Umnutzung historischer Gebäude Dezember 2011 1 2012
Umnutzung historischer Gebäude Dezember 2011 1 2012
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Werbung für<br />
einen modernen<br />
Kühlschrank;<br />
Interbau-Ausstellungskatalog,<br />
hintere Umschlagseite<br />
September<br />
1957: Sessellift<br />
vom Zoo zum<br />
Tiergarten an der<br />
Altonaer Straße.<br />
(F Rep. 290 Nr.<br />
0055978, Fotograf:<br />
Siegmann,<br />
Horst, © Landesarchiv<br />
Berlin)<br />
Schwerpunktthema<br />
annemarie rothe<br />
Wir wohnen gern modern<br />
Fragen zum Umgang mit einer historischen Heizungsanlage<br />
� Der abgebildete Werbeschriftzug<br />
für einen<br />
Kühlschrank beschreibt<br />
wohl das Gefühl der<br />
Glücklichen, denen es<br />
gelungen war, eine Wohnung<br />
in einem der Hansaviertel-Häuser<br />
der Internationalen<br />
Bauausstellung<br />
Berlin 1957, kurz Interbau<br />
genannt, im Bezirk Tiergarten<br />
zu ergattern. Endlich<br />
heraus aus der Enge<br />
der Altbauwohnungen<br />
im Hinterhaus oder den<br />
Nachkriegs-Behelfsbauten,<br />
endlich ein Bad in der<br />
Wohnung, noch dazu mit fließend Warmwasser und gefliest,<br />
und endlich keine Kohlen mehr für die Öfen in<br />
Zimmern und Bad aus dem Keller hochschleppen müssen.<br />
Die Interbau sollte auf der einen Seite das bisher Erreichte<br />
in Städtebau und Sozialem Wohnungsbau in den<br />
kriegszerstörten Städten der Bundesrepublik präsentieren,<br />
auch und gerade im Kontrast zum Ostteil Berlins.<br />
Auf der anderen Seite aber sollte sie nicht nur ein Zeichen<br />
für den Zukunftswillen dieser Stadt, sondern auch<br />
Programm für die „Stadt von Morgen“ überhaupt sein,<br />
wie die gleichnamige Sonderausstellung betitelt war,<br />
in der die neue Stadt beleuchtet wurde, ergänzt durch<br />
internationale Beiträge in den Länderpavillons. Die<br />
Hauptattraktion aber waren die <strong>Gebäude</strong> selbst, errichtet<br />
von 53 Architekten aus 14 Ländern, die als Baustelle,<br />
im Rohbau oder fertiggestellt zu besichtigen waren.<br />
Das Hansaviertel, vor dem Krieg ein vornehmes<br />
Wohnviertel am Rande des Tiergarten-Parks gelegen,<br />
war im Krieg schwer zerstört worden und gehörte in der<br />
damaligen Einschätzung „… zu jenen Stadtteilen […],<br />
die schlechterdings k e i n e n [im Original so gesperrt<br />
gedruckt] künstlerisch oder auch nur lokalhistorisch<br />
interessanten Baukörper enthielten.“¹, wie es Bundespräsident<br />
Theodor Heuss in seinem Geleitwort deutlich<br />
8 Restaurator im Handwerk – Ausgabe 3/<strong>2011</strong><br />
formulierte, weshalb es auch für die Interbau ohne viel<br />
Umschweife abgeräumt wurde. Heute würde man dies<br />
sicher anders beurteilen. Aber mehr als 50 Jahre nach<br />
ihrer Errichtung stehen nun die Bauten und Gartenanlagen<br />
der Interbau selbst unter Denkmalschutz.<br />
Die Ausstellung war ein großer Erfolg und zog tausende<br />
Besucher an, die sich mit einer schienenlosen<br />
Kleinbahn, im noch nicht fertiggestellten U-Bahntunnel<br />
mit der Tunnelbahn oder wagemutig im Sessellift und<br />
in Gondeln in 50 m Höhe am Schaukran durch die gebaute<br />
neue Welt bewegten. Beliebt war auch die Besichtigung<br />
der Musterwohnungen, in denen alles, was es an<br />
neuen und schicken Wohnungseinrichtungen gab, zum<br />
Anfassen ausgestellt war.<br />
Musterwohnung im Schwedenhaus; wie der Besitzer der in<br />
den Katalog eingeklebten Karte richtig bemerkt, gibt es an<br />
dieser Stelle keinen Schornstein für den Kamin. Postkarte zur<br />
Interbau<br />
Der Wunsch nach Moderne drückte sich nicht nur in<br />
den Bauten und Einrichtungen, sondern in jedem Detail<br />
aus: der Gestaltung der Außenräume, der speziell für die<br />
Interbau in Auftrag gegebenen Kunst im öffentlichen<br />
Raum, dem Ausstellungskatalog mit seiner klaren Typografie,<br />
den Werbeanzeigen, in denen „modern“ das beliebteste<br />
Attribut war, der Bautechnik und nicht zuletzt<br />
der Haustechnik.<br />
Ein Detail tauchte in allen Veröffentlichungen auf und<br />
hatte es sogar mit einem eigenen Artikel in die Architekturfachzeitschrift<br />
„Bauwelt“ geschafft: die „Fußbodenheizung<br />
nach schwedischem Muster“² im sogenannten<br />
Schwedenhaus von Fritz Jaenecke und Sten Samuelson.<br />
Das <strong>Gebäude</strong> ist ein 10-geschossiger Riegel mit 71<br />
Wohneinheiten und einer Ladenzone im Erdgeschoss.<br />
Die Wohnungen in den Geschossen 1-8 sind gleich geschnitten,<br />
nur das 9. OG unterscheidet sich in der Aufteilung.<br />
Der Wohnungsgrundriss ist durch seine Konstruktion<br />
äußerst flexibel, es gibt nur wenige tragende