themagender migrationEntwicklungsländern) wieder – vor allen Dingen aber imDienstleistungssegment. Auch hier stehen ihnen allerdingsnur die von der Gesellschaft als „weiblich“ konnotiertenBetätigungsfelder offen – Reinigung, Bedienung, persön- haltsarbeit.Konstruktion von Weiblichkeit bestimmt nachwie vor was als „Frauenarbeit“ angesehen wird und so auch,in welchen Bereichen Migrantinnen gewünscht und gefragtsind, und vor allem, in welchen nicht. Dabei besitzen sie Zuwanderer, aufgrund der starren Rollenverteilung am Arbeitsmarkthaben sie jedoch kaum eine Chance, einem ihrerAusbildung entsprechenden Erwerb nachgehen zu können.Schlechte Arbeits- und Lebensbedingungen, Arbeitslosigkeitund prekäre soziale Verhältnisse prägen ihre Situation.Aufstiegs- und Weiterbildungschancen gibt es kaum, auchKontakt zu inländischen Arbeitnehmerinnen ist selten – sinddie Kolleginnen doch zumeist ebenfalls Migrantinnen.2. Asyl und FrauenhandelDa das Phänomen Migration gerade in Bezug auf Frauennicht nur mit der Gewährung von Asyl, sondern auch oftmit dem Schlagwort „Frauenhandel“ in einen Topf geworfenwird, sei diesen beiden Bereichen hier noch ein kurzerAbsatz gewidmet. Auch wenn sich natürlich hier ganz sind diese dennoch von einer im Großen und Ganzen freigewählten Migration abzugrenzen.Nach Schätzungen beläuft sich der Anteil weiblicherAsylwerberinnen in etwa auf ein Viertel aller in Deutschlandund Österreich um Asyl Ansuchenden und dies, obwohlFrauen weltweit die überwiegende Mehrheit an Flüchtlingenstellen. Dies lässt sich nur zum Teil auf die immenseBedrohung durch sexuelle Übergriffe im Zusammenhangmit der Flucht zurückführen. Besonders erschwert und verhindertwird die Anerkennung von Frauen als Asylsuchendenämlich vor allem durch mangelnde Sensibilität der zuständigenBehörden und durch die fehlende Berücksichtigung Männern Asyl zuerkannt, Frauen in ähnlich gelagerten Fällenjedoch verwehrt. Fluchtgründe wie sexuelle Verfolgungoder Repression aufgrund des Geschlechts sind immer nochweitgehend unterrepräsentiert – in Österreich ist seit 1998sexuelle Gewalt als Asylgrund anerkannt, jedoch tragendie Bedingungen des österreichischen Asyl<strong>recht</strong>es nichtunbedingt dazu bei, hier eine Verbesserung der Situationzu erreichen.Österreich ist aufgrund der Ostöffnung in den letzten Jahrenzu einem der zentralen Knotenpunkte des Menschenhandelsin Europa geworden, als Ziel- sowie auch als Transitland.Nahezu alle von Zwangsverschleppung Betroffenensind ursprünglich auf der Suche nach Arbeit oder besserenPerspektiven unter die Räder des Menschenhandels gekommen.Über Anzeigen, Agenturen oder Bekannte werden denMädchen und Frauen in ihren Heimatländern lukrative Jobsund die Chance auf ein besseres Leben in einem der Industriestaatenin Aussicht gestellt. Ohne Arbeitsbewilligungund ohne Papiere sind sie jedoch so gut wie wehrlos und habenkaum eine Chance, ihre Rechte geltend zu machen. Dabeiverschwimmt oft auch die Grenze zwischen Opfer undTäter. Zwangsgehandelte Frauen erscheinen als Täterinnen,auf die geltendes Fremden<strong>recht</strong> mit seinen restriktiven Regelungenangewandt wird, nicht als die Opfer gravierendausbeuterischer Handlungen, die sie tatsächlich sind. 3 Zwarhaben sich internationale Organisationen wie die VereintenNationen oder auch die Europäische Union die immerakuter werdende Problematik „Menschenhandel“ bewusstgemacht, nach wie vor ist aber darüber hinaus die nationaleMenschenhandel und zur Entwicklung von Schutzprogrammenzu setzen.3. Weibliche Migration in ÖsterreichEine Analyse der Lage von Migrantinnen in Österreich kannnicht nur allein auf allgemeine Faktoren sowie auf die Bedingungendes Auswanderungslandes beschränkt werden,sondern muss vor allen Dingen auf die Verhältnisse des Ziellandesabstellen. Verschärfte Einwanderungsgesetze unddie allgemein ablehnende Haltung der