4 Merkmale sozialverträglicher Arbeitszeiten in der HotellerieDie Ergebnisse der Untersuchung haben gezeigt, dass sich die Dimensionen der Arbeitszeit– Dauer, Lage und Verteilung – wesentlich auf das Ausmaß der Vereinbarkeit von Familieund Beruf auswirken. Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass die Gleichzeitigkeit vonFamilie und Beruf partiell unter erschwerten Bedingungen stattfindet.Im Einzelnen geht es dabei um die Häufigkeit und das Volumen der geleisteten Überstunden,um die Vielfalt der Schichtsysteme und die Arbeit in den „social hours“, d. h. am Abend,am Wochenende oder an Feiertagen. Dabei hat sich gezeigt, dass sowohl der „externe Faktor“,d. h. die Nachfrage rund um die Uhr, als auch die betriebsinterne Zeitgestaltungen und -kultur den Arbeitszeiten einen labilen und diskontinuierlichen Charakter geben. Beides hatzur Folge, dass die Vereinbarkeit zwischen der Erwerbs- und Familiensphäre von den befragtenFrauen mit 56,3 % überwiegend als „teils/teils“ beschrieben wird. Dieses Ergebnisdeutet darauf hin, dass es zu manchen Zeiten sehr kompliziert und zu anderen Zeiten einfacherist, die Familie mit dem Beruf zu vereinbaren. Die Schwankungen der Arbeits- undNachfragezeiten wirken sich entsprechend eindeutig auf die Organisation der Kinderbetreuungund des Familienlebens aus.Diese Ergebnisse werfen die Frage auf, wie man diese Diskontinuitäten umfassend nivellierenkann, so dass sich insgesamt ein gleichmäßiger Vereinbarkeitsablauf und eine positiveBewertung der Vereinbarkeit einstellen. Die Beeinflussung der Nachfrageseite im Sinne einesverminderten Konsums am Abend, an den Wochenenden oder gar an Feiertagen ist inZeiten der „Rund-um-die-Uhr-Nachfrage“ und der „Rund-um-die-Uhr-Dienstleistung“ kaumrealistisch. Deshalb scheint die betriebliche Arbeitszeitkultur die geeignetere Stellschraubezu sein. Das zeigen auch die Antworten der Befragten. Zunächst verweisen diese auf dieerschwerte Vereinbarkeit bei oft geleisteten Überstunden. Bereits die Einhaltung der vertraglichenArbeitszeiten ist also ein Schritt auf dem Weg zu mehr Sozialverträglichkeit. Dabei istdie Alternative, Überstunden kurzfristig auf einem Arbeitszeitkonto anzusammeln und zeitnah„abzubummeln“, keine Lösung, da sie den Vereinbarungsdruck während der geleistetenÜberstunden nicht abmildert. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob - über mehrereJahre oder sogar als „Lebenskonten“ angelegt - Arbeitszeitkonten nicht dennoch eineMöglichkeit darstellen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf während der gesamtenErwerbsphase oder speziell während der Familienphase zu erleichtern. So zeigen Erfahrungenaus den Niederlanden, dass Arbeitszeitkonten mit verschiedenen Laufzeiten, aber auchim Sinne einer Lebenslauf- oder Lebensphasenpolitik, eine „entscheidende Rolle für stabileErwerbsbiographien, eine lebensphasenorientierte Zeit- und Einkommensverteilung oderfortlaufende Qualifizierung im Erwerbsverlauf“ ermöglichen können (WOTSCHACK 2007,S. 241).Unter der Annahme, dass sich große Arbeitszeitvolumen und die Arbeit in den „social hours“nicht umgehen lassen, sehen viele der befragten Frauen einen betriebseigenen Kindergartenals eine weitere große Unterstützung bei der Kinderbetreuung an. An dieser Stelle wird deutlich,dass Sozialverträglichkeit über die Gestaltung der Arbeitszeiten hinausgehen muss.Sind Arbeitszeiten, wie zum Beispiel in der Hotelbranche, schwer in festen Grenzen zu planenund haben die Beschäftigten diesbezüglich wenig Gestaltungsfreiraum, sind externe38
