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Heft 2/2002

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GATWU - Forum, Nr. 2/<strong>2002</strong> Seite 23<br />

nes Technik-Unterrichts zur Rüstungsproduktion<br />

der Junkerswerke<br />

hätten einbezogen werden können.<br />

Wie Lernende nicht dem „Faszinosum“<br />

von Militärobjekten, etwa auch<br />

durch analoge Computerspiele, erliegen,<br />

sondern sich kritisch mit dem<br />

Thema auseinandersetzen können.<br />

Notwendig wäre vor den Exkursion<br />

die Entwicklung von Sichtachsen auf<br />

die Rüstungsproduktion gewesen, als<br />

analytisches Instrumentarium gegenüber<br />

musealen Evidentdarstellungen<br />

als Form unreflektierten Umgangs mit<br />

der Kriegsproduktion.<br />

Das Museum Hugo Junker war dem<br />

„Professors Junker“ gewidmet, nicht<br />

nur seiner rüstungstechnischen Produkte,<br />

sondern auch seiner Gastherme<br />

und seinen Sitzmöbeln. Denn er ist<br />

„nicht nur Vorbild als moderner Unternehmensführer,<br />

sondern vor allem<br />

auch ein Vorbild für die Jugend“, so<br />

nachzulesen im Flyer des Technikmuseum.<br />

Also auch eine Bezugsgröße<br />

ökonomischer Bildung. Obwohl die<br />

Gründe für die „Enteignung“ Junkers<br />

1933 leider nicht deutlich dargestellt<br />

werden, scheint es so zu sein, dass das<br />

Unternehmen schlicht konkursreif war<br />

und die Nationalsozialisten für ihre<br />

Kriegspläne die Junkers-Flugzeuge<br />

brauchten. Dies lässt an den Qualitäten<br />

dieses modernen „Unternehmensführer“<br />

zweifeln. Eine Ju-52/3m steht<br />

als der „Star“, so der Flyer, in der Halle<br />

des Museums. Hinweise auf ihre<br />

Kriegseinsätze, aber auch auf die Einsätze<br />

in Vorbereitung auf den 2.<br />

Weltkrieg, zum Beispiel gegen das<br />

spanische Guernica während des Spanischen<br />

Bürgerkriegs fehlen voll-<br />

kommen. Wie müssen die Sichtachsen<br />

für diese Museum aussehen?<br />

Von dem eher zivilen Museum ging es<br />

dann nach Bernburg zur ständigen<br />

Ausstellung „ Der Aufstieg und Fall<br />

der Bernburger Flugzeugindustrie“ -<br />

frei nach Bertolt Brecht. Hier wurde<br />

nur gefragt, „ob die Zielstellung klar<br />

sei“, aber zum Diskurs über die Zielstellung<br />

fehlten die Sichtachsen. Der<br />

Grundlehrgang der Flugmotorenschlosser<br />

und Flugzeugbauer war<br />

zwar in einer Schautafel dargestellt, es<br />

fehlt der Vergleich zur aktuellen Berufsausbildung<br />

und damit zu einer Geschichte<br />

der Lehrlingsausbildung, ihrer<br />

Kontinuität und ihren Veränderungen<br />

im Reflex auf die gesellschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen. Ein<br />

Mitarbeiter begeistert sich für die<br />

Röhrenausstattung funktechnischer<br />

Geräte nicht nur deutschen Wehrmacht,<br />

sondern auch der Roten Armee<br />

und der NVA. Nach dem Motto, welche<br />

der Röhren die veränderten politischen<br />

Zeitläufe am besten überstanden<br />

hat. Sicherlich hoch bedeutsam<br />

für den Technikunterricht. Und dann<br />

wurde im „Bunker“ noch ein Hilfsaggregat<br />

für Flugzeuge angeworfen, mit<br />

einer Abgasabführung an die Außenfassade,<br />

fast so schön wie ein knatternder<br />

Rasenmäher mit Verbrennungsmotor.<br />

Die Flakstellungen im<br />

Modell und Luftschutzeinrichtungen<br />

waren weitere Highlights der Ausstellung.<br />

Schade, dass der Bergungstrupp<br />

der Ausstellung seine Jagd nach<br />

Wrackteilen von Junkersmaschinen<br />

nur im Video vorführen konnte.

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