Humor - Dies ist unser Püffki, nur Eingeweihte kennen seine hohen ...
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ausgedrückt werden soll, dass auch das Komische, das Absurde einen ernsten Hintergrund oder eine tiefere Bedeutung haben<br />
können.<br />
Ironie<br />
[griechisch] die, Redeweise, bei der eine Äußerung das Gegenteil von dem meint, was sie ausspricht. Gegen angemaßtes<br />
Wissen bildete Sokrates die Ironie mit großer Kunst als Mittel der dialektischen Erziehung aus (sokratische Ironie). In der<br />
Selbstironie drückt sich eine kritische, spielerisch-überlegene Haltung sich selbst gegenüber aus. Die romantische Ironie <strong>ist</strong><br />
das immer wache Bewusstsein, dass zwischen dem Unendlichen und dem Endlichen sowie zwischen Freiheit und Form kein<br />
endgültiger, sondern <strong>nur</strong> ein spielender Ausgleich möglich <strong>ist</strong>. Die tragische Ironie ergibt sich für den Betrachter, wenn<br />
jemand, ohne zu ahnen, dass entscheidende Ereignisse <strong>seine</strong> Lage verändert haben, <strong>seine</strong>r Zuversicht Ausdruck gibt, während<br />
der Außenstehende um diese Ereignisse und ihre Folgen schon weiß. Als Ironie des Schicksals wird eine paradoxe<br />
Konstellation angesprochen, die wie ein frivoles Spiel höherer Mächte wirkt. Ironie als rhetorisches Mittel kann sich von<br />
ironischer Anspielung, spielerischem Spott und Polemik bis zum Sarkasmus steigern; literarisch konstituiert sie damit die<br />
Gattungen Parodie, Satire, Travestie.<br />
Eulenspiegel<br />
[niederdeutsch Ulenspegel, vermutlich von ulen »wischen«, »reinigen« und spegel »Spiegel«, auch »Hinterteil«], Till oder<br />
Tile, Held eines Schwankromans. H<strong>ist</strong>orische Nachrichten fehlen, doch dürfte Eulenspiegel wohl in Kneitlingen (im<br />
Braunschweigischen) geboren und 1350 in Mölln (wo man seit dem 16. Jahrhundert <strong>seine</strong>n Grabstein zeigt) gestorben und<br />
begraben worden sein. Eulenspiegel wurde zum Helden eines Volksbuches, das auf einer zu Beginn des 16. Jahrhunderts<br />
wahrscheinlich von H. Bote in niederdeutscher Sprache verfassten Kompilation von an den Helden geknüpften Geschichten<br />
und älterem Schwankgut beruht. Verbreitung fand es durch die hochdeutsche Bearbeitung »Ein kurtzweilig lesen von Dyl<br />
Vlenspiegel« (Erstdruck Straßburg 1511/12, 1975 wieder gefunden; 1515 in verkürzter Fassung; zahlreiche, später erweiterte<br />
Neudrucke), die in die me<strong>ist</strong>en europäischen Sprachen übersetzt wurde. Die Anordnung der Schwänke erfolgte in einem<br />
einfachen, biographisch angereicherten Handlungsablauf. Eulenspiegel erscheint als wunderlicher Schalk oder Schelm,<br />
dessen Streiche Bauern und Bürger (v. a. Handwerksme<strong>ist</strong>er), aber auch weltliche und ge<strong>ist</strong>liche Herren treffen. Die<br />
Schwänke sind Satire oder beruhen auf Wortwitz oder -spiel. Im Wörtlichnehmen einer bildhaften Aussage deckt<br />
Eulenspiegel den Widerspruch von Sein und Schein auf. In diesem Sinne wurde sein Name sprichwörtlich für einen Schelm,<br />
der durch gespieltes Narrentum andere lächerlich macht. Von Hans Sachs bis zu G. Hauptmanns Epos »Des großen<br />
Kampffliegers Till Eulenspiegel Abenteuer ...« (1928), G. Weisenborns dramatische »Ballade vom Eulenspiegel, vom<br />
Federle und von der dicken Pompanne« (1949) durchzieht eine Kette von Eulenspiegeldichtungen die deutsche und<br />
europäische Literatur; J. N. Nestroy schrieb ein Lustspiel »Eulenspiegel« (1835), F. Lienhard eine dramatische Trilogie »Till<br />
Eulenspiegel« (1896 1906). Im Roman von C. de Coster »La légende ... de Thyl Ulenspiegel et de Lamme Goedzak ...«<br />
(1868) <strong>ist</strong> Eulenspiegel zum Freiheitskämpfer gegen die spanischen Unterdrücker erhoben. Richard Strauss schrieb die<br />