ÖsterreicherInnengegenüber ZuwanderInnen verstärken das vorhandene Un-sich in den Bereich Gesundheit und Bildung. Das österreichischeBildungssystem ist nicht dazu angetan, die bestehendenHierarchien und Ungleichheiten auszugleichen, imGegenteil, es reproduziert diese vielmehr und verhindert eingelungenes Zusammenleben. Auch im Gesundheitssektorzeigt sich, dass Migrantinnen oft höheren Gesundheitsrisikenausgesetzt sind. Sie erhalten verspätete oder zu ungenaueUntersuchungen, was zumeist auf Verständigungsprobleme,Unverständnis seitens der Behandelnden odermangelnde soziale Absicherung zurückzuführen ist. 4Beruhend auf den unterschiedlichen Kulturkreisen verändertsich das bislang gewohnte Sozialgefüge neu eingetroffenerMigrantinnen in Österreich beträchtlich – dieUnterstützung aber auch Kontrolle durch die heimatlicheFamilie bricht weg, statt dessen tritt die Beziehung zumEhemann stärker hervor – vielfach als Abhängigkeit. Isolierungfolgt. Ein wichtiges Mittel gegen die Vereinzelung kannhier die Selbstorganisation und Vernetzung von Frauen ausunterschiedlichen Kulturkreisen bieten. In vielen europäischenZielländern, so auch in Österreich, gibt es bereits einvielfältiges Angebot von Vereinen und Gruppen, in denensich Migrantinnen über ihre Lebenssituation austauschen,Artikulationsformen entdecken können.4. FazitMigration birgt für Frauen die Chance, aus patriarchalenStrukturen auszubrechen, ein neues Selbstbewusstsein zuentdecken und damit auch eine Veränderung der eigenen3) Vgl Arbeitsgruppe Migrantinnen und Gewalt(Hg): Migration von Frauen und strukturelleGewalt. Milena Verlag 2003.4) Vgl Erna Appelt, Frauen in der Migration– Lebensform und soziale Situation, in: HeinzFassmann/Irene Stacher (Hg.): ÖsterreichischerMigrations- und Integrationsbericht.Demographische Entwicklungen – sozioökonomischeStrukturen – <strong>recht</strong>liche Rahmenbedingungen,Wien – Klagenfurt/Celovec,144 – 170. 2003<strong>juridikum</strong> 2007 / 2 Seite 85
themagender migrationDas österreichische Gewaltschutzgesetz Mit dem Inkrafttreten des Gewaltschutzgesetzes am 1. Mai 1997 sind inÖsterreich Reformmaßnahmen Realität geworden, die zu einer Umwälzungder institutionellen Antwort auf Gewalt in der Familie geführt haben.Die Beiträge von Dearing zum polizeilichen Part, von Sorgo zur Rolleder Interventionsstellen und von Schrott zur Arbeit der Familiengerichtesind aus einer Innenperspektive verfasst und werden deshalb sinnvollvon einer kritischen Würdigung der Reformmaßnahmen durch Hallerergänzt. Alle AutorInnen greifen dabei auf die Erfahrungen von vielenJahren der Befassung mit einschlägigen Fragestellungen zurück. Rolle innerhalb der Familie oder der Beziehung herbeizuführen.Gleichzeitig bringt sie jedoch auch vielfach die Gefahrmit sich, die alte Ordnung noch zu verstärken. Es zeigtsich, dass dem Faktor Geschlecht eine ebenso bedeutendeRolle wie sozialem Hintergrund, Ethnie oder Bildung inder Migrationsforschung zukommt und auf diesen Umstandkeinesfalls vergessen werden darf. Aber es gilt ferner, dieeigene Befangenheit zu vergegenwärtigen. Denn auch linkeund feministische Kontexte beruhen auf falschen Vorzeichen,wenn sie Migrantinnen bevormunden anstatt sie alsgleichbe<strong>recht</strong>igt handlungsfähige und politische Subjekteanzuerkennen. Auch in gemischten antirassistischen Gruppenherrscht ein asymmetrisches Machtverhältnis, gibt espatriarchale Muster, die selten zum Thema gemacht werden.Integration in der Arbeitswelt, Kunst, Politik und im Alltagkann nur durch eine Beteiligung von Migrantinnen auf allenEbenen der Planung, Entscheidung und Durchführunggefördert und etabliert werden. 5Miriam Broucek ist Studentin der Rechtswissenschaftenund Philosophie in Wien;5) Vgl auch die Forderungen und Prinzipienvon MAIZ – Autonomes Integrationszentrumfür Migrantinnen, www.maiz.at.Seite 86 <strong>juridikum</strong> 2007 / 2