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themasexarbeitKoalition mit auf den Weg gebracht hatte, dass etliche Länderdie nötigen Änderungen ihrer Gewerbe- und Gaststättenverordnungenverhindert hätten und mit Sperrgebietsverordnungendas Gesetz unterlaufen. Immerhin, die Bayern-CSU,die eine Rücknahme des Gesetzes und die „Förderung derProstitution“ wieder unter Strafe stellen wollte, konnte sichTätigkeit bleibt in Deutschland legal. Allerdings soll es einestärkere Eingrenzung der legalen Prostitution geben: mit Ge-sollen Bordelle künftig lizensiert und stärker kontrolliert werden,Freier von Zwangsprostituierten sollen bestraft werdenund das Mindestalter für die freiwillige Prostitution wird auf18 Jahre festgelegt. „Prostitution mit unter 18jährigen wird inKürze strafbar“ kündigte die Ministerin an. Konkrete Verbesserungenfür Prostituierte, die ihren Job legal ausüben wollen,soll es jedoch nicht geben. So soll das Werbeverbot für Prostitution,das die Preise für Anzeigen hochtreibt, auf<strong>recht</strong>erhaltenwerden. Ebenso die Sperrgebietsverordnungen, die jedeGemeinde willkürlich festsetzen kann. 8Das Prostitutionsgesetz ist für die meisten Migrantinnen,nämlich für jene ohne legalen Aufenthaltstatus, vollkommenunwirksam.Frauen in der MigrationFrauen und Kinder machen weltweit 80 % aller Flüchtlingeaus. 9 Nach Angaben der ILO (International Labor Organisation)sind etwa die Hälfte der 100 Millionen Arbeitsmigrant-Innen in regulären Arbeitsverhältnissen weiblich. Diese Entwicklungist eine Folge der globalisierten Nachfrage nachund auch in der Sexindustrie. „Diese als Feminisierung derMigration bezeichnete Entwicklung wird teilweise als Folgedes Globalisierungsprozesses interpretiert. Dieser mobilisiertFrauen zur Migration, weil sie vor allem in der häuslichenDienstleistungsökonomie generell zunehmend eine Lohnarbeit 10 Zu den Motiven wie Armut und politische Verfolgungzu:die Diskriminierung und Benachteiligung in patriarchalenGesellschaften bieten ihnen weniger Zugang zu Bildung undBerufsausbildung, sie verdienen weitaus weniger als die Män-der Kinder und das ökonomische Überleben der ganzen Familie von Pässen und Visa, sowie der Transportmittel, um den Wegüberhaupt antreten zu können. Trotzdem halten auch Abschreckungskampagnennicht von der Migration ab. Die unabhängigeMigration von Frauen; welche nicht durch die Migrationeines anderen Familienangehörigen begründet ist, ist heuteinnerhalb der Ströme globale Realität. 11Migration und SexarbeitWir nehmen einerseits die Feminisierung der Armut wahrund als Konsequenz die Entscheidung vieler Frauen in derProstitution tätig zu werden. Weltweit gehen hauptsächlichFrauen der Prostitution nach, um sich selbst und ihre Familienzu ernähren. In Brasilien z.B. sollen es eine Million Frauensein, die von der Sexarbeit leben. Auf der anderen Seite wirdvon der FrauenArbeitsMigration gesprochen. Die neuenWeltstrukturen haben massive Migrationsbewegungen verursacht,in denen Prostitution eine Tätigkeit ist, die bewusstwährend des Migrationsprozesses und im Gastland ausgeübtwird. Es werden heutzutage russische Frauen in Dubai angetroffensowie Thailänderinnen in Tokio und Brasilianerinnenin Tel Aviv. Diese internationale Dimension der Prostitutionist auch in Europa zu beobachten. Laut einer bundesweitenUmfrage von TAMPEP 12 in 2005, bilden in fast allen „alten“EU-Ländern Migrantinnen derzeit die Mehrheit der gesamtenSexarbeiterinnen im Lande. In Österreich und Italien sind esum die 80% – in Deutschland sind es 60%. Die Lage, in derdiese Frauen in der EU leben und arbeiten, ist von Rechtlosigkeitgeprägt. Sie ist Folge des begrenzten Zugangs zu einemlegalen Migrationsprozess und zum legalen Arbeitsmarkt.Aus dem illegalisierten Aufenthaltstatus ergeben sich direkteAuswirkungen auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen dieserFrauen: Sie sind stärker Gewalt und gesundheitlichen Risikosituationenausgesetzt. Sie haben weniger Zugang zu Informationen und Beratungsstellen. Sie verzichten aus Angst vor Abschiebung und anderenRepressalien darauf, Anzeige gegen Täter zu erstatten.Es sind die immer restriktiver und repressiver werdenden europäischenMigrationsgesetze, die bewirken, dass Frauen sogenannte „dritte Personen“ brauchen, um in den Migrationsprozesseinzusteigen. Dies macht sie zu einer leichten Beutefür von Abhängigkeit und Ausbeutung geprägte Verhältnisseund im schlimmsten Fall für den Frauenhandel. Diese restriktivenund repressiven Maßnahmen resultieren unter anderemdaraus, dass in der EU heutzutage, Zwangsverhältnisse mitillegaler Migration gleichgesetzt werden. Sexarbeiterinnenwerden hierbei lediglich als Opfer gesehen und Sexarbeitwird meistens mit der organisierten Kriminalität und demSchutz der Grenzen assoziiert. Beides sollte aber getrenntbehandelt werden: ja, Frauenhandel ist eine Verletzung derMenschen<strong>recht</strong>e und soll bekämpft werden. Sexarbeit hingegenist Arbeit. Es ist eine Aktivität, die weltweit von Frauen,Männern, Transvestiten und Transsexuellen, in deren Heimatsowie während des Migrationsprozess selbstbestimmtausgeübt wird.EU-Osterweiterung und ihre Konsequenzenfür SexarbeiterinnenDie EU-Osterweiterung hat mittlerweile wesentliche Veränderungenmit sich gebracht: Es ist für BürgerInnen der neuen8) Vgl FR und TAZ vom 25.1.2007.9) Vgl in dieserAusgabe Broucek, Die sichtbar Unsichtbaren10) Regula Weiss, Macht Migration krank?, Zürich2003, S. 57.11) Vgl Petrus Han, Frauen und Migration, 2003. Dieabhängige Migration umfasst demgegenüber alleMigrantinnen, die – mit oder ohne weitere Familienangehörige– ihren bereits migrierten Ehemännernoder Vätern nachmigrieren, kurzum, der Bereich,der im allgemeinen als Familienzusammenführungbezeichnet wird.12) Vgl http://www.tampep.com , Stand 23.03.2006,ein europäisches Projekt vertreten in 24 Länden; inDeutschland von Amnesty for Women getragen.<strong>juridikum</strong> 2007 / 2 Seite 105

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