Maßnahmen, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen, ergänzend hinzuzuziehen.Solch eine Maßnahme kann u. a. ein Betriebskindergarten sein. Dieser deckt nichtnur die tägliche Betreuung und Versorgung der Kinder ab, sondern bietet auch in den „socialhours“ und den Randzeiten − am frühen Morgen, späten Abend, Wochenende, Ferien − einegesicherte Unterbringung.Im Wesentlichen geht es bei der Gestaltung sozialverträglicher Arbeitszeiten in der Hotelleriedarum, die nötige Stabilität von Familienzeiten und die sichere Betreuung des Nachwuchsesgegen die „Entgrenzung“ der Arbeitszeiten und den „long arm of the job“ (LANGE &HEITKÖTTER 2007, S. 190) durch die doppelseitige Flexibilität, die sowohl von der Nachfragewie auch von der Arbeitgeberseite gleichermaßen gefordert wird, abzuschirmen. Ziel solltees sein, den „Durchgriff“ der beruflichen Variabilität auf die Vereinbarkeit von Familie undBeruf zu verhindern. Dort, wo flexible Arbeitszeiten die Vereinbarkeit aus dem Gleichgewichtbringen können, muss der Arbeitgeber − quasi als „Gegenleistung“ für die von ihm geforderteFlexibilität − einen „Ruhepunkt“ schaffen. Die Ergebnisse der Befragung haben gezeigt, dassdie stabile Betreuung der Kinder erheblich unter variablen Arbeitszeiten leidet. Eine „Rundum-die-Uhr-Versorgung“wäre so ein „Ruhepunkt“, der gegenüber variablen Arbeitszeitengeschützt ist, weil er von diesen abgekoppelt existiert. Damit kann neben der arbeitszeitlichenFlexibilität auch ein Mindestmaß an Stabilität und Verlässlichkeit gewährleistet werden.Allerdings reicht diese Maßnahme für eine Sozialverträglichkeit nicht aus, zumal sie auch alsBegründung für eine weitere Ausweitung der Arbeitszeiten missbraucht werden könnte. DieArbeitszeiten sollten - so die Befragten - im gesetzlichen Rahmen derart gestaltet sein, dassauch ein Familienleben möglich bleibt (z. B. seltener am Wochenende arbeiten, Einhaltungder Vertragsarbeitszeit).Die Befragungsergebnisse zeigen weiter, dass die Beschäftigten mehr Rücksichtnahme auffamiliäre Belange bei der Planung des Arbeits- oder Dienstplanes fordern. Diese Forderungkann als eindeutiger Hinweis auf eine geringe Arbeitszeitsouveränität der Beschäftigten gedeutetwerden. Zwar dürfen die Beschäftigten ihre Arbeitszeitwünsche im Voraus äußern,aber eine spontan notwendige Anpassung an familiäre Ereignisse ist in den meisten Fällenkaum möglich. Die Anpassung der Arbeitszeit an außerberufliche Erfordernisse wird von denBefragten zu 50,9 % mit „befriedigend“ bis „schlecht“ bewertet. Dabei spielt die Arbeitszeitsouveränitätbei der Vereinbarkeit der Arbeits- und Erwerbssphäre eine sehr wichtige Rolle.Je mehr Souveränität den Beschäftigten zugesprochen wird, desto besser fällt die Bewertungder Vereinbarkeit aus.Der Weg zu mehr Sozialverträglichkeit könnte in einer „planbaren Flexibilität“ bestehen, diees den Beschäftigten erlaubt, auf unvorhersehbare Vorfälle souverän im Sinne von „flexibel“reagieren zu können (vgl. RÜRUP & GRUESCU 2005, S. 6). Arbeitszeitkonten, die es erlauben,kurzfristig sowohl Plus- als auch Minusstunden aufzubauen, können auch hier nützlichsein. So gewinnen die Beschäftigten mehr Autonomie und damit Souveränität bei der Arbeitszeitgestaltung.Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann so besonders in unvermitteltenSituationen besser gelingen.Ein besonders hervorzuhebender Hinweis ist, dass alle arbeitszeitlichen oder akzessorischenMaßnahmen des Betriebes bezüglich „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ ins Leerelaufen, wenn sie nicht in eine familienfreundliche Atmosphäre integriert werden. Viele der39
- Seite 7: InhaltsverzeichnisDieter BRUNNER un
- Seite 10 und 11: Namentlich durch das Arbeitsgruppen
- Seite 13 und 14: 2 Mitternachts-Shopping - ein Beitr
- Seite 15 und 16: Die Passantenein-/ausströme wurden
