01.12.2012 Aufrufe

Umnutzung historischer Gebäude Dezember 2011 1 2012

Umnutzung historischer Gebäude Dezember 2011 1 2012

Umnutzung historischer Gebäude Dezember 2011 1 2012

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Werbung für<br />

einen modernen<br />

Kühlschrank;<br />

Interbau-Ausstellungskatalog,<br />

hintere Umschlagseite<br />

September<br />

1957: Sessellift<br />

vom Zoo zum<br />

Tiergarten an der<br />

Altonaer Straße.<br />

(F Rep. 290 Nr.<br />

0055978, Fotograf:<br />

Siegmann,<br />

Horst, © Landesarchiv<br />

Berlin)<br />

Schwerpunktthema<br />

annemarie rothe<br />

Wir wohnen gern modern<br />

Fragen zum Umgang mit einer historischen Heizungsanlage<br />

� Der abgebildete Werbeschriftzug<br />

für einen<br />

Kühlschrank beschreibt<br />

wohl das Gefühl der<br />

Glücklichen, denen es<br />

gelungen war, eine Wohnung<br />

in einem der Hansaviertel-Häuser<br />

der Internationalen<br />

Bauausstellung<br />

Berlin 1957, kurz Interbau<br />

genannt, im Bezirk Tiergarten<br />

zu ergattern. Endlich<br />

heraus aus der Enge<br />

der Altbauwohnungen<br />

im Hinterhaus oder den<br />

Nachkriegs-Behelfsbauten,<br />

endlich ein Bad in der<br />

Wohnung, noch dazu mit fließend Warmwasser und gefliest,<br />

und endlich keine Kohlen mehr für die Öfen in<br />

Zimmern und Bad aus dem Keller hochschleppen müssen.<br />

Die Interbau sollte auf der einen Seite das bisher Erreichte<br />

in Städtebau und Sozialem Wohnungsbau in den<br />

kriegszerstörten Städten der Bundesrepublik präsentieren,<br />

auch und gerade im Kontrast zum Ostteil Berlins.<br />

Auf der anderen Seite aber sollte sie nicht nur ein Zeichen<br />

für den Zukunftswillen dieser Stadt, sondern auch<br />

Programm für die „Stadt von Morgen“ überhaupt sein,<br />

wie die gleichnamige Sonderausstellung betitelt war,<br />

in der die neue Stadt beleuchtet wurde, ergänzt durch<br />

internationale Beiträge in den Länderpavillons. Die<br />

Hauptattraktion aber waren die <strong>Gebäude</strong> selbst, errichtet<br />

von 53 Architekten aus 14 Ländern, die als Baustelle,<br />

im Rohbau oder fertiggestellt zu besichtigen waren.<br />

Das Hansaviertel, vor dem Krieg ein vornehmes<br />

Wohnviertel am Rande des Tiergarten-Parks gelegen,<br />

war im Krieg schwer zerstört worden und gehörte in der<br />

damaligen Einschätzung „… zu jenen Stadtteilen […],<br />

die schlechterdings k e i n e n [im Original so gesperrt<br />

gedruckt] künstlerisch oder auch nur lokalhistorisch<br />

interessanten Baukörper enthielten.“¹, wie es Bundespräsident<br />

Theodor Heuss in seinem Geleitwort deutlich<br />

8 Restaurator im Handwerk – Ausgabe 3/<strong>2011</strong><br />

formulierte, weshalb es auch für die Interbau ohne viel<br />

Umschweife abgeräumt wurde. Heute würde man dies<br />

sicher anders beurteilen. Aber mehr als 50 Jahre nach<br />

ihrer Errichtung stehen nun die Bauten und Gartenanlagen<br />

der Interbau selbst unter Denkmalschutz.<br />

Die Ausstellung war ein großer Erfolg und zog tausende<br />

Besucher an, die sich mit einer schienenlosen<br />

Kleinbahn, im noch nicht fertiggestellten U-Bahntunnel<br />

mit der Tunnelbahn oder wagemutig im Sessellift und<br />

in Gondeln in 50 m Höhe am Schaukran durch die gebaute<br />

neue Welt bewegten. Beliebt war auch die Besichtigung<br />

der Musterwohnungen, in denen alles, was es an<br />

neuen und schicken Wohnungseinrichtungen gab, zum<br />

Anfassen ausgestellt war.<br />

Musterwohnung im Schwedenhaus; wie der Besitzer der in<br />

den Katalog eingeklebten Karte richtig bemerkt, gibt es an<br />

dieser Stelle keinen Schornstein für den Kamin. Postkarte zur<br />

Interbau<br />

Der Wunsch nach Moderne drückte sich nicht nur in<br />

den Bauten und Einrichtungen, sondern in jedem Detail<br />

aus: der Gestaltung der Außenräume, der speziell für die<br />

Interbau in Auftrag gegebenen Kunst im öffentlichen<br />

Raum, dem Ausstellungskatalog mit seiner klaren Typografie,<br />

den Werbeanzeigen, in denen „modern“ das beliebteste<br />

Attribut war, der Bautechnik und nicht zuletzt<br />

der Haustechnik.<br />

Ein Detail tauchte in allen Veröffentlichungen auf und<br />

hatte es sogar mit einem eigenen Artikel in die Architekturfachzeitschrift<br />

„Bauwelt“ geschafft: die „Fußbodenheizung<br />

nach schwedischem Muster“² im sogenannten<br />

Schwedenhaus von Fritz Jaenecke und Sten Samuelson.<br />

Das <strong>Gebäude</strong> ist ein 10-geschossiger Riegel mit 71<br />

Wohneinheiten und einer Ladenzone im Erdgeschoss.<br />

Die Wohnungen in den Geschossen 1-8 sind gleich geschnitten,<br />

nur das 9. OG unterscheidet sich in der Aufteilung.<br />

Der Wohnungsgrundriss ist durch seine Konstruktion<br />

äußerst flexibel, es gibt nur wenige tragende

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!