01.12.2012 Aufrufe

FACHVERBAND PHILOSOPHIE Mitteilungen

FACHVERBAND PHILOSOPHIE Mitteilungen

FACHVERBAND PHILOSOPHIE Mitteilungen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

38<br />

Ferner ist der Zeitaufwand nicht zu unterschätzen. Entwicklung, Präsentation und<br />

Auswertung im Unterricht (durch die Schüler selbst) verlangen, da „Ideallösungen“<br />

unwahrscheinlich und auch nicht intendiert sind, ein erhebliches Zeitkontingent und<br />

selbstverständlich lehrerseits sorgfältige Antizipation und Lernorganisation. Letzteres<br />

gilt vor allem für eine möglichst breite und damit allgemein motivierende Auswertungs-<br />

phase, in der gerade die „stilleren“ bzw. ansonsten weniger aktiven Schüler ein Forum<br />

erhalten. Dass Sachlichkeit und Solidarität die Kritik von Mitschülern bestimmen, sollte<br />

selbstverständlich sein. Für den Lehrer ist zudem möglichste Zurückhaltung und behutsame<br />

Kommentierung geboten. Die Erfahrung zeigt, dass Schüler selbst alsbald<br />

anschauliche und ansprechende von weniger hilfreichen Darstellungen unterscheiden<br />

und selbst verbindliche Kriterien für ihr Urteil entwickeln können. 18,19<br />

Als Qualitäten, die grafische Veranschaulichungen der Mitschüler als besonders bzw.<br />

weniger gelungen erscheinen lassen, gibt eine entsprechend vorbereitete Lerngruppe<br />

(Stufe 11) an:<br />

Einfachheit der Struktur, Anschaulichkeit, Orientierung am Text,<br />

Kombination begrifflicher und bildlicher Elemente, Konzentration<br />

auf wesentliche Momente, Komposition um ein Zentrum herum,<br />

relative Voraussetzungslosigkeit, leichte Verständlichkeit;<br />

ferner: Einfachheit, Übersichtlichkeit, Ordentlichkeit,<br />

Symmetrie der Komposition, Einsatz von ’Leitbegriffen’, Kreativität,<br />

Neugier weckend, Farbigkeit (Damast, 2000, S. 19 und 26)<br />

Die Vielzahl der Kriterien, wenn auch von einer begrenzten Probandenzahl relativ zufällig<br />

gesammelt, zeigt, dass Schüler selbst im Anfangsunterricht durchaus treffende<br />

Vorstellungen darüber entwickeln können, welchen Ansprüchen eine „Optimallösung“<br />

genügen sollte.<br />

Didaktisches Prinzip: Schüler- bzw. Dialogorientierung<br />

Bisherige Erfahrungen im Umgang mit visualisierenden Verfahren im Philosophieunterricht<br />

lassen sich in der Maßgabe zusammenfassen, dass die Lernorganisation konsequent<br />

am Schüler orientiert werden sollte.<br />

Mehr als in hergebrachten Verfahren des textgebundenen Unterrichts bildet der einzelne<br />

Schüler Ausgangspunkt und Zentrum des produktiven Geschehens, zu dem der<br />

Lehrer ’nur’ die Anleitung bietet. Der Lehrer schafft den Rahmen für das, was der<br />

Schüler mit zunehmender Übung immer anschaulicher und treffender ins Bild setzt.<br />

Voraussetzung ist ein großes Vertrauen in die Kraft der Vorstellung, das Potenzial an<br />

Imagination und Kreativität, jene „produktive Urteilskraft“, die nach Kant jedem Vernunftwesen<br />

eignet.<br />

Mindestens ebenso wichtig ist es, die Arbeit nicht mit der Präsentation möglichst zahlreicher<br />

Bild- und ’Kunstwerke’ zu beschließen. Der gerade für den Lernfortschritt, das<br />

Verstehen und Kommunizieren innerhalb der Lerngruppe ebenso wichtige Schritt besteht<br />

in der gründlichen sprachlichen Kommentierung durch den präsentierenden<br />

Schüler und der Diskussion der angesprochenen Mitschüler. Erst in diesem diskursiven<br />

Prozess arbeiten die Schüler ihr Verstehen an der Bildvorlage heraus. Das beharrliche<br />

Rückfragen, Erläutern und Verbessern ist konstitutiv für dieses Verfahren. Es<br />

dient zugleich der Klärung der Sachstruktur und der Herausbildung einer Dialogkultur.<br />

Unterrichtsschritte<br />

Um einen effektiven Einsatz visualisierender Textinterpretation zu ermöglichen, sollte<br />

auf ein ökonomisches Verhältnis von Aufwand und Ertrag, Produktion und Präsentation,<br />

geachtet werden. In der Artikulation der Lernschritte ist die Abfolge wie die Aus-<br />

<strong>FACHVERBAND</strong> <strong>PHILOSOPHIE</strong> E.V.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!