Umnutzung historischer Gebäude Dezember 2011 1 2012
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gerd meurer<br />
Wandheizung im Denkmal –<br />
bauwerkserhaltend und angenehm<br />
� Die Übertragung von Wärme erfolgt physikalisch gesehen<br />
auf verschiedene Arten. <strong>Gebäude</strong> mit herkömmlichen<br />
(Rippen-)Heizkörpern werden durch das Prinzip<br />
der Konvektion beheizt. Hierbei wird Luft als Medium<br />
für den Wärmetransport verwendet. Durch die Heizkörper,<br />
die eine weit höhere Temperatur als ihre Umgebung<br />
haben, wird eine Luftströmung erzeugt. Kalte<br />
Luft er wärmt sich an den Heiz körpern und steigt nach<br />
oben. Die aufgestiegene Luft kühlt wieder ab und fällt<br />
zu Boden. Durch die Konvektion wird also eine permanente<br />
Luft walze erzeugt. Diese Strömung bringt einige<br />
Nachteile mit sich. Zum einen wird Luftbewegung<br />
ab ca. 0,3 m/s vom Menschen wahrgenommen und als<br />
negativ empfunden (Zugluft). Zum anderen werden mit<br />
der Luft auch Partikel wie z. B. Hausstaub oder Milben<br />
transportiert. Außerdem trocknet die Luft durch die<br />
permanente Temperaturänderung und Umwälzung aus.<br />
Ein weiteres Prinzip, welches in der gebäudetechnischen<br />
Beheizung eine Rolle spielt, ist die Wärmestrahlung.<br />
Dabei wird die Wärme ohne Trägermedium, d. h.<br />
direkt in Form von elektromagnetischen Wellen abgestrahlt.<br />
Beim Auftreffen der Strahlung auf einen Körper<br />
wird diese in Abhängigkeit des Materials des Körpers<br />
zum Teil reflektiert und zum Teil absorbiert, d. h. in<br />
Wärme umgewandelt. Durch die Wärme strah lung<br />
werden also die in einem Raum befindlichen Objekte<br />
(Menschen, Möbel, Wände ...) aufge heizt, wobei die<br />
Raumluft relativ kühl bleibt. Strahlungsheizungen gibt<br />
es in Form von Kachel öfen, Wand-, Fußboden- oder<br />
Deckenheizungen. Als physiologisch sehr günstige Heizung<br />
hat sich neben dem Kachelofen die Wandheizung<br />
herauskristallisiert.<br />
Bei der Wandheizung als wasserführender Niedertemperaturheizung<br />
werden Rohre an der Wand verlegt,<br />
die mit warmem Wasser mit einer Vorlauftemperatur<br />
zwischen 30° und 45°C durchflossen werden. In der Regel<br />
werden diese Rohre mit historischen Materialien wie<br />
Lehm oder Kalk, die sich durch ihre raumklimatischen<br />
und verarbeitungstechnischen Vorteile bewährt haben,<br />
verputzt.<br />
Alternativ dazu werden in den letzen Jahren gerade<br />
in der Denkmalpflege Wandheizungen in Form von<br />
Trockenbauelementen eingesetzt. Vorteile hierbei: Es<br />
wird keine zusätzliche Baufeuchte in den Baukörper<br />
eingebracht, und das System kommt der denkmalpflegerischen<br />
Forderung der einfachen Rückbaubarkeit nach.<br />
Außerdem können diese Systeme auch sehr gut an der<br />
Decke montiert werden, wenn z. B. historische Wandgestaltungen<br />
wie Wandmalereien oder Verkleidungen<br />
erhalten werden sollen.<br />
Im Gegensatz zu herkömmlichen Heizkörpern ist die<br />
Wandheizung unsichtbar, was gerade im Denkmal den<br />
ästhetischen und historischen Anspruch bedient. Beim<br />
Einsatz einer Fußbodenheizung in Denkmal und Altbau<br />
ist häufig der erforderliche hohe Fußbodenaufbau sowie<br />
das damit verbundene Flächengewicht als Deckenlast<br />
für die bestehende Konstruktion ein Problem. Wenn die<br />
Erhaltung <strong>historischer</strong> Böden gefordert ist, läßt sich die<br />
Fußbodenheizung gar nicht einsetzen.<br />
Heizkörper werden dann eingebaut, wenn der Einsatz<br />
von Wand- oder Fußbodenheizung nicht möglich<br />
ist oder die Alternative Wand- oder Deckenheizung<br />
nicht bekannt ist. Aus bauphysikalischer Sicht ist der<br />
Heizkörper allerdings die schlechteste Alternative, da<br />
die Wände durch die Konvektionswärme nur sehr ungleichmäßig<br />
erwärmt werden. Durch das Verhältnis<br />
zwischen warmer Raumluft und relativ kühlen Wänden<br />
besteht hierbei eine erhöhte Anfälligkeit der Wände für<br />
Kondensat- und Schimmelbildung. Durch die Zirkulation<br />
bei der Umwälzung der warmen Raumluft werden<br />
Partikel wie z. B. Hausstaub und Milben verwirbelt.<br />
Anders bei der Wandheizung: Hier sind die raumumschließenden<br />
Flächen warm und die Raumluft kühl, und<br />
das Risiko der Schimmelbildung wird deutlich reduziert.<br />
Wandheizungen geben die Wärme nämlich gleichmäßig<br />
als Strahlung ab. Diese Wärme wird wie die Sonnenstrahlung<br />
vom menschlichen Körper als besonders wohltuend<br />
und behaglich empfunden. Die Raumluft bleibt<br />
weitestgehend verwirbelungsfrei und behält ihren natürlichen<br />
Feuchtigkeitsgehalt.<br />
Strahlungswärme<br />
Fachbeiträge<br />
Konvektionsheizung<br />
Die Behaglichkeit hängt neben der Raum-(luft-)temperatur<br />
von der Temperatur der Wandflächen ab. Mit<br />
einer Wandheizung kann die Raum-(luft-)temperatur<br />
gesenkt werden, ohne die Behaglichkeit zu beeinflussen.<br />
3°C weniger bei der Raum-(luft)-temperatur bedeuten<br />
rund 18% Heizkostenersparnis.<br />
Besonders in der Denkmalsanierung hat sich der Einsatz<br />
von Wandheizung und Wandtemperierung in den<br />
letzten Jahren bewährt. Die gleichmäßige Erwärmung<br />
Restaurator im Handwerk – Ausgabe 3/<strong>2011</strong> 39<br />
Blick in den Wohnraum<br />
des Rhein-<br />
Flösser-Hauses