Umnutzung historischer Gebäude Dezember 2011 1 2012
Umnutzung historischer Gebäude Dezember 2011 1 2012
Umnutzung historischer Gebäude Dezember 2011 1 2012
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Sperrmüll gelandete Zeugs taucht wenig später<br />
auf solchen Flohmärkten wieder auf. Der<br />
sogenannte „kleine Mann“ hat Freude daran<br />
und erkennt einen Wert in diesen Dingen.<br />
Schlimm ist es allerdings, wenn ganze Technikbauten<br />
oder Teile davon einem Erneuerungswahn<br />
zum Opfer fallen – und in solchen<br />
Fällen sind es oftmals Investoren oder<br />
sogar öffentliche Bauherren, die die Verursacher<br />
sind. Hier ist noch Aufklärungsarbeit zu<br />
leisten, aber auch das ist ein Ziel der Arbeit<br />
der Frontinus-Gesellschaft.<br />
RiH: Gibt es spezialisierte Handwerker für<br />
die Wiederherrichtung der alten Technik?<br />
Grewe: Wer beispielsweise an seinem Haus<br />
eine Natursteinmauer errichten möchte,<br />
weiß, wie schwer es ist, dafür einen versierten<br />
Maurer zu finden – aber er wird noch fündig<br />
werden. Oder: Braucht es wirklich noch<br />
Fachleute, um z. B. Holzrohre auf die alte Art<br />
und Weise herzustellen? Mancherorten auch<br />
das – und einen einzigen Röhrenmeister gibt<br />
Mit dem Appell „Baudenkmäler fördern und klimafit<br />
machen“ forderten im Mai 2010 Organisationen<br />
aus dem Bereich Architektur und Denkmalschutz,<br />
Baudenkmäler in den KFW-Programmen<br />
der Bundesregierung zur Energieeffizienz gezielt<br />
zu fördern.<br />
Das Bündnis fordert nun – zehn Jahre nach Auflage<br />
der KfW-Programme – ein neues KfW-Programm<br />
„Effizienz-Denkmal“ einzurichten. Dabei<br />
sollten die im bestehenden Programm „Energieeffizient<br />
Sanieren“ geregelten Ausnahmetatbestände<br />
für Denkmäler abgeschafft und gleichzeitig<br />
das Förderprogramm unter Einbindung einer bei<br />
Fachverbänden und - behörden anerkannten unabhängigen<br />
Institution kontinuierlich weiterentwickelt<br />
werden.<br />
Neues Kf W-Programm „Effizienz-Denkmal“<br />
einrichten !<br />
Das CO2-<strong>Gebäude</strong>sanierungsprogramm ist mit<br />
rund 1,3 Milliarden Euro/<strong>2011</strong> eines der größten<br />
Förderprogramme der Bundesregierung. In<br />
Anlehnung an Neubaukriterien werden größere<br />
Effizienzstandards hier höher gefördert. Denkmäler<br />
machen ca. 3 % des <strong>Gebäude</strong>bestandes aus.<br />
Das Bündnis fordert, zukünftig mindestens 3% der<br />
KfW Mittel für die energetische Sanierung von<br />
Baudenkmälern einzusetzen. Die Förderung sollte<br />
• sich nicht an dem Standard der Energieeffizienz<br />
ausrichten, sondern an den prozentualen Einsparwerten<br />
gemessen am Status quo<br />
• die tatsächlichen Kosten der Maßnahme, die für<br />
jeden Einzelfall geeignet scheint, berücksichtigen<br />
• und insbesondere die vorbereitende gutachterliche<br />
Untersuchung ausreichend fördern.<br />
es ja noch in Deutschland. Man muss aber<br />
doch unterscheiden zwischen Fachleuten,<br />
die ein bestimmtes Handwerk ausüben, und<br />
solchen, die in der Lage sind, mit alten handwerklichen<br />
Techniken alte Bauwerke und<br />
Gerätschaften zu erhalten oder instandzusetzen.<br />
Letzteres setzt allerdings eine fundierte<br />
Kenntnis der historischen Verfahrensweisen<br />
voraus, und dazu ist eine entsprechende<br />
Ausbildung unverzichtbar. Hier kommt den<br />
Technikmuseen, den Landschafts- und Freilichtmuseen,<br />
aber auch den privaten Restaurierungswerkstätten<br />
eine ganz besondere Bedeutung<br />
(um nicht zu sagen: Verantwortung)<br />
zu.<br />
RiH: Gibt es etwas, das Sie sich in unserer<br />
heutigen Zeit besonders für die Wassertechnik<br />
wünschen, das vielleicht schon einmal da<br />
war, aber verlorengegangen ist?<br />
Grewe: Wer wünschte sich nicht, sich mit<br />
einer Zeitmaschine einmal in eine ganz bestimmte<br />
Zeit hineinversetzen zu lassen.<br />
„Denkmalschutz ist Klimaschutz“ – Positionspapier <strong>2011</strong><br />
„Ausnahmetatbestand Denkmal“ abschaffen!<br />
Von der bestehenden Ausnahmeregelung für Baudenkmäler<br />
im Programm „Energieeffizient Sanieren“<br />
