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Humor - Dies ist unser Püffki, nur Eingeweihte kennen seine hohen ...

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56: Der Witz <strong>ist</strong> offensichtlich die Textsorte mit der schnellsten Kommunikation überhaupt. Hier wird intuitiv und<br />

reflexhaft, nicht rational und deduktiv.<br />

58: Einen Witz kann man <strong>nur</strong> verstehen, wenn man <strong>seine</strong> intellektuelle Herausforderung mit spielender Überlegenheit und<br />

mit sicherem Urteil me<strong>ist</strong>ert. Und danach darf man sich <strong>seine</strong>s Triumphes ruhig freuen, wie man das eben nach bestandener<br />

Prüfung tut. Ich glaube nicht, dass es sich bei diesem lachenden Hochgefühl um Schadenfreude oder Auslachen handelt.<br />

60: Man hat, wenn man so etwas Unmögliches hört, wohl wirklich das Gefühl, an eine Grenze geführt zu werden, an die<br />

grenze der Zumutbaren. Und zugleich kann mit Bahrdt sagen, es werde ein neuer Horizont eröffnet. Gehört die Phantasie des<br />

Unmöglichen noch in meine Welt? Kann man das noch hinnehmen und lachend gelten lassen? Jeder wird das <strong>seine</strong> Grenze<br />

anders ziehen.<br />

62: Anspielung. Nur das Unvollständige wirkt komisch. Offenbar aber <strong>ist</strong> der Witz immer, wenn er zünden soll, darauf<br />

angewiesen, einen Sachverhalt verkürzt und verknappt auszudrücken. warum diese Verknappung zu den Bedingungen des<br />

Komischen gehört.<br />

63: Als Technik ähnelt die Anspielung dem Flüstern oder den heimlich geworfenen Blicken: Was verborgen bleiben soll, tritt<br />

erst recht hervor. In diesem Widerspruch könnte ein Teil der komischen Wirkung stecken.<br />

Der Wortlaut eines Witzes <strong>ist</strong> immer ein schadhafter Text. Damit meine ich einen Text, der absichtlich unvollständig,<br />

irreführend oder doppeldeutig <strong>ist</strong>. Die Anspielungen, die wir uns als Thema gerade vorgenommen haben, sind <strong>nur</strong> eine<br />

Technik unter vielen, um die Mitteilung zu verkürzen und das Verstehen zu erschweren. <strong>Dies</strong>e Mängel des Witztextes haben<br />

alle den gleichen Zweck: Sie sollen den Witzhörer dazu bringen, den Witz selbst zu vervollständigen und damit zu zünden.<br />

Der Hörer steigt dadurch in den Witz ein und erleidet dessen Absurdität. Die komische Wirkung ergibt sich für den Hörer aus<br />

<strong>seine</strong>r Verstrickung und Selbstbefreiung. Die Technik kann sogar noch etwas kunstvoller sein<br />

64: Es <strong>ist</strong> übrigens für den Witzhörer gleichgültig, ob die witzige Bemerkung freiwillig (als gezielte Anspielung) oder<br />

unfreiwillig gemacht wird. Unfreiwillige Anspielungen sind in Witzen häufiger, absichtliche in Anekdoten.<br />

Witz unvollständig, damit die Pointe in <strong>seine</strong>m Kopf entsteht.<br />

Komisch wirkt nämlich <strong>nur</strong> das, was scheinbar verborgen bleiben sollte und plötzlich zu Tage tritt. Denn der Witz <strong>ist</strong> immer<br />

eine Entblößung, das gilt nicht <strong>nur</strong> von der Zote, von der das oft gesagt worden <strong>ist</strong>. Jeder Witz klingt, weil er chiffriert<br />

geboten wird, wie etwas, das schamhaft bedeckt bleiben sollte.<br />

65: Vorzug der Technik der defekten Kommunikation: Sie bietet die Möglichkeit, das Verstehen schwer und leicht zugleich<br />

zu machen. Sie muss ja sicherstellen, dass wir stutzen, sonst «sind die Gedanken des Zuhörers schneller als die Geschichte<br />

des Erzählers», wie Koestler schreibt, und alle Wirkung wäre dahin. Die Hörer müssen also zwar einen Augenblick verwirrt<br />

sein, dann aber verstehen (und noch ein wenig hin- und herpendeln). Eine Hürde wird verlangt, die nicht niedrig und doch<br />

bezwingbar <strong>ist</strong>. Gerade die Technik der Anspielung <strong>ist</strong> recht gut geeignet, dem Verstehen eine solche Hürde zu bieten.<br />

66: Wer Opfer einer solchen Anspielung wird, muss sich auch noch darüber ärgern, dass die Aggression nicht einmal<br />

ausgesprochen worden <strong>ist</strong> und dass ihm selbst die Rolle zugespielt wurde, den bösen Gedanken zu vollziehen. Der Pfeil sitzt<br />

wie mit Widerhaken fest. Die Diskrepanz zwischen der Schwere der Anschuldigung und der Leichtigkeit, mit der sie<br />

