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FACHVERBAND PHILOSOPHIE Mitteilungen

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Platon und Aristoteles durch eine philosophische Reflexion, die sich schließlich von<br />

Standards entfernte um am Ende doch bei einem kleinen Kanon zu landen. Es sei<br />

wohl kaum denkbar philosophieren zu lernen ohne Platon und Kant. Hierauf folgte eine<br />

äußerst lebhafte Debatte. Gerade der Begriff Kanon wird ja gern ideologisch diskutiert<br />

Von daher war es sehr bedauerlich, dass das Diskussionsforum „Kanon“ wegen<br />

der Krankheit des Referenten abgesagt werden musste.<br />

Prof. Dr. Heiner Hastedt (Universität Rostock) berichtete von der Umstellung auf Bachelor-Studiengänge<br />

an der Universität Rostock. Im Vergleich mit Studienbedingungen<br />

in England wurde die neue Situation vorgestellt. Es wurde diskutiert, welche „Module“<br />

der Philosophie grundlegend sind und wie solche Studiengänge aufzubauen<br />

sind. Es war für die ältere Lehrergeneration sehr interessant Informationen über die<br />

gegenwärtige Hochschuldebatte zu erlangen, denn wir müssen ja unsere Schüler beraten<br />

und sinnvoll auf ihre weitere Ausbildung vorbereiten. In der anschließenden<br />

Diskussion wurde deutlich, dass andere Hochschulen ganz ähnliche Wege gehen und<br />

ähnliche Probleme sehen, es wurde aber auch deutlich, dass von Standardisierung<br />

der Bachelor-Studiengänge bisher keine Rede sein kann. Der Deutsche Kulturfleckerlteppich<br />

wird eher noch bunter als bisher schon. Um hier Abhilfe zu schaffen planen die<br />

Hochschulen verstärkt über Eingangsprüfungen ein zu setzen, weil die Abschlüsse<br />

bisher eben nicht auf einheitlichen Standards basieren.<br />

Aus dem vermutlich gegenwärtig brisantesten Anwendungsfeld der Philosophie berichtete<br />

Prof. Dr. Volker Gerhardt (Humboldt-Universität zu Berlin) in seinem Vortrag<br />

„Ethik in Kommissionen“. Als Mitglied des Nationalen Ethikrats steht er mitten in einer<br />

heißumkämpften Debatte. Seine philosophische Reflexion bewegte sich im Spannungsfeld<br />

von individueller Moralität und gesellschaftlich zu verantwortender Ethik.<br />

Hier wurde klar, dass die begründete philosophische Argumentation gegen die Kompromisse<br />

der Politik wenig ausrichten kann. Es wurde aber auch deutlich, dass das<br />

individuelle Engagement davon nicht zu erschüttern ist und mit guten Gründen auch<br />

philosophisch verteidigt wird.<br />

Die Workshops boten den angereisten sowie den Hamburger Lehrerinnen und Lehrern<br />

ein Forum, um über ihre Praxis zu diskutieren. Ein Vortrag über den Stand der<br />

Standardisierung der Lernziele in der KMK des Fachreferenten Philosophie der Hamburger<br />

Behörde für Bildung Dr. Christian Gefert brachte uns auf den neusten Stand<br />

der bundesweiten Debatte. Der Workshop von Dr. Markus Tiedemann „Methodische<br />

Auflagen des neuen Rahmenplans: Konkretisierung am Beispiel Platon „Apologie“ und<br />

„Höhlengleichnis“ wurde zu einem Diskussionforum für Hamburger Lehrer, die den<br />

neuen Rahmenplan kontrovers diskutierten und es auch schätzten, sich einmal wieder<br />

über ihr Verständnis von Philosophieunterricht aus zu tauschen. Mein Workshop „Bioethische<br />

Urteilsbildung“ führte zu einer Kontroverse über die Frage, ob sich nicht bioethische<br />

Handlungsnormen formulieren ließen. Mein Ansatz einer im Individuum wurzelnden<br />

Moralität sei doch zumindest riskant. Darin konnte ich nur zustimmen, sehe<br />

aber keine Lösung des Problems. Philosophieren ist riskant.<br />

Insgesamt war es eine gelungene Tagung. Die dank der gepflegten Räume an der Universität,<br />

die Ekkehard Martens uns besorgen konnte, einen angenehmen Rahmen<br />

hatte. (Wenn sie uns nicht am Samstag die Heizung abgestellt hätten.!) Am Abend<br />

kamen vor allem die Auswärtigen noch zu einem gemütlichen Abendessen zusammen<br />

und stärkten das Gefühl, einer sehr kommunikativen Veranstaltung.<br />

Martina Dege<br />

<strong>FACHVERBAND</strong> <strong>PHILOSOPHIE</strong> E.V.

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