Infodienst Krankenhäuser - ver.di: Gesundheits- und Sozialwesen
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Vor Ort<br />
Herz- <strong>und</strong> Kreislaufzentrum<br />
Rotenburg an der Fulda<br />
Rückblick<br />
Am 1. Dezember 2001 wurde<br />
das Insolvenz<strong>ver</strong>fahren für das<br />
Herz- <strong>und</strong> Kreislaufzentrum (HKZ)<br />
Rotenburg an der Fulda u.a.<br />
wegen Rückforderungen der Krankenkassen<br />
aus Budgetüberschreitungen<br />
in Höhe von ca. 220 Mio.<br />
DM eröffnet.<br />
Zum Herz- <strong>und</strong> Kreislaufzentrum<br />
gehören das Kar<strong>di</strong>ologische Fachkrankenhaus,<br />
<strong>di</strong>e Klinik für Herz<strong>und</strong><br />
Gefäßchirurgie, <strong>di</strong>e Rehabilitations-<br />
<strong>und</strong> AHB Klinik <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />
Rodenberg-Klinik.<br />
Diese Kliniken wurden bis zu Eröffnung<br />
des Insolvenz<strong>ver</strong>fahrens<br />
als rechtlich eigenstän<strong>di</strong>ge GmbHs<br />
geführt <strong>und</strong> betrieben. Deren Fortführung<br />
konnte während des laufenden<br />
Insolvenz<strong>ver</strong>fahrens mit<br />
Zusagen zum Erhalt der Versorgungsaufträge<br />
<strong>und</strong> damit der genehmigten<br />
Budgets durch <strong>di</strong>e<br />
Krankenkassen <strong>und</strong> des Hessischen<br />
Sozialministeriums im Rahmen<br />
eines Fortführungs- <strong>und</strong> Sanierungskonzeptes<br />
der Insolvenz<strong>ver</strong>waltung<br />
gewährleistet werden.<br />
So konnte <strong>di</strong>e Versorgung der<br />
Patientinnen <strong>und</strong> Patienten <strong>und</strong><br />
damit <strong>di</strong>e Arbeitsplätze gesichert<br />
werden. Personalabbaumaßnahmen<br />
wurden notwen<strong>di</strong>g, da das<br />
vorhandene Personal dem genehmigten<br />
Budget angepasst werden<br />
musste. Ein Sozialplan wurde ausgehandelt.<br />
Die ca. 165 betroffenen<br />
Beschäftigten erhielten <strong>di</strong>e<br />
Möglichkeit sich in einer Qualifizierungsgesellschaft<br />
fortzubilden.<br />
Dieses Angebot nahmen über 90%<br />
an. Von den einst 804 Beschäftigten<br />
in den Kliniken sind es derzeit<br />
noch 591.<br />
Seit der Eröffnung des Insolvenz<strong>ver</strong>fahrens<br />
gab es mehre Angebote<br />
zum Kauf der Klinken.<br />
Darunter auch ein kommunales<br />
Kaufangebot mit regionalem Kon-<br />
zept. Versuche <strong>di</strong>e Kliniken an private<br />
Konzerne zu <strong>ver</strong>kaufen (u.a.<br />
Asklepios), sind aus unterschiedlichen<br />
Gründen gescheitert.<br />
Ausblick<br />
Während einer Klausurtagung im<br />
Januar 2003 wurden <strong>di</strong>e Weichen<br />
für <strong>di</strong>e Fortführung der Kliniken<br />
unter der Leitung der Insolvenz<strong>ver</strong>waltung<br />
<strong>und</strong> der Moderation<br />
des hessischen Sozialministeriums<br />
gesichert.<br />
Gr<strong>und</strong>lage <strong>di</strong>eses Konzeptes ist<br />
<strong>di</strong>e Bildung einer Betreibergesellschaft<br />
unter Beteiligung der Landkreise<br />
Kassel <strong>und</strong> Hersfeld Rotenburg,<br />
der beiden Chefärzte <strong>und</strong><br />
der Pergola KG.<br />
