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FACHVERBAND PHILOSOPHIE Mitteilungen

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angebote möglich ist. Dieser Ansatz wird an zahlreichen Beispielen wie Raumerfahrung,<br />

Leibempfindung etc. demonstriert. - Renate Schröder-Werle knüpft in ihrem<br />

Beitrag über didaktische Potenziale des phäönomenologischen Denkens kritisch<br />

an die bisherigen Unterrichtsvorschläge zur Phänomenologie an, indem sie den Kern<br />

einer vermeintlich unverstellten Lebenswelt problematisiert und dabei auf gehirnphysiologische<br />

und sprachpsychologische Voraussetzungen der Wahrnehmung verweist.<br />

Sie konkretisiert ihren Ansatz sie für den Unterricht durch Beispiele für Schreibaufgaben<br />

zur Erfassung der Umwelt, zur Interpretation literarischer Texte und zur Analyse<br />

alltäglicher Symbole.<br />

Der Pragmatismus ist in dieser Reihe erstmals durch Marie-Luise Raters vertreten, die<br />

– ausgehend von konkreten Unterrichtserfahrungen – John Deweys Modell der Ausbildung<br />

praktisch-kritischer Intelligenz vorstellt und in ein schrittweise anwendbares Verfahren<br />

der Entscheidungsfindung für den Unterricht transformiert.<br />

Dem Konstruktivismus ist Steffen Kurpierz verpflichtet; er konzentriert sich auf das<br />

Thema „Metaphern“ und schlägt vor, die Mehrdeutigkeit von Metaphern zu nutzen, um<br />

neue Denkhorizonte zu entfalten und so heuristische Wirkungen im Sinne eines eigenständigen<br />

und kreativen Philosophierens zu ermöglichen. – Thomas Rentsch bietet<br />

mit seiner „Proto-Ethik“ eine Einführung in den dialogischen Konstruktivismus. Er<br />

schlägt ein Verfahren vor, das ethische Begriffe und Sätze werden einführt und verständlich<br />

gemacht, indem es sie an die alltägliche Lebenspraxis zurückbindet. – Johannes<br />

Rohbeck expliziert schließlich die Methode des genetischen Konstruktivismus.<br />

Am Beispiel der Theorie des Gesellschaftsvertrages rekonstruiert er die Übertragung<br />

von Modellen aus der alltäglichen und wissenschaftlichen Praxis in philosophische<br />

Theorien und setzt dies für den Unterricht um.<br />

Jeweils im Anhang der Bände 2 und 3 finden sich interessante Essays von Schüler(inne)n<br />

und Student(inn)en zur Phänomenologie, zur Dialektik, zum Konstruktuvismus<br />

und zur analytischen Philosophie, die die praktischen Möglichkeiten der genannten<br />

Verfahren demonstrieren.<br />

Insgesamt ist festzustellen, dass den Autoren das Projekt, die Denkstile der Philosophie<br />

in praktikable Unterrichtsverfahren zu transformieren, gelungen ist. Die vorliegenden<br />

Beiträge stellen aber nicht nur einen Beitrag zur Vermittlung von Theorie und<br />

Praxis dar, sondern markieren darüber hinaus mit ihrer Öffnung für neue Wege einen<br />

Neuaufbruch der Fachdidaktik. (Bernd Rolf)<br />

(Abb.)<br />

Helmut Engels: „Nehmen wir an …“ Das Gedankenexperiment in didaktischer Absicht.<br />

Weinheim und Basel : Beltz Verlag, 2004,<br />

Seit seinem gleichnamigen Beitrag zum Handbuch des Philosophieunterrichts von<br />

1986 hat sich Helmut Engels in zahlreichen Vorträgen und Aufsätzen immer wieder<br />

mit dem Gedankenexperiment befasst. In diesem Buch fasst er seine Überlegungen<br />

zusammen und verleiht ihnen gleichsam endgültige Gestalt.<br />

Er beginnt mit einer Bestimmung des Begriffes Gedankenexperiment und analysiert<br />

seine Struktur . Dabei untersucht er zunächst reine Gedankenexperimente, d.h. solche,<br />

deren Prämissen irreal und kontrafaktisch sind, z.B. „Stelle dir vor, du könntest<br />

dein Leben von vorn anfangen“, oder „Nehmen wir an, wir könnten uns unsichtbar<br />

machen“. Sodann zeigt er auf, dass der Begriff des Gedankenexperimentes erweitert<br />

werden muss durch Ausweitung auf Annahmen, die realitätsbezogen sind (etwa bei<br />

Searles Das chinesisches Zimmer) und auch Utopien (etwa Huxleys Eiland) im Grunde<br />

Gedankenexperimente darstellen. Im dritten Teil werden Beispiele verdeckter Gedankenexperimente<br />

untersucht, die sich besonders in fiktionaler Literatur (bei Brecht,<br />

Thomas Mann u.a., aber auch in der Science Fiction) und im Film (z.B. Lola rennt) finden.<br />

Engels betrachtet Gedankenexperimente nicht nur als didaktische Instrumente, son-<br />

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