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FACHVERBAND PHILOSOPHIE Mitteilungen

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dern möchte Lehrende in Stand zu setzen, selbst Gedankenexperimente entsprechend<br />

ihren Zwecken zu erfinden. So stellt er im vierten Teil zusammen mit entsprechenden<br />

Beispielen, eine Reihe von Tricks vor, deren sich die Experimentatoren bedienen.<br />

Viele Gedankenexperimente beruhen z.B. auf der fiktiven Nichtung, also darauf,<br />

dass man etwas als nicht existent annimmt, andere auf dem Prinzip der hypothetischen<br />

Verallgemeinerung oder der Umkehrung; Transformationen sind ebenso<br />

fruchtbar wie Perspektivwechsel oder Spiele mit der Zeit.<br />

Im fünften Teil wird es explizit didaktisch. Hier geht es darum, wie Gedankenexperimente<br />

im Unterricht eingesetzt werden können (etwa, indem man Schülern Textfragmente<br />

als Denkanreiz vorlegt), an welcher Stelle einer Unterrichtsreihe dies geschehen<br />

kann, wie man Aufgaben formuliert und Gedankenexperimente bewertet. Im letzten<br />

Teil schließlich wird die Frage gestellt, wozu man überhaupt Gedankenexperimente<br />

vornimmt. Acht didaktische Funktionen werden unterschieden, von der Anregung,<br />

über bestimmte Themen nachzudenken bis hin zur Ermöglichung von Kritik.<br />

Das Buch ist nicht nur theoretisch das beste, was es bisher zum Thema Gedankenexperiment<br />

im Philosophie- und Ethikunterricht gibt, es stellt einen sehr brauchbaren<br />

Fundus für den Unterricht dar. 65 Gedankenexperimente werden entweder wörtlich<br />

wiedergegeben oder in Form einer Nacherzählung oder Zusammenfassung vorgestellt<br />

werden (hilfreich die Übersicht und Zuordnung zu philosophischen Disziplinen und<br />

Themenbereichen am Schluss); dazu gibt es eine Fülle von unterrichtspraktischen Anregungen.<br />

Meines Erachtens ein unentbehrliches Buch für Lehrer, die Philosophie und<br />

Ethik unterrichten, für ihre Arbeit in Schule, Fachseminar, Erwachsenenbildung und<br />

Hochschule. (Bernd Rolf)<br />

(Abb.)<br />

Heller, Bruno: Glück. Ein philosophischer Streifzug. Darmstadt: Primus Verlag, 2004,<br />

Wir alle wollen glücklich sein, aber wie können wir das erreichen? Bruno Heller, unternimmt<br />

hier einen philosophischen Streifzug, in dem er die Antworten aufzeigt, die die<br />

großen Philosophen auf diese Frage gegeben haben, und verschiedene Glückskonzepte<br />

vorstellt. Ihm geht es darum, jenseits der billigen Glücksbringer, die hinter jeder<br />

Ecke lauern, das Thema auf eine philosophische Weise zu behandeln, es auf die Ebene<br />

kritischer Reflexion zu heben.<br />

Ausgehend von Alltagsvorstellungen über das Glücks wirft er zunächst einen Blick in<br />

die Geschichte, referiert antike Glücksvorstellungen (Epikur, Sokrates, Platon, Aristoteles,<br />

Seneca), schreibt über das Glück der Glaubenden (Augustinus, die Mystiker)<br />

sowie neuzeitliche Vorstellungen vom Glück (u.a. Montaigne, Thomas Morus). Im folgenden<br />

Kapitel geht er das Thema systematisch an: Er unterscheidet zwischen Glück<br />

haben und glücklich sein, reflektiert über Glück im Unglück und den glücklichen Augenblick<br />

usw.<br />

Was man als Glück ansieht, hängt davon ab, wie man vom Menschen denkt. Daher<br />

unternimmt Heller eine Untersuchung der Menschenbilder: der Aristotelische Eudämonismus<br />

kommt hier ebenso zur Sprache wie der Schopenhauersche Pessimismus,<br />

der naturwissenschaftliche Reduktionismus, das östliche und das westliche Menschbild,<br />

der Mensch als Gehirnwesen.<br />

Einen breiten Raum nehmen die Auseinandersetzung mit dem Hedonismus sowie die<br />

Frage der Lebenskunst ein: Lebensgestaltung, aber wie? Selbstbestimmung und<br />

Selbstverwirklichung werden thematisiert, das Verhältnis von Glück und Moral untersucht.<br />

Selbstverständlich darf die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht fehlen, die<br />

ausgehend von einem kurzweilig geschriebenen, auf tatsächlichen Äußerungen beruhenden<br />

„Talk über die Wahrheit“ aufbereitet wird, in dem ein Theologe, ein Psychotherapeut,<br />

eine Isis-Priesterin, ein Mystiker und ein Ufologen zu Wort kommen.<br />

MITTEILUNGEN 45/2005

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