wurde bislang kaum Gebrauch gemacht. In<br />
den Jahren 2007 bis 2010 sind nur 35 Ausnahmeanträge<br />
eingereicht worden - bei einem Denkmalbestand<br />
von rund einer Million!<br />
Diese geringe Anzahl an Anträgen hat nichts<br />
damit zu tun, dass Denkmalbesitzer kein Interesse<br />
an Fördermitteln hätten. Vielmehr steht die Aussicht<br />
auf eine gering verbesserte Förderung in keinem<br />
Verhältnis zu dem erheblichen bürokratischen<br />
Aufwand. Die Besonderheiten im Umgang mit<br />
Baudenkmälern bedürfen einer spezifischen Förderprogrammatik.<br />
Das Bündnis fordert daher die<br />
Auflage eines Programms „Effizienz Denkmal“.<br />
Kompetenz der Deutschen Energie Agentur<br />
überprüfen !<br />
Mit der Ausführung der CO 2 <strong>Gebäude</strong>sanierungsprogramme<br />
hat die Bundesregierung die Deutsche<br />
Energie Agentur GmbH, dena, beauftragt. Der<br />
von der dena aufgelegte Leitfaden „Energieeinsparung<br />
und Denkmalschutz“, der die Ausnahmeregelungen<br />
im Programm „Energieeffizient<br />
Sanieren“ beschreibt, wurde ohne Abstimmung<br />
mit Denkmalschutzorganisationen entwickelt und<br />
wegen vielfältiger fachlicher Mängel sowie einer<br />
überwiegend schlagwortartigen Typisierung von<br />
nahezu allen Fachverbänden abgelehnt.<br />
Ebenfalls ohne denkmalfachliche Beteiligung<br />
wurden die von der dena als Beleg ihrer Kompetenz<br />
angeführten Modellprojekte „Niedrigenergiehaus<br />
im Bestand“ durchgeführt.<br />
Aus Sicht der Denkmalfachorganisationen hat<br />
Kriegszeiten mit Schlachtengetümmel oder<br />
Zeiten mit Pest und Cholera könnten meine<br />
Ziele nicht sein, aber es gab ja auch freundliche<br />
Zeiten. Eine Fahrt mit der Postkusche<br />
über einen der Alpenpässe, das wäre doch<br />
was. Oder, wenn es etwas Römisches sein<br />
dürfte, ein Besuch in einer der großen antiken<br />
Thermenanlagen; obwohl – wenn ich an<br />
die Latrinen denke ... . �<br />
Das Interview führte Annemarie Rothe.<br />
*aride Zone:<br />
Gebiet, in dem die durchschnittliche Verdunstung<br />
den Niederschlag übersteigt, so dass für den<br />
Feldanbau Bewässerung erforderlich ist.<br />
Prof. Dr. Klaus Grewe<br />
ist Vermessungsingenieur und Vorstandsmitglied<br />
der Frontinus-Gesellschaft e.V.<br />
Bonn, c.o. DVGW Deutsche Vereinigung<br />
des Gas- und Wasserfaches e.V., Josef-<br />
Wirmer-Straße 1-3, 53123 Bonn.<br />
E-Mail: info@frontinus.de<br />
sich die dena GmbH in Denkmalbelangen als<br />
nicht geeignet erwiesen. Der Bund sollte die Kompetenz<br />
der dena für die Beurteilung von Baudenkmälern<br />
überprüfen. In diesem Zusammenhang<br />
sieht es das Bündnis als unverzichtbar an, Energieberater<br />
in der Denkmalpflege zu qualifizieren und<br />
zu zertifizieren.<br />
Förderprogramme kontinuierlich weiter entwickeln<br />
!<br />
Eine beratende Institution sollte beauftragt werden,<br />
das Förderprogramm kontinuierlich weiterzuentwickeln.<br />
Hierzu zählen<br />
• die Überprüfung, inwieweit die Gesamtenergiebilanz<br />
eines <strong>Gebäude</strong>s als Förderkriterium bewertet<br />
werden kann,<br />
• die Erarbeitung von Vorschlägen, inwieweit auch<br />
Quartierslösungen in die Förderungen<br />
einbezogen und<br />
• inwieweit Synergieeffekte zu weiteren Förderprogrammen,<br />
wie z.B. der Städtebauförderung, hergestellt<br />
werden können.<br />
Das Positionspapier wird getragen von:<br />
Bundesarchitektenkammer, Bund Deutscher Architekten,<br />
Bund Heimat und Umwelt in Deutschland,<br />
Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung,<br />
Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz,<br />
Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Europa Nostra<br />
Deutschland, Expertengruppe Städtebaulicher<br />
Denkmalschutz, ICOMOS Deutschland, Vereinigung<br />
der Landesdenkmalpfleger, Wissenschaftlich-Techn.<br />
Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung<br />
u. Denkmalpflege Deutschland e.V.<br />
WTA-D, Ansprechpartner: Dr. Holger Rescher,<br />
Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Tel: 0228<br />
9091113, holger.rescher@denkmalschutz.de<br />
Restaurator im Handwerk – Ausgabe 3/<strong>2011</strong> 51