Infodienst Krankenhäuser - ver.di: Gesundheits- und Sozialwesen
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Vor Ort<br />
Altenkirchen: Bürger kämpfen gegen<br />
Privatisierung ihrer <strong>Krankenhäuser</strong><br />
Im Juni 2003 entscheiden <strong>di</strong>e<br />
Menschen im rheinlandpfälzischen<br />
Landkreis Altenkirchen<br />
über Zukunft der<br />
Kliniken – <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> pocht auf<br />
tragfähiges Zukunftsmodell,<br />
das Interessen von Beschäftigten<br />
<strong>und</strong> Patienten gerecht wird<br />
www.buerger-fuer-krankenhaeuser.de<br />
Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> 18 / Nov. 2002, S. 51<br />
Im Juni fällt <strong>di</strong>e Entscheidung.<br />
Denn für Juni ist der Bürgerentscheid<br />
angesetzt. Dann bestimmen<br />
<strong>di</strong>e BürgerInnen des rheinlandpfälzischen<br />
Landkreises Altenkirchen,<br />
wie es mit den beiden<br />
<strong>Krankenhäuser</strong>n des Kreises<br />
weitergeht: Ob als private Kliniken<br />
oder – <strong>und</strong> dafür machen sich <strong>di</strong>e<br />
Beschäftigten <strong>und</strong> <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> stark –<br />
weiter unter dem Dach des Kreises.<br />
Eine Privatisierung der beiden<br />
Kliniken stellt kein tragfähiges Zukunftsmodell<br />
für <strong>Krankenhäuser</strong><br />
dar, argumentieren sie. Die Interessen<br />
der Patienten <strong>und</strong> der Beschäftigten<br />
würden dabei mit<br />
Füßen getreten.<br />
Befürchtet wird, dass bei einer<br />
Privatisierung nicht mehr <strong>di</strong>e me<strong>di</strong>zinische<br />
Versorgung der Bürger<br />
im Mittelpunkt steht, sondern <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong><strong>di</strong>enste,<br />
<strong>di</strong>e den größten<br />
Profit <strong>ver</strong>sprechen – ob <strong>di</strong>e Menschen<br />
im Landkreis <strong>di</strong>ese Dienste<br />
brauchen oder nicht.<br />
Doch es geht nicht nur um privat<br />
oder kommunal. Eine gehörige<br />
Portion Mauschelei innerhalb des<br />
bürgerlichen Lagers würzt nach<br />
Ansicht von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> den Hickhack<br />
um <strong>di</strong>e beiden <strong>Krankenhäuser</strong> des<br />
Kreises.<br />
Dass es überhaupt zu einer Abstimmung<br />
der Bürger kommt, ist<br />
dem Bürgerbegehren zu <strong>ver</strong>danken,<br />
das <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
initiierten. 12.000 Unterschriften<br />
waren nötig, fast 25.000<br />
kamen zusammen. Die Initiatoren<br />
haben Gr<strong>und</strong> zur Hoffnung, dass<br />
der geplante Verkauf der Kliniken<br />
nicht nur den Beschäftigten, sondern<br />
auch den Bürgern ein Schauder<br />
über den Rücken laufen lässt<br />
<strong>und</strong> sie sich deshalb dafür einsetzen,<br />
dass beide Häuser weiter in<br />
kommunaler Regie bleiben.<br />
Verkettung unglücklicher<br />
Umstände<br />
Seit fast einem Jahrzehnt kommen<br />
<strong>di</strong>e beiden Kliniken mit ihren<br />
insgesamt 530 Betten <strong>und</strong> 1.200<br />
Beschäftigten nicht zur Ruhe:<br />
Erst engagierte der Landkreis<br />
den falschen Chefarzt für das<br />
Haus in Altenkirchen. Der Mann<br />
hatte zwar prof<strong>und</strong>e wissenschaftliche<br />
Kenntnisse <strong>und</strong> einen Professorentitel,<br />
was viele Politiker des<br />
Kreises beeindruckte. Doch durch<br />
eine zweifelhafte Fersehberichterstattung<br />
wurde der Mann zum<br />
»Operateur mit der ungeschickten<br />
Hand«. Nach nicht einmal drei<br />
Tagen musste er das Haus wieder<br />
<strong>ver</strong>lassen. Die Folge: Die Abteilung<br />
war ein halbes Jahr nicht besetzt<br />
<strong>und</strong> das Krankenhaus hatte einen<br />
Einbruch bei den Erlösen in Millionenhöhe.<br />
Nach der Professorenepisode engagierte<br />
der Landkreis einen Verwaltungs<strong>di</strong>rektor<br />
für <strong>di</strong>e beiden<br />
Kliniken, der sich vor allem durch<br />
Parteiqualifikation <strong>und</strong> geringes<br />
Geschick bei den Verhandlungen<br />
mit den Kostenträgern auszeichnete.<br />
»Es war eine Verkettung unglücklicher<br />
Umstände«, beschreiben<br />
Beobachter <strong>di</strong>e Situation in<br />
der 90er Jahren.<br />
Seit 1997 Gezerre um<br />
Rechtsform<br />
Doch kaum hatte sich <strong>di</strong>e Klinik<br />
mühsam von <strong>di</strong>esen Schlappen erholt,<br />
begann das Gezerre um <strong>di</strong>e<br />
Rechtsform: Bis 1997 waren <strong>di</strong>e<br />
Kliniken Eigenbetriebe des Landkreises<br />
Altenkirchen. Zum Januar<br />
1998 wurden <strong>di</strong>e beiden <strong>Krankenhäuser</strong><br />
in eine kommunale Gesellschaft<br />
umgewandelt, wobei der<br />
Landkreis einziger Gesellschafter<br />
blieb, aller<strong>di</strong>ngs wurde das Management<br />
dem b<strong>und</strong>esweit größten<br />
privaten Klinikbetreiber, der<br />
56 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003