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FACHVERBAND PHILOSOPHIE Mitteilungen

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(Dr. Burkhard Reis)<br />

Institut für Didaktik der Sprachen/Philosophiedidaktik<br />

(Prof. Dr. Ekkehard Martens)<br />

Zwischen PISA und Athen –<br />

Antike Philosophie im Schulunterricht<br />

16./17.9.2005, Warburg-Haus Hamburg, Heilwigstraße 116<br />

Ausgelöst durch die Ergebnisse der PISA-Studie und die Einführung des achtstufigen<br />

Gymnasiums mit Zentralabitur ist vielerorts eine neue Debatte über gymnasiale Bildung<br />

entbrannt. Lehrpläne werden mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit ihrer Inhalte entrümpelt<br />

und revidiert. Fächer wie Philosophie und Ethik, aber ebenso die Alten Sprachen<br />

müssen von neuem ihre Nützlichkeit unter Beweis stellen. Der Zwang zu größerer<br />

curricularer Verbindlichkeit und Standardisierung bietet aber auch die Chance für<br />

eine schärfere Profilierung gegenüber anderen Fächern, etwa durch die Besinnung auf<br />

die eigene Tradition. Dabei kommt den Texten und dem Gedankengut der griechischrömischen<br />

Antike aus verschiedenen Gründen eine besondere Bedeutung zu:<br />

1. In den philosophischen Texten der Antike kommen häufig zum ersten Mal in der<br />

Geschichte philosophische Probleme zur Sprache, die – wenn auch meist in veränderter<br />

Form – selbst nach zweieinhalb Jahrtausenden aktuell sind. Unter den in der Antike<br />

vertretenen philosophischen Positionen lassen sich z.B. die Prototypen zahlreicher ontologischer<br />

und erkenntnistheoretischer Ismen finden, die auch heute noch die Debatten<br />

beherrschen (z.B. Idealismus, Materialismus, Realismus, Relativismus, Skeptizismus).<br />

2. Der Tatsache, dass jene Fragen zum ersten Mal gestellt werden, verdanken die antiken<br />

Texte einerseits eine besondere Frische in der Argumentation, die den häufig mit<br />

Fachausdrücken überladenen Dokumenten späterer Epochen abgeht, und andererseits<br />

eine Aura existenzieller Betroffenheit in Bezug auf die sprachliche und literarische<br />

Gestaltung (z.B. Fragmente der Vorsokratiker, der Tod des Sokrates bei Platon).<br />

3. Die Methoden und die Inhalte des antiken Philosophierens stehen bei allen Gemeinsamkeiten<br />

oftmals in einem aufschlussreichen Gegensatz zum Philosophieren in<br />

der Neuzeit. Indem sie sich als historische, aber konkrete Alternative zu Letzterem<br />

präsentieren, bieten sie bisweilen überraschende Perspektiven auf die Aporien und<br />

Krisen des gegenwärtigen Denkens und liefern Ideen zu deren Überwindung (z.B. Tugendethik<br />

vs. Prinzipienethik).<br />

4. Antike Philosophie stellt als der historische Anfang der westlichen Rationalität –<br />

nicht zuletzt auch in den Naturwissenschaften – ein Kulturen übergreifendes Erbe der<br />

Menschheit dar. Ihre intensive und kreative Rezeption durch die mittelalterlichen Theologen<br />

aller drei großen monotheistischen Weltreligionen könnte sich in den Zeiten<br />

erneuerter religiöser Konflikte als Gemeinsamkeit erweisen, deren pädagogisches Potenzial<br />

bislang noch gar nicht ausgeschöpft wurde.<br />

Ohne den modernen Philosophie/Ethik-Unterricht historisieren bzw. den altsprachlichen<br />

Unterricht mit Philosophie überfrachten zu wollen, möchte die Tagung erkunden,<br />

welche besonderen Chancen eine zeitgemäße Beschäftigung mit antiker Philosophie<br />

im Schulunterricht für das Erreichen fachspezifischer und allgemeiner Lernziele eröffnet.<br />

Ziel der Tagung ist es, (a) im Rahmen einer Bestandsaufnahme Umfang, Intensität<br />

und Methodik, mit denen antike Philosophie gegenwärtig im Philosophie/Ethik- und im<br />

MITTEILUNGEN 45/2005

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