FACHVERBAND PHILOSOPHIE Mitteilungen
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• Dynamisierung, Dramatisierung versus Statik und Monotonie<br />
• ganzheitlich-synoptischer Zugriff statt kleinschrittiger („elementenhaft-synthetischer“)<br />
Vorgehensweise, cf. “kursorische Lektüre“<br />
Fazit:<br />
Wo die Anschauung im Philosophieunterricht fehlt (dem Schüler nach Hegel „Hören<br />
und Sehen“ vergehen soll 15 ), da verkommt dieser, wenngleich zum Teil auf „hohem“,<br />
nämlich abstraktem Niveau.<br />
Die Anstrengung des Begriffs – und auch ohne diese taugt alles nichts! – missrät zum<br />
bloßen „Verbalismus“. (Püllen 16 ) Vielleicht „besitzt“ oder gewinnt der Lehrer die philosophische<br />
Sache in ihrem fachlichen Kontext, doch verliert er den Schüler, um den es<br />
doch geht!<br />
Es gilt der Hilf- und Ideenlosigkeit so genannter Abbilddidaktik zu begegnen, die akademische<br />
Inhalte ungefiltert, ohne didaktisches Raffinement, in die Schule transportiert<br />
und den Schüler gleich welcher Stufe und Schulform – damit oft überfordert.<br />
6. Beispiele für Textfiguren<br />
Im folgenden werden unterrichtserprobte Beispiele inklusive der im Unterricht erstellten<br />
Skizzen und Grafiken vorgestellt.<br />
6.1 Descartes, Universaler Zweifel<br />
Descartes’ 1. Meditation - „Das Drama der Erkenntnis“<br />
Modellierung/Dramatisierung anhand von Textfiguren (gem. Synopse, Abb. 3)<br />
FIGUR 1 ANTITHETIK (Aufbau einer Problemspannung)<br />
Methode: Dialogisierung (fiktiver Dialog): Skeptiker – Realist<br />
Thema: Gewissheit der Außenwelt, Produktion schülereigener Dialoge;<br />
Textreorganisation unter antithetischem Aspekt; Auflösung der literarischen<br />
Form des Solilogs im Originaltext; selbständige Textredaktion<br />
Zweck/<br />
Motivation:<br />
Identifikationsangebot; Veranschaulichung durch den Perspektivenwechsel<br />
zweier Opponenten (Opposition von Skepsis und Alltagsverstand in<br />
einem Bewusstsein, vgl. Stefan Zweig: Schachnovelle, 1941)<br />
FIGUR 2 KLIMAX – GEDANKENEXPERIMENT 1<br />
Methode Dramatisierung: Schürzung des Knotens – die dreifache Intrige im Gedankenexperiment<br />
der radikalen Negation der Außenwelt: Sinnestäuschung<br />
– Traum – Deus malignus; Ziel: Falsifizierung der Realismus-<br />
Hypothese des natürlichen Bewusstseins<br />
Zweck/<br />
Motivation:<br />
Verstärkung des Problemdrucks und äußerste Denkprovokation (advocatus<br />
diaboli) durch schrittweise Beraubung der Außenwelt; Destruktion des<br />
natürlichen Bewusstseins: Subjekt als Theater-Metapher im Welt-Spiel<br />
FIGUR 3 STAFFEL-SCHACHTELMODELL („Matrioschka-Figur“)<br />
Methode: Radikalisierung und Universalisierung des Arguments (Zweifel an allem),<br />
Rückgriff auf Klimax und Vergleich der dreifach gestaffelten Negationsversuche<br />
mit zunehmend universalem Wert; maximale Belastung der<br />
Hypothese<br />
Zweck/<br />
Motivation:<br />
Descartes’ „Umsturz aller Meinungen“; extreme Erschütterung des Subjekts<br />
durch Generalangriff auf die Realität<br />
<strong>FACHVERBAND</strong> <strong>PHILOSOPHIE</strong> E.V.