Humor - Dies ist unser Püffki, nur Eingeweihte kennen seine hohen ...
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Offenbar tun diese Patienten ohne rechte Gehirnhälfte sich schwer, Zusammenhänge zu überblicken und schnelle Schlüsse zu<br />
ziehen. Das hatten zuvor auch die Gehirnforscher schon herausgefunden. Neu war aber die Einsicht darin, welche<br />
unterschiedlichen Fähigkeiten offenbar zum Verstehen von <strong>Humor</strong> gehören. Was man sich so ungefähr schon gedacht hatte,<br />
schien sich zu bestätigen: Die plötzliche und intuitive Erleuchtung kommt aus einer anderen Quelle als das schrittweise<br />
Verstehen der Witzerzählung - nämlich aus der rechten Gehirnhälfte.<br />
138: Irgendwie erinnern mich die Witze an das Kasperle-Theater, wo Kasperle auch Manches falsch deutet und die Kinder<br />
im alles zuschreien, was er nicht verstanden hat.<br />
139: Offenbar nimmt jeder Mensch einen Witz anders wahr.<br />
144: Wichtiger Unterschied von Witz und <strong>Humor</strong> einerseits und der derben Komik eines Clowns anderseits.<br />
145: Der Witz wird durch Wiederholung entladen, die Clownerie wird aufgeladen.<br />
146: Unwirkliche Szenen. Der Witz <strong>ist</strong> wie ein Traum: Welche Absurdität wir denn wohl noch erträglich und sogar komisch<br />
fänden, fragte sich Henri Bergson. Kriterium dafür sei, meinte er, der Traum: «Wir lachen über Gedankengänge, von denen<br />
wir wissen, dass sie falsch sind, die wir aber im Traum für richtig halten könnten. Sie klingen eben noch überzeugend genug,<br />
um den eingeschläferten Ge<strong>ist</strong> zu täuschen»<br />
Die Ähnlichkeit von Witz und Traum war Sigmund Freud bei der Arbeit an <strong>seine</strong>r «Traumdeutung» aufgefallen; die Träume<br />
erinnerten ihn manchmal an (schlechte) Witze. Die Gemeinsamkeit von Traum und Witz sah Freud allerdings weniger in<br />
ihrer beider Absurdität als in den Techniken der Verdichtung oder Verschiebung, die beiden gemeinsam sind. Zu den<br />
Unterschieden zählt Freud hingegen, dass der Witz «die sozialste aller auf Lustgewinn zielenden Le<strong>ist</strong>ungen» <strong>ist</strong>, weil man<br />
andere daran teilhaben lässt. Und: «Der Traum dient vorwiegend der Unlustersparnis, der Witz dem Lusterwerb»<br />
151: Ein Kind auszulachen <strong>ist</strong> ein Verbrachen hat Konrad Lorenz gesagt.<br />
155: Plato in „Philebos“, wo es hauptsächlich um die Lust geht; dort heißt es vom Lachen, es entstehe, „wenn wir Lust der<br />
Unlust beimischen“<br />
Den Namen Schizophrenie führte Eugen Bleuler /1857 - 1939) ein. Er prägte 1910 auch den Begriff Ambivalenz für den<br />
Zustand konkurrierender Bestrebungen, Haltungen und Gefühlein einem Menschen.<br />
156: Tier-Witz: Häschenplage 1976/77 begann in der DDR als Persiflage auf die leeren Geschäfte.<br />
157: J. Y. T: Greig: vermutete 1923, dass Furcht in der Gefühlsambivalenz eine entscheidende Rolle spielt (auch Liebe und<br />
Hass). Das Lachen <strong>ist</strong> dann eine Bewältigung der Angst. Unlust <strong>ist</strong> eindeutig etwas Angsterregendes.<br />
Bei der Beerdigung weine man gerade dann, wenn ein lustvoller Impuls gegeben werde, etwa indem der Pfarrer den<br />
Charakter des Verstorbenen rühmt oder <strong>seine</strong>n heldenhaften Taten berichtet.<br />
159: Im „Philebos“ lässt Platon Sokrates sagen, im Auslachen stecke Missgunst, selbst gegen die eigenen Freunde. Ähnlich<br />
Cicero im „De Oratore“ Lachen sei Ausdruck der Hochmut.<br />
161. Nur Freud geht im Gegensatz zu anderen auf die Komik des Clowns ein.<br />
162. Der Witz macht es uns leicht, <strong>unser</strong>e sonst verpönten und verdrängten Gefühle (Schadensfreude z.B.) herauszulassen.<br />
163: Im Witz wird ausgesprochen, was sonst nicht geduldet wird: Gemeinheit z.B., Unglück, Verbrechen, Ekelhaftes,<br />
Unanständiges, Blamagen, Reinfälle, Beleidigungen Übertreibungen ...<br />
