FACHVERBAND PHILOSOPHIE Mitteilungen
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Denkstile der Philosophie, hrsg. v. Johannes Rohbeck, Jahrbuch für Didaktik der Philosophie<br />
und Ethik, Bd. 3, Dresden: Thelem Verlag, 2002<br />
Das 3. Jahrbuch setzt die Darstellung der besonderen Methoden der philosophischen<br />
Denkrichtungen fort mit den Strömungen Phänomenologie, Dialektik, analytische Philosophie,<br />
Konstruktivismus, Diskursethik und Strukturalismus. Der Titel „Denkstile“ will<br />
darauf aufmerksam machen, dass die untersuchten Verfahren nicht ausschließlich in<br />
einer philosophischen Strömung zum Ausdruck kommen, sondern dass es sich um<br />
konkrete Gestalten des Philosophierens handelt, die sich in unterschiedlichen Richtungen<br />
ausprägen und Berührungspunkte zwischen ihnen darstellen können.<br />
In der Phänomenologie geht es nach Thomas Rentsch um die Freilegung von Alltagserfahrungen,<br />
die sich dem Bewusstsein durch wissenschaftliche Einstellung häufig<br />
entziehen. In seinem Beitrag „Phänomenologie als methodische Praxis“ zeigt er an<br />
ganz einfachen Beispielen, alltäglichen Situationen und Gegenständen der gewöhnlichen<br />
Umwelt die didaktischen Potenziale der phänomenologischen Methode auf.<br />
Johannes Rohbeck schlägt in: „Verkehrte Welt – Dialektik als Methode der Kritik“ eine<br />
phänomenologische Lesart der Dialektik vor. Er demonstriert die vielfältigen Möglichkeiten<br />
des dialektischen Denkens, die sich im Unterricht realisieren lassen, etwa beim<br />
Schreiben dialektischer Texte, im Umgang mit dialektischen literarischen Geschichten,<br />
beim Spiel mit Paradoxien und in der Kritik am alltäglichen Schein.<br />
Das didaktische Potenzial der analytischen Philosophie wird von Monika Sänger am<br />
Beispiel der Ethik von Richard M. Hare expliziert. Den analytischen Denksteil in den<br />
Unterricht zu übertragen, versteht sie als ‚Putzkolonne gegen semantische Verschmutzung’,<br />
um in den Köpfen der Schülerinnen und Schüler eine unverzichtbare<br />
‚Sauberkeit’ im Denken und Argumentieren zu bewirken. Vom Goldene-Regel-<br />
Argument über das Gläubiger-Beispiel zum Fanatiker-Argument enthält ihr Beitrag<br />
zahlreiche Anregungen für die Unterrichtspraxis.<br />
Auch der methodische Konstruktivismus, den Silke M. Kledzik mit ihrem Beitrag „Konstruktive<br />
Verfahren im Philosophieunterricht“ repräsentiert, verfolgt das Ziel, zu begründetem<br />
theoretischem Wissen und gerechtfertigten praktischen Orientierungen zu<br />
gelangen. Für die Unterrichtspraxis ist diese Richtung ergiebig, weil sie an der Lebenswelt<br />
der Schülerinnen und Schüler und damit an deren alltägliches Wissen (z.B.<br />
über Toleranz, Pflicht, Menschenwürde) anknüpft.<br />
In diesem Kontext steht auch die Diskurstheorie, die von Gisela Raupach-Strey in ihrer<br />
Sokratisch-diskursiven Philosophie-Didaktik entfaltet wird. In Rückgriff auf das sokratische<br />
Paradigma schlägt sie ein Unterrchtsverfahren vor, das von lebensweltlichen Erfahrungen<br />
aus, um diese schrittweise konsens- und in diesem Sinne wahrheitsfähig zu<br />
machen.<br />
Neuland auf dem Feld der Denkstile betritt Donat Schmidt, der mit der strukturalistischen<br />
Methode im Unterricht experimentiert. Durch dieses Verfahren ergeben sich<br />
unerwartete Einblicke in die Struktur derTexte, was das inhaltliche Verständnis erleichtert.<br />
(Abb.)<br />
Didaktische Transformationen, hrsg. v. Johannes Rohbeck, Jahrbuch für Didaktik der<br />
Philosophie und Ethik, Bd. 4, Dresden: Thelem Verlag, 2003<br />
Mit dem vierten Jahrbuch kommt das mit dem 2. Band begonnene Projekt, Denkrichtungen<br />
der Philosophie in ganz spezifische Verfahren zu transformieren und in eigenständigen<br />
Übungen zu präsentieren, zum Abschluss. Im Zentrum stehen Verfahren<br />
der Phänomenologie, des Pragmatismus und des Konstruktivismus.<br />
Philipp Thomas entfaltet „Phänomenologie als negative Hermeneutik“. Das Verfahren<br />
eignet sich, um bei Schülerinnen und Schülern ein Wahrnehmen freizulegen, das erst<br />
auf der Grundlage der Zurückweisung theoretischer Alltagsmodelle und Verstehens-<br />
MITTEILUNGEN 45/2005