de</strong>n e<strong>in</strong> (Abbildung 2). Zum e<strong>in</strong>en gilt es Informationskosten,<br />
die durch Marktforschung,<br />
kostenpflichtige externe Datenquellen und Analysten-Reports<br />
entstehen, zu senken. Das an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
Ziel kann se<strong>in</strong>, die Qualität von Inputs, die <strong>in</strong><br />
Controll<strong>in</strong>g und Planung e<strong>in</strong>fließen, zu erhöhen,<br />
wie im Falle von Henkel im Text gezeigt.<br />
Als Controller ist man bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit an Berichten,<br />
Budgets und Prognosen auf verschie<strong>de</strong>nste<br />
Informationen angewiesen, für die entwe<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
hohe externe Kosten durch Marktforschung<br />
entstehen, o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> aufwendigen <strong>in</strong>ternen Prozessen<br />
über verschie<strong>de</strong>ne Abteilungen h<strong>in</strong>weg<br />
kostbare <strong>in</strong>terne Ressourcen gebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Tchibo GmbH beispielweise nutzt für ihre<br />
neuen Non-Food-Produkte e<strong>in</strong>en Prognose-