überbracht wurde, erregt das Opfer und uns Zuhörer, jeden auf <strong>seine</strong> Weise.<br />

67: Beim Begreifen eines Witzes brauchen wir zunächst den Verstand. Haben wir den Witz jedoch intellektuell begriffen, so<br />

schlägt er auf die Gefühle durch. Zwar kann die Technik, die wir mit dem Verstand aufnehmen, uns auch belustigen, sie<br />

allein aber <strong>ist</strong> noch nicht komisch. «Auch die Anspielung <strong>ist</strong> nicht etwa an sich witzig», schreibt Freud, denn es gibt genug<br />

Anspielungen, die gar nicht komisch sind. Die Technik erscheint damit auf die Rolle des Auslösers beschränkt; was dann<br />

zündet, <strong>ist</strong> die Tendenz, also die aggressive, sexuelle oder alberne Absicht, die der Witz verfolgt.<br />

68: Ja, wie lasse ich die Katze so aus dem Sack, dass mir niemand etwas vorwerfen kann - und am Ende sogar noch lachen<br />

muss, weil die Katze so absurd verkleidet <strong>ist</strong>?<br />

70 Mit dem Rätsel <strong>ist</strong> der Witz allerdings immer verwandt, und beide sind oft miteinander verglichen worden. Beim Witz<br />

werden wir jedoch, im Unterschied zum Rätsel, nicht ausdrücklich nach einer Lösung gefragt. Die Aufforderung<br />

nachzudenken stammt eher aus der anfänglichen Verblüffung, die uns Halt suchen lässt.<br />

Auch hier wird deutlich, dass der Witz eine Geschichte bis zu Ende, aber lückenhaft erzählt, während das Rätsel das Problem<br />

<strong>nur</strong> so weit benennt, bis die Bedingungen zur Lösung vollständig bereitgestellt sind. Die Antwort, nach der das Rätsel fragt,<br />

wird im Witz direkt ausgesprochen, dafür fehlt im Witz der entscheidende Hinweis.<br />

wie sehr der Witz intuitiv begriffen wird; wir überblicken das Ganze und erfassen es augenblicklich (oder gar nicht). Das<br />

Rätsel will demgegenüber deduktiv Schritt für Schritt gelöst werden, darum <strong>ist</strong> es auch nicht schlimm, wenn wir ein wenig<br />

Zeit dazu brauchen. Es deutet sich hier schon an, dass der Witz mit einer anderen Gehirnle<strong>ist</strong>ung erfasst wird, als es Sprache,<br />

Mathematik oder Logik sonst von uns verlangen.<br />

71: Rätsel waren früher beliebter, als sie es heute sind. Wahrscheinlich will der moderne Mensch lieber den schnellen Erfolg,<br />

den das Anhören von Witzen verspricht.<br />

75: Kontrast <strong>ist</strong> allenfalls eine notwendige, kaum aber eine hinreichende Erklärung für das Konische. Das erwe<strong>ist</strong> sich schon<br />

aus dem Umkehrschluss, dass ein Kontrast <strong>nur</strong> selten komisch <strong>ist</strong> (auch wenn alles Komische einen Kontrast enthalten mag)<br />

Es muss noch etwas dazukommen.<br />

das Komische beginne damit, dass etwas erhaben sein wolle, dann aber plötzlich wie eine Blase zerspringe (Jean Paul 1837).<br />

79: Auf die Gefühle, die aus dem intellektuellen Kontrast folgen, kommt es an.<br />

Widerstreit der Gefühle.<br />

80: Den intellektuellen Kontrast wollen wir nicht zu bestimmen versuchen. Erkennbar aber <strong>ist</strong>, dass er Gefühle von<br />

Peinlichkeit, Erstaunen, Überheblichkeit und Orientierungslosigkeit auslösen kann.<br />

81: Wörtlich genommen: Ein Witz bietet ja nicht <strong>nur</strong> zwei auseinanderstrebenden Bedeutungen, er sorgt auch dafür, dass wir<br />

dennoch in eins sehen können. (H.V. Bedeutsamkeit des Kontextes macht hier alles aus: jemand <strong>ist</strong> selten schweigsam).<br />

82: es löse angenehme Gefühle aus, wenn etwas stimmend aufgeht, dass heißt, wenn eine Übereinstimmung und Harmonie<br />

festgestellt wird.<br />

84: Beteiligte Personen: Die Zielscheibe, also der Mensch, auf den diese Bosheiten abgeschossen werden, kann darüber nicht<br />

lachen. Auch derjenige, der die Pfeile verschießt, wird kaum lachen, dazu <strong>ist</strong> er zu sehr beteiligt; sein Vergnügen wird sich<br />

auf die Aggressionsabfuhr beschränken (das reicht ja auch). Die Umstehenden aber und alle, die von diesen Aggressionen<br />

<strong>Humor</strong>.doc angelegt 21.2.02 aktuell 04.08.02 Seite 3/68

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