Umnutzung historischer Gebäude Dezember 2011 1 2012
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54<br />
Museen<br />
WolFgang dehm<br />
Aus Trafo-Station<br />
wurde Museum<br />
für Isolatoren<br />
Das Isolatorenmuseum in der<br />
ehemaligen Trafostation<br />
Sammliung<br />
verschiedener<br />
Isolatoren<br />
� Wenn Lothar Vormwald über seine Isolatoren erzählt,<br />
dann glänzen seine Augen, dann kennt seine Begeisterung<br />
für die fingerhutkleinen bis knapp vier Meter hohen<br />
Teile aus Porzellan oder Glas keine Grenzen mehr.<br />
Vormwald ist Sammler aus Leidenschaft. In seinem seit<br />
Juni 2004 bestehenden Museum in Lohr zeigt er eine<br />
Auswahl von rund 300 Isolatoren.<br />
Isolatoren faszinieren den 58-jährigen gelernten<br />
Starkstromelektriker seit seiner Kindheit. Als er im Alter<br />
von zehn Jahren zuschaute, wie in der Nähe seines<br />
Elternhauses einige dieser „Nichtleiter“ ausgetauscht<br />
wurden, dachte er sich: „Mensch, die halten aber viel<br />
Strom aus.“ Kein Wunder, dass sich Schüler Vormwald<br />
im Fach Technisches Zeichnen als Motiv zum Abzeichnen<br />
einen Isolator aussuchte. 1968 begann er dann eine<br />
Ausbildung zum Starkstromelektriker und hatte fortan<br />
auch beruflich mit den Dingern zu tun.<br />
Seinen ersten Isolator bekam Vormwald 1976 von einem<br />
alten Elektriker geschenkt. Damit war der Grundstock<br />
für seine Sammlung gelegt. Sie umfasst mittlerweile<br />
rund 1200 Isolatoren aus allen Erdteilen. Seit<br />
Restaurator im Handwerk – Ausgabe 3/<strong>2011</strong><br />
Mitte der 1990er Jahre sammelt Vormwald intensiv. In<br />
seiner Sammlung finden sich Stücke aus 36 Ländern,<br />
hergestellt zwischen 1890 und heute. Manche sind nur<br />
wenige Zentimeter lang und wiegen nur einige Gramm,<br />
andere erreichen fast vier Meter Höhe und bringen fast<br />
eine halbe Tonne auf die Waage. Das Spektrum der<br />
Stromspannungen, die sie aushalten, reicht von 220 bis<br />
380.000 Volt.<br />
Als im Jahr 2000 das ehemalige Trafo-Türmchen<br />
an der Lohrer Haaggasse unter Denkmalschutz gestellt<br />
wurde, kam Vormwald die Idee, dort ein kleines Isolatorenmuseum<br />
einzurichten. Denn in die 1920 erbaute<br />
erste Trafo-Station der Stadt Lohr, die bis 1994 in Betrieb<br />
war, hatte er sich bereits als 14-Jähriger verliebt.<br />
„Den Trafo-Turm kenne ich seit Beginn meiner Lehre,<br />
ich habe viel darin gearbeitet und war fasziniert von dem<br />
ganzen <strong>Gebäude</strong>“, sagt Vormwald.<br />
Erste Gespräche mit dem Eigentümer der ehemaligen<br />
Trafo-Station, der Stadt Lohr, verliefen positiv. Bis im<br />
Juni 2001 dunkle Wolken aufzogen. Plötzlich sagte die<br />
Stadtverwaltung, es sei nicht vertretbar, das turmartige<br />
Sandsteingebäude zu erhalten. Bei der Untersuchung<br />
durch einen Statiker habe sich herausgestellt, dass es<br />
„nicht mehr standsicher“ sei. Die Standsicherheit wieder<br />
herzustellen würde 70.000 bis 80.000 Mark (35.000 bis<br />
40.000 Euro) kosten, hieß es.<br />
Beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege<br />
kamen die Abrisspläne der Stadt Lohr nicht wirklich<br />
gut an. Ein Abriss wäre „kleingeistig“, sagte damals<br />
Oberkonservator Dr. Ulrich Kahle. Er werde nicht zustimmen.<br />
Schließlich sprach sich auch die Mehrheit des<br />
Lohrer Stadtrats für den Erhalt des denkmalgeschützten<br />
Sandsteingebäudes aus. Die Stadt ließ die Fundamente<br />
sanieren, was knapp 30.000 Mark (15.000 Euro) kostete<br />
und damit viel billiger war, als zunächst behauptet.<br />
Für Lothar Vormwald jedenfalls war nun der Weg<br />
frei. Die Stadt überließ ihm die ehemalige Trafo-Station