- Seite 17 und 18: Es war insgesamt festzustellen, das
- Seite 19 und 20: verkaufen und nicht Glühwein rausg
- Seite 21 und 22: Das Warenangebot der betreffenden E
- Seite 23 und 24: schafteten an diesem Abend Umsatzzu
- Seite 25 und 26: Zur Abrundung, tlw. in Ergänzung d
- Seite 27 und 28: PROGNOS AG (2010): Fortschreibung d
- Seite 29 und 30: Anbieterseite, lukrativsten Segment
- Seite 31 und 32: junger Personen. Dieses Phänomen b
- Seite 33 und 34: 3.3 Die demographische Situation de
- Seite 35 und 36: 40) ergibt. Bei der räumlichen Bev
- Seite 37 und 38: Die Beherbergungsstruktur ist wenig
- Seite 39 und 40: zeitlichen Aufwand die auf seine Be
- Seite 41 und 42: DIEKMANN, Andreas; MUELLER, Ulrich;
- Seite 43 und 44: Greifswalder Beiträge zur Regional
- Seite 45: sich die Hotellerie aufgrund der ho
- Seite 49 und 50: Wiedereinstieg in den Betrieb erlei
- Seite 51 und 52: nes Familien- und Erwerbsleben esse
- Seite 53 und 54: GOTTSCHALL, Karin; VOSS, Günter (H
- Seite 55 und 56: Greifswalder Beiträge zur Regional
- Seite 57 und 58: gehalten möglich sein. Das Resulta
- Seite 59 und 60: Angemerkt sei hier noch, dass die S
- Seite 61 und 62: Bei der Durchsicht der Tabelle trat
- Seite 63 und 64: missglückter Republikfluchtversuch
- Seite 65 und 66: ootunfälle mit Familienbesatzungen
- Seite 67 und 68: da die Verkehrsdichte auf dem Wasse
- Seite 69 und 70: http://www.wsv.de/wsd-n/Schiff-WaSt
- Seite 71 und 72: sich auf fast alle Schwerpunkte und
- Seite 73 und 74: REGIERUNG). Er trug dazu bei, dass
- Seite 75 und 76: In den skandinavischen Ländern sch
- Seite 77 und 78: 4 HandlungsansätzeSinnvollerweise
- Seite 79 und 80: len. Hier bleiben zunächst die Erg
- Seite 81 und 82: JOENNIEMI, Pertti (2010): The EU st
- Seite 83 und 84: MV REGIERUNG: http://www.regierungm
- Seite 85 und 86: Meer betrachtet, kommen der Ostsee
- Seite 87 und 88: Die Geschichte der Ostseekultur ist
- Seite 89 und 90: gesehen wird. Es wurden keine präg
- Seite 91 und 92: 2. Smartest region in the worldThe
- Seite 93 und 94: Als Kontrast zum Negativimage des B
- Seite 95 und 96: Liste der Gemeinsamkeiten im Raum v
- Seite 97 und 98:
BRAND, Alexander; SCHRÖTER, Dirk (
- Seite 99 und 100:
) InternetquellenBaltic Sea Magazin
- Seite 101 und 102:
nen typische Formen und spezifische
- Seite 103 und 104:
Abbildung 6: Gisselfeld, Dänemark
- Seite 105 und 106:
1991, S. 22 ff.; CLOTTES & COURTIN
- Seite 107 und 108:
Gebrauch verboten. Dabei basierte d
- Seite 109 und 110:
Richtungen erfolgen konnte (BREUER
- Seite 111 und 112:
Abbildung 22 (li.): Meppel, Niederl
- Seite 113 und 114:
Tierköpfe - einfach oder gekreuzt
- Seite 115 und 116:
Typisch für die Kurische Nehrung s
- Seite 117 und 118:
Abbildung 46 (li.): Kamminke auf Us
- Seite 119 und 120:
Abbildung 54 (oben): Kamminke auf U
- Seite 121 und 122:
Abbildung 63 (li.): Nida, Kurische
- Seite 123 und 124:
SCHRÖDER, U. (1972): Der Giebelsch
- Seite 125 und 126:
─ den Wertewandel, der sich v. a.
- Seite 127 und 128:
Aus den uns noch zur Verfügung ste
- Seite 129 und 130:
Tabelle 1 verdeutlicht das schon an
- Seite 131 und 132:
ig; der maximale Monat war zum 3. M
- Seite 133 und 134:
aber abrupt auf 60-70%. In P IV üb
- Seite 135 und 136:
Um die jährlichen Schwankungen der
- Seite 137 und 138:
(+> 20%) etwa doppelt so hoch wie b
- Seite 139 und 140:
in gering verstädterten Regionen O
- Seite 141 und 142:
Greifswalder Beiträge zur Regional
- Seite 143 und 144:
nehmend konzentrieren auf die zentr
- Seite 145 und 146:
KG, der durch die oft drastische Di
- Seite 147 und 148:
139
- Seite 149 und 150:
141
- Seite 151 und 152:
143
- Seite 153 und 154:
145
- Seite 155 und 156:
147
- Seite 157:
6. Regionalverband der Gartenfreund