FACHVERBAND PHILOSOPHIE Mitteilungen
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Ferner ist der Zeitaufwand nicht zu unterschätzen. Entwicklung, Präsentation und<br />
Auswertung im Unterricht (durch die Schüler selbst) verlangen, da „Ideallösungen“<br />
unwahrscheinlich und auch nicht intendiert sind, ein erhebliches Zeitkontingent und<br />
selbstverständlich lehrerseits sorgfältige Antizipation und Lernorganisation. Letzteres<br />
gilt vor allem für eine möglichst breite und damit allgemein motivierende Auswertungs-<br />
phase, in der gerade die „stilleren“ bzw. ansonsten weniger aktiven Schüler ein Forum<br />
erhalten. Dass Sachlichkeit und Solidarität die Kritik von Mitschülern bestimmen, sollte<br />
selbstverständlich sein. Für den Lehrer ist zudem möglichste Zurückhaltung und behutsame<br />
Kommentierung geboten. Die Erfahrung zeigt, dass Schüler selbst alsbald<br />
anschauliche und ansprechende von weniger hilfreichen Darstellungen unterscheiden<br />
und selbst verbindliche Kriterien für ihr Urteil entwickeln können. 18,19<br />
Als Qualitäten, die grafische Veranschaulichungen der Mitschüler als besonders bzw.<br />
weniger gelungen erscheinen lassen, gibt eine entsprechend vorbereitete Lerngruppe<br />
(Stufe 11) an:<br />
Einfachheit der Struktur, Anschaulichkeit, Orientierung am Text,<br />
Kombination begrifflicher und bildlicher Elemente, Konzentration<br />
auf wesentliche Momente, Komposition um ein Zentrum herum,<br />
relative Voraussetzungslosigkeit, leichte Verständlichkeit;<br />
ferner: Einfachheit, Übersichtlichkeit, Ordentlichkeit,<br />
Symmetrie der Komposition, Einsatz von ’Leitbegriffen’, Kreativität,<br />
Neugier weckend, Farbigkeit (Damast, 2000, S. 19 und 26)<br />
Die Vielzahl der Kriterien, wenn auch von einer begrenzten Probandenzahl relativ zufällig<br />
gesammelt, zeigt, dass Schüler selbst im Anfangsunterricht durchaus treffende<br />
Vorstellungen darüber entwickeln können, welchen Ansprüchen eine „Optimallösung“<br />
genügen sollte.<br />
Didaktisches Prinzip: Schüler- bzw. Dialogorientierung<br />
Bisherige Erfahrungen im Umgang mit visualisierenden Verfahren im Philosophieunterricht<br />
lassen sich in der Maßgabe zusammenfassen, dass die Lernorganisation konsequent<br />
am Schüler orientiert werden sollte.<br />
Mehr als in hergebrachten Verfahren des textgebundenen Unterrichts bildet der einzelne<br />
Schüler Ausgangspunkt und Zentrum des produktiven Geschehens, zu dem der<br />
Lehrer ’nur’ die Anleitung bietet. Der Lehrer schafft den Rahmen für das, was der<br />
Schüler mit zunehmender Übung immer anschaulicher und treffender ins Bild setzt.<br />
Voraussetzung ist ein großes Vertrauen in die Kraft der Vorstellung, das Potenzial an<br />
Imagination und Kreativität, jene „produktive Urteilskraft“, die nach Kant jedem Vernunftwesen<br />
eignet.<br />
Mindestens ebenso wichtig ist es, die Arbeit nicht mit der Präsentation möglichst zahlreicher<br />
Bild- und ’Kunstwerke’ zu beschließen. Der gerade für den Lernfortschritt, das<br />
Verstehen und Kommunizieren innerhalb der Lerngruppe ebenso wichtige Schritt besteht<br />
in der gründlichen sprachlichen Kommentierung durch den präsentierenden<br />
Schüler und der Diskussion der angesprochenen Mitschüler. Erst in diesem diskursiven<br />
Prozess arbeiten die Schüler ihr Verstehen an der Bildvorlage heraus. Das beharrliche<br />
Rückfragen, Erläutern und Verbessern ist konstitutiv für dieses Verfahren. Es<br />
dient zugleich der Klärung der Sachstruktur und der Herausbildung einer Dialogkultur.<br />
Unterrichtsschritte<br />
Um einen effektiven Einsatz visualisierender Textinterpretation zu ermöglichen, sollte<br />
auf ein ökonomisches Verhältnis von Aufwand und Ertrag, Produktion und Präsentation,<br />
geachtet werden. In der Artikulation der Lernschritte ist die Abfolge wie die Aus-<br />
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