Infodienst Krankenhäuser - ver.di: Gesundheits- und Sozialwesen
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Asklepios sucht <strong>di</strong>e Konfrontation<br />
mit Beschäftigten <strong>und</strong> <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />
Die Nullr<strong>und</strong>e im Krankenhaus<br />
sollen <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
zahlen!<br />
»Die Gewerkschaften <strong>ver</strong>breiten<br />
gern das Ammenmärchen, <strong>di</strong>e<br />
privaten zahlten schlechter ...«,<br />
empört sich Elmar Willebrandt,<br />
Geschäftsführer der Asklepios-<br />
Kliniken GmbH, im Interview mit<br />
der Zeitschrift »führen & wirtschaften«<br />
(Nr. 1/2003, S. 9). Und<br />
selbst<strong>ver</strong>ständlich durchschaut er<br />
auch <strong>di</strong>e niederen Beweggründe<br />
»der Gewerkschaften«. Denn »der<br />
wahre Gr<strong>und</strong> der massiven Gegnerschaft<br />
ist <strong>di</strong>e Angst vor einem<br />
massiven Mitgliederschw<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
damit vor dem Verlust von Macht<br />
<strong>und</strong> Einfluss, denn erfahrungsgemäß<br />
nimmt der Organisationsgrad<br />
der Mitarbeiter nach einigen<br />
Jahren der Zugehörigkeit zu<br />
einem privaten Unternehmen ab.«<br />
Ein privates Klinikunternehmen –<br />
<strong>ver</strong>mutlich soll sich <strong>di</strong>e Aussage<br />
auf <strong>di</strong>e Unternehmen der Asklepios-Gruppe<br />
beziehen – böte nämlich<br />
seinen Mitarbeitern durchaus<br />
»faire Entlohnung«, »Eigen<strong>ver</strong>antwortung,<br />
Karrieremöglichkeiten<br />
<strong>und</strong> Aufstiegschancen«, stelle<br />
einen »attraktiven <strong>und</strong> sicheren<br />
Arbeitsplatz« zur Verfügung, <strong>und</strong><br />
könne somit »faire Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
auch außerhalb von Gewerkschaftsaktivitäten<br />
<strong>ver</strong>nünftig<br />
gestalten«.<br />
Soweit der O-Ton aus Königstein.<br />
Praktische Erfahrungen mit<br />
der »<strong>ver</strong>nünftigen Gestaltung ihrer<br />
Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen außerhalb<br />
von Gewerkschaftsaktivitäten«<br />
können nach den Angaben auf der<br />
Internetseite des Konzerns z.Zt.<br />
bereits r<strong>und</strong> 20.000 Beschäftigte<br />
machen, <strong>di</strong>e einen Umsatz von insgesamt<br />
1 Mrd. € erwirtschaften.<br />
War aller<strong>di</strong>ngs <strong>di</strong>e bisherige Vorgehensweise<br />
des Konzerns in den<br />
von Asklepios übernommenen Ein-<br />
FREESTYLE<br />
richtungen davon gekennzeichnet,<br />
dass zur Vermeidung von betrieblichen<br />
Konflikten <strong>di</strong>e Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
der zum Zeitpunkt der<br />
Übernahme bereits beschäftigten<br />
»Alt«arbeitnehmerInnen unangetastet<br />
blieben <strong>und</strong> nur Neueingestellte<br />
<strong>di</strong>e Segnungen der »fairen<br />
Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen« außerhalb<br />
von störenden Gewerkschaftsaktivitäten<br />
in Anspruch nehmen durften,<br />
scheint sich jetzt ein Strategiewechsel<br />
anzudeuten. So sollen<br />
in <strong>di</strong>esem Jahr in Hessen u.a. in<br />
den Asklepios-Kliniken in Wiesbaden,<br />
Langen, Seligenstadt <strong>und</strong> Bad<br />
Wildungen auch »Alt«fälle <strong>di</strong>e<br />
BAT-Steigerungen von 2,4% nicht<br />
mehr erhalten.<br />
Möglicherweise werden <strong>di</strong>e<br />
Asklepios-Belegschaften jetzt von<br />
ihrem Arbeitgeber zur Kasse gebeten<br />
für ein Unternehmenswachstum<br />
in den letzten Jahren von<br />
durchschnittlich 30% pro Jahr,<br />
das auch mit wirtschaftlich riskanten<br />
Klinikübernahmen erzielt<br />
wurde.<br />
Nachdem zumindest in den anderen<br />
großen privaten deutschen<br />
Klinikketten inzwischen <strong>di</strong>e Erkenntnis<br />
wächst, dass ein »fairer«<br />
Interessenausgleich zwischen<br />
Unternehmen <strong>und</strong> Arbeitnehmern<br />
weder durch Lohndumping noch<br />
durch tarif<strong>ver</strong>trags- <strong>und</strong> gewerkschaftsfreie<br />
Zonen in <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />
erreicht werden kann, sind<br />
anstehende Klinikübernahmen<br />
durch Asklepios für <strong>di</strong>e betroffenen<br />
ArbeitnehmerInnen durchaus<br />
noch wesentlich kritischer zu betrachten.<br />
In Kliniken, <strong>di</strong>e bereits<br />
zum Konzern gehören, wird ein<br />
Konflikt um Tarif<strong>ver</strong>träge auf BAT-<br />
Niveau sowohl immer notwen<strong>di</strong>ger<br />
als auch wahrscheinlicher. ■<br />
Georg Schulze-Ziehaus<br />
Asklepios ist z.B. auch Gesellschafter der International Neuroscience Institute<br />
GmbH (INI) in Hanno<strong>ver</strong> (neben Prof. Samii, der Siemens AG <strong>und</strong> einem<br />
Bankenkonsortium unter Führung der NordLB)<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 27<br />
Tarifpolitik