Die Pergola KG ist <strong>di</strong>e bisherige<br />
»Besitzgesellschaft«, <strong>di</strong>e bis zur<br />
Annahme der Insolvenzpläne<br />
durch <strong>di</strong>e Gläubigerausschüsse,<br />
<strong>di</strong>e Gläubiger<strong>ver</strong>sammlungen <strong>und</strong><br />
des Insolvenzgerichtes durch <strong>di</strong>e<br />
Insolvenz<strong>ver</strong>waltung <strong>ver</strong>treten<br />
wird.<br />
Das Konzept beinhaltet<br />
■ <strong>di</strong>e Zusage einer Landesbürgschaft<br />
bis zu 6 Mio. €<br />
■ <strong>di</strong>e Behandlung von Patienten<br />
in der Neurologie <strong>und</strong> neurologische<br />
Rehabilitation<br />
■ eine Abstimmung der Leistungsangebote<br />
zwischen den beteiligten<br />
Klinikbetreibern<br />
■ <strong>di</strong>e Sicherung der bestehenden<br />
Arbeitsplätze.<br />
Mit <strong>di</strong>eser Lösung geht für <strong>di</strong>e<br />
Beschäftigten im HKZ eine lange<br />
Zeit der Unsicherheit – nach vielen<br />
erlebten Enttäuschungen – dem<br />
Ende entgegen. Dieses Konzept<br />
eignet sich <strong>di</strong>e me<strong>di</strong>zinische Versorgung<br />
in der Region <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Arbeitsplätze<br />
langfristig zu sichern.<br />
Als starke Interessen<strong>ver</strong>tretung<br />
der Beschäftigten<br />
ist <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> in dem Reorganisationsprozess<br />
aufgetreten. Allein<br />
innerhalb des letzten Jahres stieg<br />
<strong>di</strong>e Zahl der <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Mitglieder im<br />
HKZ nochmals um 15%.<br />
Das HKZ war vor der Reorganisation<br />
außerordentliches <strong>und</strong> damit<br />
nicht tarifgeb<strong>und</strong>enes Mitglied des<br />
Arbeitgeber<strong>ver</strong>bandes Privatkrankenanstalten.<br />
In <strong>di</strong>esem Jahr wird es ein<br />
wichtiges Ziel sein, <strong>di</strong>e Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
der Beschäftigten<br />
auf BAT-Niveau eigenstän<strong>di</strong>g tarif<strong>ver</strong>traglich<br />
zu regeln. Die dazu<br />
erforderliche gewerkschaftliche<br />
Stärke <strong>und</strong> Erfahrung ist im HKZ<br />
inzwischen erreicht.<br />
Erste Gespräche zur Übernahme<br />
des Tarifergebnisses des Öffentlichen<br />
Dienstes sind für den<br />
23. April 2003 <strong>ver</strong>einbart.<br />
Das neue HKZ unter kommunaler<br />
Beteiligung ist aus unserer Sicht<br />
eine zukunftsweisende Lösung.<br />
Der erste Schritt in Richtung regionale<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong><strong>ver</strong>sorgung ist<br />
damit erfolgt. Ob vorhandene Kapazitäten<br />
besser genutzt werden,<br />
Leistungen gebündelt <strong>und</strong> eine<br />
Abstimmung vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
der Veränderungen im Krankenhausbereich<br />
gelingt <strong>und</strong> damit das<br />
Konzept umgesetzt werden kann,<br />
berichten wir in einer der nächsten<br />
Ausgaben.<br />
Letzte Meldung<br />
Die Kreistage haben der Beteiligung<br />
in Höhe von 5% zugestimmt.<br />
Damit scheint Stufe 2 erreicht!<br />
■<br />
Angelika Kappe<br />
54 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003