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Infodienst Krankenhäuser - ver.di: Gesundheits- und Sozialwesen

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darüber, <strong>di</strong>e Kosten für den schulischen<br />

Teil der Ausbildung auf <strong>di</strong>e<br />

Länder zu übertragen. Der Deutsche<br />

Pflegerat (DPR), ein Zusammenschluss<br />

<strong>di</strong><strong>ver</strong>ser pflegerischer<br />

Berufs<strong>ver</strong>bände hatte sich am R<strong>und</strong>en<br />

Tisch im BMG hierfür stark<br />

gemacht <strong>und</strong> <strong>di</strong>eses Anliegen auch<br />

ins aktuelle Gesetzgebungs<strong>ver</strong>fahren<br />

zum Krankenpflegegesetz eingebracht.<br />

Ohne eine gr<strong>und</strong>legende<br />

Strukturreform der Ausbildung<br />

<strong>und</strong> ihre Integration in das System<br />

der beruflichen Bildung ist eine<br />

solche Forderung jedoch fahrlässig,<br />

wenn nicht sogar gefährlich.<br />

Ein solches Anliegen hat kaum<br />

Chancen im B<strong>und</strong>esrat akzeptiert<br />

zu werden, ohne dass an anderer<br />

Stelle ein Ausgleich erfolgt.<br />

Solange <strong>di</strong>e Schulen mit <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />

»notwen<strong>di</strong>gerweise<br />

<strong>ver</strong>b<strong>und</strong>en« sind, erscheint <strong>di</strong>ese<br />

Finanzierung auch plausibel. Zumindest<br />

bereitet sie in der Regel<br />

keine Probleme, weil der Anteil<br />

der Ausbildungskosten an den Gesamtausgaben<br />

der Krankenkassen<br />

für <strong>Krankenhäuser</strong> relativ gering<br />

ist <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Krankenkassen bisher<br />

nicht dadurch aufgefallen sind, an<br />

<strong>di</strong>eser Stelle sparen zu wollen. Der<br />

in den letzten Jahren vorgenommene<br />

Ausbildungsplatzabbau ist<br />

auch weniger den Krankenkassen<br />

anzulasten, denn <strong>di</strong>e Ausbildungskosten<br />

wurden vollstän<strong>di</strong>g über<br />

<strong>di</strong>e Pflegesätze refinanziert. Verantwortlich<br />

für den Rückgang der<br />

Ausbildungsplatzzahlen sind in erster<br />

Linie <strong>di</strong>e Krankenhausträger<br />

<strong>und</strong> ihre Verwaltungen, <strong>di</strong>e innerhalb<br />

ihrer Budgets Umschichtungen<br />

zu Lasten der Ausbildung vornehmen<br />

aber gleichzeitig über<br />

Fachkräftemangel klagen.<br />

Aller<strong>di</strong>ngs unterliegen <strong>di</strong>e Erhöhungen<br />

der Ausbildungs<strong>ver</strong>gütungen<br />

den gleichen Problemen wie<br />

<strong>di</strong>e Vergütungserhöhungen ins-<br />

gesamt. Nach § 71 Sozialgesetzbuch<br />

V – Gr<strong>und</strong>satz der Beitragsstabilität<br />

– sollen Beitragssatzsteigerungen<br />

<strong>ver</strong>mieden werden<br />

<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Vergütungen der Leistungserbringer<br />

(z.B. <strong>Krankenhäuser</strong>)<br />

insgesamt dürfen in der Regel<br />

nicht höher steigen als <strong>di</strong>e Einnahmen<br />

der Krankenkassen. Die Vergütungs<strong>ver</strong>einbarungen<br />

sind gekoppelt<br />

an <strong>di</strong>e durchschnittlichen<br />

Veränderungsraten der beitragspflichtigen<br />

Einnahmen aller Mitglieder<br />

der Krankenkassen. Diese<br />

Veränderungsraten sind keineswegs<br />

immer identisch mit den von<br />

den Gewerkschaften in den <strong>ver</strong>schiedenen<br />

Tarifbereichen erkämpften<br />

Vergütungserhöhungen.<br />

Mit der Umstellung der Krankenhausfinanzierung<br />

auf <strong>di</strong>agnosebezogene<br />

Fallpauschalen (Diagnosis<br />

Related Groups - DRG), <strong>di</strong>e mit<br />

dem Fallpauschalengesetz vom<br />

23. April 2002 beschlossen wurde,<br />

wird auch <strong>di</strong>e Ausbildungsfinanzierung<br />

neu gestaltet. Geradezu<br />

revolutionär ist <strong>di</strong>e künftige Finanzierung<br />

aus einem Ausbildungsfonds,<br />

in den alle <strong>Krankenhäuser</strong>,<br />

gleichgültig, ob sie selber ausbilden<br />

oder nicht, einen speziell für<br />

<strong>di</strong>e Ausbildungskosten erhobenen<br />

Zuschlag einzahlen müssen. Der<br />

Zuschlag wird ab 1. Januar 2004<br />

erhoben. Allen vorgeschobenen<br />

Argumenten von Wettbewerbsnachteilen<br />

der ausbildenden <strong>Krankenhäuser</strong><br />

<strong>und</strong> ihrer hohen Ausbildungskosten<br />

wird damit der<br />

Boden entzogen.<br />

Mit dem derzeit in der parlamentarischen<br />

Beratung befindlichenFallpauschalenänderungsgesetz<br />

(FPÄndG) soll auf Betreiben<br />

der Krankenhausträger <strong>di</strong>e Bildung<br />

der Ausbildungsfonds um ein Jahr<br />

auf das Jahr 2005 <strong>ver</strong>schoben<br />

werden. Die Begründung ist kurios.<br />

Wegen der hohen Arbeitsbe-<br />

lastungen bei der Ermittlung der<br />

Daten für <strong>di</strong>e Einführung der <strong>di</strong>agnosebezogenen<br />

Fallpauschalen<br />

sehen sich <strong>di</strong>e <strong>Krankenhäuser</strong><br />

nicht in der Lage, <strong>di</strong>e erforderlichen<br />

Daten für <strong>di</strong>e Kosten der<br />

Ausbildung zur Verfügung zu stellen.<br />

Es liegt der Verdacht nahe,<br />

dass <strong>di</strong>e <strong>Krankenhäuser</strong> gar nicht<br />

wissen, was ihre Ausbildungsgänge<br />

kosten. Zwar glauben sie zu<br />

wissen, dass Ausbildung zu teuer<br />

ist, was sie tatsächlich kostet, ist<br />

aber nicht bekannt. Diese Einschätzung<br />

deckt sich mit den Er-<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 31<br />

GERD DIELMANN<br />

Berufliche Bildung

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