sinfonische Dichtung »Till Eulenspiegels lustige Streiche« (1890), E. N. von Reznicek die Oper »Till Eulenspiegel« (1902).<br />
Der Name Eulenspiegel wurde übertragen auf ähnliche Figuren, so gilt Hans Clauert als märkischer Eulenspiegel und<br />
Nasreddin Hodja als türkischer Eulenspiegel.<br />
Ausgabe: Ein kurzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Nach dem Druck von 1515, herausgegeben von W. Lindow<br />
Narr<br />
törichter Mensch, Spaßmacher und Spötter oder Gestalt mit hintergründigem Witz und versteckter Weisheit. Geschichte:<br />
Inwieweit der Typ des Narren ein direktes Erbe der Antike (römische Saturnalien) oder der altgermanischen, vorchr<strong>ist</strong>lichen<br />
Zeit darstellt, <strong>ist</strong> nicht erweisbar. Im Mittelalter war das Narrentum in vielfältigen Formen verbreitet (u.a. als bunt gekleidete<br />
Spaßmacher im Gefolge der Ritter, Possenreißer auf Jahrmärkten); eine wichtige Rolle spielten die Hofnarren,<br />
frühmittelalterliche Narrenfeste parodierten kirchliche Riten. Verschiedene Brauchformen, etwa die Fastnacht, blieben bis<br />
heute lebendig. Der Narr <strong>ist</strong> auch Theaterfigur, v.a. im Volksschauspiel (Hanswurst, Harlekin, Pickelhering). Volkstümliche<br />
Narrenfiguren sind u.a. Till Eulenspiegel, Nasreddin Hodja (in der Türkei) und die Schildbürger. (Narrenliteratur)<br />
<strong>Humor</strong>: Versuch einer Begriffsbestimmung<br />
Das Wort <strong>Humor</strong> kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie Feuchtigkeit, Flüssigkeit, Saft. Damit sind wohl<br />
auch die Hormone als «Körpersäfte» gemeint. <strong>Humor</strong> löst Freude, Erheiterung, Belustigung, Lächeln und Lachen aus.<br />
Damit gerät der <strong>Humor</strong> in den schlimmen Verdacht, nicht ernst genug, eben lächerlich zu sein. Wir Erwachsenen sind es<br />
gewohnt, alles im Leben durch eine furchtbar ernste Brille zu betrachten. Auf diese Weise machen wir vieles noch<br />
komplizierter als es schon <strong>ist</strong>.<br />
Der <strong>Humor</strong> tritt hier als Gegengewicht gegen das zu Ernste, Schwere und Würdevolle in Erscheinung. Dabei hat der <strong>Humor</strong><br />
<strong>seine</strong>n eigenen Ernst, oder sagen wir besser, <strong>seine</strong> ihm eigene Lebensweisheit. Es <strong>ist</strong> das Wissen um die Unzulänglichkeiten<br />
und Unvollkommenheiten <strong>unser</strong>er Welt.<br />
Mit den Mitteln des <strong>Humor</strong>s hat der Mensch die Möglichkeit, eine Brücke zwischen <strong>seine</strong>r idealen Traumwelt und der oft<br />
ziemlich ernüchternden Realwelt zu schlagen und damit den Nihilismus zu überwinden.<br />
Vorbedingungen für eine humorvolle Weltbetrachtung sind vor allem Echtheit und Ehrlichkeit. <strong>Humor</strong> <strong>ist</strong> nachdenklicher<br />
und tiefsinniger als der Witz. Die viel lauteren und grelleren Witze entspringen dem Verstand. Der viel leisere <strong>Humor</strong> kommt<br />
dagegen aus dem Herzen. Er <strong>ist</strong> versöhnlich und betrachtet das Widrige dieser Welt mit Nachsicht – eben mit <strong>Humor</strong>.<br />
So wird auch dem Traurigen, im Extrem dem Tod noch eine humorvolle und lebensbejahende Seite abgewonnen.<br />
Ein Beispiel dafür sind die schwarzen Jazzmusiker aus New Orleans, die direkt nach der Beerdigung eines Freundes ihre<br />
Trauer mit beschwingter Musik zu überwinden versuchen. Das Leben geht weiter. «Man lacht sich ins Leben zurück»<br />
(Fischer 1998, 10).<br />
Dass auch ge<strong>ist</strong>ig Behinderte oft einen Sensus für <strong>Humor</strong> haben, zeigt die folgende wahre Geschichte: Ein Behinderter<br />
betrachtet nachdenklich <strong>seine</strong> Operationsnarbe. Dann wendet er sich an die Umstehenden mit den Worten: «Die hat der<br />
<strong>Humor</strong>.doc angelegt 21.2.02 aktuell 04.08.02 Seite 20/68