FACHVERBAND PHILOSOPHIE Mitteilungen
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Tagungsberichte<br />
Zwischen Hirnforschung und Philosophie – Anthropologie heute<br />
Eine Tagung der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung<br />
an Schulen Standort Calw 4. bis 6. Oktober 2004<br />
Der Fachverband Philosophie hatte bei der letzten Sitzung des Bundesvorstandes beschlossen,<br />
regionale Tagungen zum Thema Standards des Philosophieunterrichts zu<br />
veranstalten. Die Überlegungen im Fachverband gehen dahin, dass wir sehr interessiert<br />
sind an klaren Formulierungen von Kompetenzen und Standards, weil wir das<br />
Fach Philosophie nur so im Fächerkanon halten können. Leider gibt es ja in Deutschland<br />
eine fatale Tendenz, die Oberstufenreformen zurück zu fahren und zu einem<br />
Klassensystem mit zwei Grundprofilen zurück zu kehren. Nicht etwa, weil die Fachleute,<br />
das für lerntheoretisch begründet halten – das Gegenteil ist der Fall -, sondern, weil<br />
es die billigste Lösung ist, Schule zu machen. (Überall im europäischen Ausland geht<br />
man den umgekehrten Weg, wenn man eine frühe Spezialisierung und Vertiefung im<br />
Bereich der individuellen Fähigkeiten zulässt.) Für manche Bundesländer führt dies zu<br />
einem immensen Verlust für das Fach Philosophie, weil die Möglichkeit Leistungskurse<br />
oder zumindest dreistündige Grundkurse einzurichten, damit abgeschafft wird. Es<br />
muss also im Interesse des Faches deutlich gemacht werden, welche Rolle der Philosophie<br />
im Fächerspektrum zukommt und zu zeigen, welche Bedeutung dem Unterrichtsfach<br />
Philosophie bei der Entwicklung von Grundkompetenzen zukommt.<br />
In diesem Sinne traf es sich gut, dass die Landesvorsitzende in Baden-Württemberg –<br />
Dr. Eva Hirtler - für den Herbst bereits eine Tagung in Calw geplant hatte.<br />
Dieser Ort ist für mich verbunden mit Erzählungen von nächtlichen philosophischen<br />
Debatten in Calwer Weinstuben und von alten Freundschaften philosophierender Kollegen<br />
aus Baden Württemberg, die hier gepflegt und immer wieder erneuert wurden.<br />
Das gepflegte Haus bietet denn auch ausgezeichnete Voraussetzungen für eine gelungene<br />
Tagung.<br />
Den Anfang machten Barbara Stewens und Dr. Werner Schiffer, die die Standards für<br />
das Fach Philosophie in Baden-Württemberg entwickelt haben. Gelungen ist hier die<br />
klare Abgrenzung von Leitgedanken, Kompetenzen, Inhalten und einer gut nutzbaren<br />
Beschreibung von erreichbaren Niveaus. Diese Standards beschreiben einen problemorientierten<br />
Unterricht, der die Schüler vor allem zum Selbstdenken und zur kritischen<br />
Rezeption der philosophischen Tradition auffordert. Sie enthalten genug Offenheit,<br />
dass der einzelne Lehrer durchaus lerngruppenorientiert arbeiten kann, und sie<br />
stiften gleichzeitig ein hohes Maß an Verbindlichkeit, um die Vergleichbarkeit der Bildungsabschlüsse<br />
zu gewährleisten.<br />
Die anschließenden Vorträge und Workshops boten den Teilnehmern ein spannendes<br />
Spektrum zeitgenössischer philosophischer Fragen. Sie wurde eingeleitet mit dem<br />
Vortrag eines Physikers – Dr. Michael Decker vom Karlsruher Institut für Folgenabschätzung<br />
und Systemanalyse - zur Nano-Technologie. Für den Philosophielehrer<br />
spannend war, neben den technischen Details, einmal mehr zu sehen, dass häufig die<br />
Ethik weit hinter der Möglichkeiten der Technologie hinterher hinkt, wie wir es ja auch<br />
im Bereich der Gentechnologie immer wieder beobachten können. Der Workshop von<br />
Eva Hirtler hatte das Thema „Heilbehandlung oder Anthropotechnik? Medizin und der<br />
MITTEILUNGEN 45/2005