Umnutzung historischer Gebäude Dezember 2011 1 2012
Umnutzung historischer Gebäude Dezember 2011 1 2012
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Februar 1949 sind es stadtweit bereits wieder 65 Kilometer<br />
Fahrrohre, die durch 27 Rohrpostämter benutzt<br />
werden können, als die Sowjetische Militäradministration<br />
in Deutschland (SMAD) die Kappung der aus dem<br />
sowjetischen Sektor nach West-Berlin führenden Strecken<br />
verfügt. Offensichtlich misstraut man der Rohrpost;<br />
ihre „Abhörsicherheit“ wird ihr zum Verhängnis.<br />
So trifft bereits 1949 das Rohrpostnetz jenes Schicksal,<br />
welches zwölf Jahre später die ganze Stadt ereilen wird.<br />
In den Westsektoren Berlins wird das Postamt Charlot-<br />
tenburg 2 zur neuen Rohrpostzentrale, und das wieder<br />
aufgebaute Netz wird am 1. <strong>Dezember</strong> 1951, dem 75.<br />
Geburtstag der Berliner Stadtrohrpost, der Öffentlichkeit<br />
übergeben (Abb 06): 33 Postämter und 128 Kilometer<br />
Fahrrohr; und man baut es noch weiter aus. Als<br />
letzte große Ausbaumaßnahme wird 1962 „Spandau bei<br />
Berlin“ an das inzwischen auf 193 Kilometer angewachsene<br />
Netz West-Berlins angeschlossen. Umso unverständlicher<br />
ist es, dass am 28. Februar 1963 der Stempel<br />
„Rohrpost-Letzttag“ die beförderten Briefe und Karten<br />
ziert. Inzwischen haben neue Kommunikationsmöglichkeiten<br />
wie Telex und Telefax die Rohrpost abgelöst, die<br />
„Deutsche Bundespost“ setzt auf das Auto als innerstädtisches<br />
Post-Transportmittel. Postintern befördert man<br />
in West-Berlin noch bis 1971 Postschecks und andere<br />
Belege des Zahlungsverkehrs mit der Rohrpost, doch<br />
auch hier verdrängen sie neue Leistungsangebote zunehmend<br />
und machen sie schließlich überflüssig. Im Ostteil<br />
der Stadt vollzieht sich dasselbe, allerdings mit einer<br />
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zeitlichen Verzögerung von fünf Jahren. 1976 verkehrt<br />
hier die letzte Rohrpostbüchse. Heute ist weltweit keine<br />
Stadtrohrpostanlage mehr in Betrieb.<br />
Die technischen Anlagen in den ehemaligen Rohrpostämtern<br />
Berlins fallen größtenteils Umbauarbeiten<br />
zum Opfer und werden verschrottet, die Fahr- und Luftrohre<br />
verrotten unter dem Straßenpflaster und tauchen<br />
hier und da als Fragmente bei Bauarbeiten wieder auf.<br />
Lediglich in den Kellern des ehemaligen Haupttelegraphenamtes<br />
bleiben umfangreiche technische Anlagen erhalten.<br />
Zu verdanken ist dies einigen<br />
„ehrenamtlichen Denkmalpflegern“,<br />
Angestellten des einstigen „Instituts<br />
für Post- und Fernmeldewesen“, die<br />
noch 1976 dafür sorgen, dass die<br />
Anlagen unter den höchsten Schutz<br />
gestellt werden, den die DDR für<br />
technische Denkmale zu vergeben<br />
hat: als „Kulturgut von internationalem<br />
Rang“. Der Denkmalschutz wird<br />
1997 durch das Landesdenkmalamt<br />
Berlin erneut bestätigt.<br />
Im Jahre 2001 wird das Areal des<br />
Haupttelegraphenamtes durch die<br />
„DeTe Immobilien“ an einen privaten<br />
Investor verkauft. Von August 2005<br />
bis November 2008 kann der „Berliner<br />
Unterwelten e.V.“ die Anlagen in<br />
einer Führung mit dem Titel „Faszination Rohrpost –<br />
Die kleinste U-Bahn Berlins“ der interessierten Öffentlichkeit<br />
zugänglich machen. Mit dem geplanten Beginn<br />
der Sanierungs- und Umbauarbeiten auf dem Gelände<br />
wird der Nutzungsvertrag jedoch zu Ende 2008 gekündigt.<br />
Seitdem liegen die <strong>Gebäude</strong> und ihre Einrichtung<br />
„im Dornröschenschlaf“. Die Rohrpostanlagen werden<br />
im Herbst 2008 durch Mitglieder des „Berliner Unterwelten<br />
e.V.“ umfangreich dokumentiert.<br />
Hausrohrpost<br />
Mit der Entwicklung der Stadtrohrpost geht die Entwicklung<br />
von Hausrohrpostanlagen einher, die weitgehend<br />
nach demselben technischen Prinzip funktionieren.<br />
Von Hausrohrpostanlagen spricht man, wenn eine<br />
Rohrpostanlage als haus- oder betriebsinternes Kommunikationsmittel<br />
dient. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts<br />
sind Hausrohrpostanlagen in großen Verwaltungs- und<br />
Verlagsgebäuden, in Krankenhäusern, in den Banken<br />
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Restaurator im Handwerk – Ausgabe 3/<strong>2011</strong> 27<br />
Rohrpostzentrale<br />
in Berlin (West)<br />
im Postamt<br />
Charlottenburg<br />
2 in den 1960er<br />
Jahren; Quelle:<br />
Museum für<br />
Kommunikation.