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Gesamtdokument - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

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Die Geschichte der Ostseekultur ist bislang noch nicht geschrieben, es gibt eine solche Kulturauch nicht, genauso wenig wie es eine homogene Ostseeidentität gibt. (…) Identität einesKulturraumes wie der Ostsee kann nur bedeuten, die unterschiedlichen regionalen Eigenheitenzu akzeptieren, einen Dialog unter ihnen zu erlauben, Einflüsse von außen festzuhalten(HENNINGSEN 2002, S. 29).Bernd Henningsen, Direktor des Nordeuropa-Instituts an der Humboldt-Universität zu Berlin,negiert ebenfalls die Annahme, dass man überhaupt von einer Wesensgleichheit oder voneiner gemeinsamen Ostseeidentität sprechen könne und sieht auch in Zukunft keinen einheitlichenOstseeraum, sondern eine Identität, die sich aus der Akzeptanz des heterogenenRaums entwickelt. Besonders in den 1990er Jahren entstanden, wie bereits erläutert, vieleKooperationen, die sich zu einem immer dichteren Netzwerk über den Raum verwoben. DieseEntwicklung hat die gemeinsame politische und außerpolitische Zusammenarbeit in derGroßregion auch schnell unübersichtlich erscheinen lassen (BRAND & SCHRÖTER 2001, S.7). Genau diese Vielfalt sieht Bernd Henningsen allerdings auch als Charakteristikum derOstseeregion, ja sogar als Alleinstellungsmerkmal. Für ihn sind es genau diese zahlreichenBemühungen zu kooperieren, gemeinsam die Bildung und Forschung voranzubringen, dieInfrastruktur im Raum auszubauen und Sicherheits- und Umweltfragen gemeinsam zu beantworten,die beweisen, dass die Ostseeidentität in der Heterogenität des Raums zu findensei, und man sie eigentlich nur noch gemeinsam herauskristallisieren und kommunizierenmüsse. Diese Identität wäre allerdings durch den Kalten Krieg verschleiert worden und müssesich nach und nach erst wieder entwickeln (HENNINGSEN 2002, S. 19). Damit setzt erauf die Vielfalt des Ostseeraums und sieht die Identität der Region nicht in deren einheitlichenRaummerkmalen. Eine gemeinsame Identität entsteht „nicht von oben (...), sondern alsSumme der Ergebnisse einer Vielzahl von kleinen und kleinsten Kontakten und Netzwerken“(STEINFELD 1996, S. 27). Die Suche nach der Ostseeidentität ist seit Beginn der Ostseekooperationein Fokus der Zusammenarbeit. Im Mittelpunkt stand bisher allerdings, so Leena-Kaarina Williams, nicht der kohärente Raum, sondern der „Facettenreichtum“ der Region,nicht nur bezogen auf die mannigfaltigen Netzwerke (WILLIAMS 2007, S. 118).Die Vielfalt der potenziellen „region-builder“ im Ostseeraum führt allerdings auch zu einemProblem der konkreten Abgrenzung der Region, denn die Grenzen werden je nach Forschungsinteressegezogen. „Niemand könne bei dieser Vielzahl an Netzwerken und Organisationendie Demarkation der Ostseeregion bestimmen“ (ebenda). Dadurch kann die Zugehörigkeiteiniger Länder oder Teilgebiete zur Region von außen, aber auch von innen, nurerschwert wahrgenommen werden, da sich die Unsicherheiten dieser Gebiete über ihre Beziehungzur Ostseeregion in einer schwächeren Identifikation der regionalen Akteure mitdem Ostseeraum äußern.Diese ausgewählten Expertenmeinungen sollen verdeutlichen, dass man in der Literatur bishernoch nicht von einer homogenen Ostseeidentität gesprochen hat, sondern, dass dasidentitätsstiftende Potenzial in der Vielfältigkeit des Großraums verankert ist.Das Meer sei kein Identitätsstifter, da es die Anrainer einander nicht näher bringe, RusslandsKooperationsbereitschaft sei fragwürdig und Gemeinsamkeiten rar gesät. Die Experten sprechenvon einem heterogenen Raum, in dem, politisch betrachtet, die Transformationsstaaten79

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