165: Technik der Kabarett<strong>ist</strong>en, die ein Tabu <strong>nur</strong> nahe kommen und es damit viel wirksamer vergegenwärtigen, als wenn sie<br />
es platt aussprechen würden.<br />
Die Tabu-Verletzung, um die es im Witz fast immer geht, <strong>ist</strong> um so eher geduldet, je diskreter sie geschieht.<br />
168: Ob man über den Verlierer oder mit dem Sieger lacht, das mag freilich am Ende aufs gleiche hinauslaufen. Wohl schon<br />
in grauer Vorzeit <strong>ist</strong> das Lachen ein Vorgang auf der Grenze gewesen, durchaus ambivalent: das Lachen als<br />
Triumphgeschrei der Sieger und als Spott über die Besiegten. Es mag aber zu Zeiten des Neandertalers gewesen sein, als die<br />
frühen Menschen noch in Horden auf die Jagd und in den Kampf zogen. Angestimmt wurde das Lachen als Zeichen der<br />
Erleichterung, wenn der Feind besiegt oder in die Flucht geschlagen oder wenn die Beute erlegt war. Wenn diese Annahme<br />
stimmt, dann hätten wir wieder eine Situation auf der Grenze: Entspannung nach überwundener Gefahr. Die Bewegungen<br />
beim Lachen wären dann Nachwehen der Anstrengungen beim Kampf; zugleich wäre das Lachen das Signal dafür, dass man<br />
nun aufatmen und sich freuen kann.<br />
169: Lachen entspringe immer einer Phase der Entspannung, wenn ein Schrecken nachlässt, so von J . C. Gregory im Jahre<br />
1924. Donald Hayworth hat vier Jahre später die These aufgestellt, in der Urhorde sei Lachen das Signal gewesen:<br />
«Entspannen erlaubt!»<br />
<strong>Dies</strong>e Hypothese hat Albert Rapp 1949 zusammengefasst und, da er Altphilologe war, um eine Variante bereichert: Der Witz<br />
entstamme dem Entschluss <strong>unser</strong>er Vorfahren, den körperlichen Zweikampf mit <strong>seine</strong>m anschließenden «schlagenden<br />
Lachen» (thrashing laughter) durch einen Erzählwettbewerb zu ersetzen, den es im Altertum wirklich (statt des<br />
Schwertkampfes der Vorkämpfer) gegeben haben soll. Dabei sei es dann vorgekommen, dass der Sieger im Wettbewerb<br />
<strong>seine</strong>n Partner habe überreden können, in sein Siegerlachen mit einzustimmen, also das Ganze als Spaß zu sehen. Alle<br />
zivilisierteren Formen des Lachens und Lächelns will Rapp aus jenem anfänglichen Triumphgeheul ableiten können.<br />
170: Eine gewisse Anerkennung hat dabei die Hypothese des Holländers j. A. R. A. M. van Hooff (er hat wirklich fünf<br />
Vornamen) aus dem Jahre 1971 gefunden. Er unterscheidet Lächeln von Lachen. Das Lächeln gehe aus dem Zähnefletschen<br />
bei der Verteidigung hervor; das Lachen hingegen sei (bei höheren Säugetieren) im «Spielgesicht» wiederzufinden; die<br />
Schimpansen zum Beispiel öffnen dabei entspannt den Mund und lassen ein rhythmisches Grunzen hören. Das<br />
Zähnefletschen sei, ehe es endlich zum Lächeln werden konnte, stark umgewandelt worden, meint Hooff Mir scheint diese<br />
Erklärung dennoch zu einfach zu sein, und ich möchte mich dem Urteil von J. R. Andrew anschließen, der es zwar auch für<br />
möglich hält, dass das menschliche Lächeln von einer Beißbewegung abstammt; die Geschichte des Lächelns sei jedoch im<br />
ganzen «zu vielschichtig für eine so schlichte Erklärung».<br />
Konrad Lorenz, das Lachen entspreche dem «Triumphgeschrei» der Gänse, dass auch dieses Geschrei aus einer<br />
ursprünglichen Drohbewegung hervorgegangen sei. Wie dieses Triumphgeschrei erzeuge auch das Lachen «neben der<br />
Verbundenheit der Teilnehmenden eine aggressive Spitze gegen Außenstehende» (Böse, 409). «Lachen bei plötzlicher<br />
Entspannung einer Konfliktsituation» auftreten kann. Lorenz schreibt: «Hunde, Gänse und wahrscheinlich viele andere Tiere<br />
brechen in intensive Begrüßung aus, wenn eine peinliche Konfliktlage sich plötzlich entspannt» Lachen also in doppelter<br />
<strong>Humor</strong>.doc angelegt 21.2.02 aktuell 04.08.02 Seite 5/68