Heft 2/2002
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GATWU - Forum, Nr. 2/<strong>2002</strong> Seite 10<br />
unbedingt so affirmativ wie es deren Lobby erwartet) auch wirklich integriere.<br />
Selbst wenn dies möglich wäre, sollte es nicht unser Ehrgeiz sein. Allein der<br />
Hinweis auf die beiden anderen Partikularfächer Technik und Haushalt mit ihren<br />
stattlichen Stoffsammlungen macht deutlich, dass Integration nicht Addition<br />
heißen kann, sondern die Suche nach neuer Qualität.<br />
Wallochs Beitrag verdient eine hoffentlich auch von weiteren Mitgliedern aufzugreifende<br />
Auseinandersetzung. Zunächst möchte ich Zweifel anmelden, ob<br />
die „Theoriebildung innerhalb der Wirtschaftswissenschaft“ prä-keynesianisch<br />
zu nennen ist. Sie ist eher mathematisch - ökonometrisch und im Gegensatz zu<br />
den Klassikern sozialphilosophisch entleert.<br />
Auf den Punkt gebracht: Walloch findet die Arbeitslehre-Ökonomie trivial und<br />
auf Einkaufszettel- Perspektive reduziert. („Auskommen mit dem Einkommen“,<br />
„Materialpreisberechnung“). Er vermisst die Großthemen, die da u.a. heißen:<br />
Globalisierung, Sozialdumping, WTO, IWF, Weltbank, Inflation. Völlig zu<br />
Recht stellt er allerdings auch die Frage, ob die Beteiligung am Aktienspiel der<br />
Sparkassen irgend eine Kritikfähigkeit befördert. Zutreffend ist sein Hinweis,<br />
dass es keineswegs überall Arbeitslehre gebe, nur daran ist gewiss die Arbeitslehre<br />
nicht schuld.<br />
Nun hat unsere Schule schon immer hochgestapelt. Der Deutschlehrer liest<br />
Heinrich v. Kleist und die Schüler kommen mit einem Miniwortschatz aus, in<br />
dem „cool“, „echt“ und „geil“ kommunikationsbeherrschend sind. Der Mathelehrer<br />
quält sich und die Schüler mit dem Sinus und dem Cosinus während die<br />
letzteren behaupten, sieben Prozent von 70 € seien 7 €.<br />
Vielleicht müssen wir anfangen ehrlicher zu sein und dazu gehört auch, „Wirtschaft“<br />
von unten zu lehren. Ich kann das hier nur skizzenhaft verdeutlichen.<br />
Der Berliner Rahmenplan Arbeitslehre stellt eine praktische Aufgabe in den<br />
Mittelpunkt. Diese kann technikbetont sein, aber auch den Handlungsschwerpunkt<br />
im sozialpflegerischen oder lebensmittelverarbeitenden Sachfeld haben.<br />
Immer sind es zwölf Projektdimensionen, die zu einer mehrperspektivischen<br />
Arbeitsweise zwingen. Gewiss, auch in Berlin gibt es noch Lehrer, die einen<br />
schlecht gestalteten „Hocker“ bauen, dilettantisch was die eingesetzten Techniken<br />
angeht, und damit vollauf beschäftigt sind. Es gibt aber auch technisch sehr<br />
anspruchsvolle Produkte nach deren Fertigung Zeit für eine vergleichende Betriebserkundung<br />
ist, die immer auch wirtschaftsrelevante Einsichten vermittelt.<br />
Bestimmte Primitivprodukte der Arbeitslehre lassen gar keine industriellen<br />
Vergleiche zu.<br />
- Im Sachfeld Textilien fertigen die Schüler Teddybären, und es wird die Herkunft<br />
der meisten auf dem deutschen Markt befindlichen Spielzeuge untersucht.<br />
Diese werden in Ostasien von Frauen unter frühkapitalistischen Bedingungen<br />
gefertigt.<br />
- Im Sachfeld Ernährung heißt das Thema „Gemüse“. Neben unterschiedlichen<br />
Garmethoden geht es um ökologischen Landbau und um industriell gefertigte