Humor - Dies ist unser Püffki, nur Eingeweihte kennen seine hohen ...
Humor - Dies ist unser Püffki, nur Eingeweihte kennen seine hohen ...
Humor - Dies ist unser Püffki, nur Eingeweihte kennen seine hohen ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2. Es sind Affekte einbezogen, die normalerweise einer kulturellen Zensur bzw. Abwehr unterliegen. Hierzu gehören<br />
aggressive, sexuelle und skatologische Impulse.<br />
3. Von besonderer Bedeutung <strong>ist</strong> ein spielhaftes Element, das der sprachlichen Begrifflichkeit und der ausdrücklichen<br />
Feststellung nicht bedarf. Denn dieses Element findet <strong>seine</strong>n ganzheitlichen Ausdruck im Kontext körperlicher<br />
Bewegungen und Ausdrucksformen (Mimik, Gestik).<br />
Der "normale Erwachsene" findet sich in der alternativen Welt des <strong>Humor</strong>s oft nicht zurecht, insbesondere dann, wenn er an<br />
die gesellschaftlichen Spielregeln besonders stark angepasst <strong>ist</strong>. Doch auch der humorloseste Mensch kann <strong>seine</strong>n "Sinn für<br />
<strong>Humor</strong>" (wieder)entdecken - indem er den Weg zurück in die Kindheit einschlägt. Der Clown, der mittlerweile in der<br />
Erwachsenenbildung als Seminarleiter fungiert, wird ihm dabei hilfreich zur Seite stehen! Mit ihm zusammen kann jener<br />
Perspektivenwandel vollzogen werden, der es ermöglicht, das Leben aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten - und<br />
dadurch Widersprüche, Absurditäten und Ungereimtheiten zu entdecken, die grundsätzlich komisch sein können.<br />
Heiterkeit<br />
Ein echtes <strong>Humor</strong>erlebnis äußert sich immer in einem spezifischen Lächeln und/oder Lachen, woraus sich grundsätzlich<br />
(kommunikative) Auswirkungen auf die zwischenmenschlichen Beziehungen ergeben.(6) Der österreichische <strong>Humor</strong>forscher<br />
Willibald Ruch(7) bezeichnet diesen emotionalen Prozess als Erheiterung. <strong>Dies</strong>e nimmt - im Sinne des Freudschen<br />
Lustprinzips - auf affektive Auslöser Bezug, die einen Menschen zum Empfinden von Fröhlichkeit, Freude oder Vergnügen<br />
anregen, also belustigend sind. Der gedankenschwere "Ernst des Lebens", der die Lebensrealität eher pessim<strong>ist</strong>isch beurteilt,<br />
wird dabei relativiert und affektiv erleichtert. Heiterkeit <strong>ist</strong> somit der "Versuch des Menschen, mit sich ins Reine zu<br />
kommen" (Albert Ziegler SJ), indem von einer allzu vernünftigen Haltung, die im normativen "Realitätsprinzip" verfangenen<br />
<strong>ist</strong>, Abstand gewonnen wird.<br />
Lachen<br />
Lachen <strong>ist</strong> für den französischen Philosophen Henri Bergson(8) nicht "begreifbar", es entzieht sich geradezu jeder<br />
begrifflichen Erkenntnis. Es sei wie die Schaumkrone auf einer Meereswoge, und der Theoretiker des Lachens sei wie ein<br />
Kind, das den Schaum mit der Hand abschöpfe und sich wundere, dass gleich darauf <strong>nur</strong> noch ein paar Wassertropfen durch<br />
<strong>seine</strong> Finger rinnen, viel salziger, viel bitterer als das Wasser der Welle, die den Schaum an den Sand trug. "Das Lachen <strong>ist</strong><br />
eine Reaktion des Körpers, in der dieser sich gegen Verge<strong>ist</strong>igung, Rationalisierung und Abstraktion behauptet.<br />
Der Lachende überlässt <strong>seine</strong>n Körper sich selbst; er verzichtet auf Kontrolle [...]"(9). So <strong>ist</strong> das Lachen unverkennbar<br />
Ausdruck einer naiven Lebensfreude, die keiner vernünftigen Begründung bedarf und keine normative Reglementierung<br />
erträgt. Im Lachen offenbart sich die affektive Lebendigkeit des Menschen in <strong>seine</strong>r ursprünglichsten Weise. Der lachende<br />
Mensch genügt sich selbst, weil er das "Urvertrauen zum Dasein"(10) unmittelbar erlebt. Lachforscher (Gelotologen) haben<br />
den physischen Akt des Lachens mit einer Befreiung in Zusammenhang gebracht, die Spannungen auflöst,<br />
Selbstheilungskräfte mobilisiert und den Energiefluss im Körper erleichtert.(11) Psychologisch lässt sich das als eine<br />
Freisetzung von aggressiver Energie verstehen. Eibl-Eibesfeldt(12) interpretiert das Zähnezeigen und die typischen<br />
Lautäußerungen beim Lachen als eine ritualisierte archaische Drohgebärde. <strong>Dies</strong>e wirkt gerade auf Gruppenfremde aggressiv,<br />
während sie innerhalb der Bezugsgruppe ein starkes Band schafft und ein gemeinsames "Triumphgefühl" hervorruft. Lachen<br />
scheint in <strong>seine</strong>r usprünglichen Funktion gegen Dritte zu verbinden.<br />
Die heilsame Wirkung des Lachens <strong>ist</strong> heute ein wichtiges Thema in der Psychotherapie. So versucht man mit Hilfe<br />
bestimmter provokativer Gesprächstechniken auf Seiten des Patienten eine "<strong>Humor</strong>reaktion" hervorzurufen - das heißt<br />
Erkenntnisse anzuregen, die mit Erheiterung einhergehen und sich im Lächeln und/oder Lachen äußern.(13) Zusätzlich wird<br />
versucht, die physiologische Heilkraft des Lachens durch bestimmte averbale Übungen in Gang zu setzen. Am bekanntesten<br />
in diesem Zusammenhang <strong>ist</strong> das "Yoga-Lachen", das in indischen Lachklubs entwickelt wurde.(14 )<br />
Lächeln<br />
Das Lächeln <strong>ist</strong> eine (weitgehend) aggressionsfreie Kontaktgebärde, ein "mimischer Stoßdämpfer"(15). Die<br />
Gesichtsmuskulatur <strong>ist</strong> bei Geburt bereits voll ausgebildet und funktionsfähig.(16) Schon Säuglinge können ein selektives<br />
soziales Lächeln(17) einsetzen, um die Interaktion mit der Bezugsperson zu fördern. <strong>Dies</strong>es Interaktionslächeln signalisiert<br />
"einen aktiven Zustand von Freude [...]. Es wirkt wie eine Art Klebstoff, der Säugling und Eltern verbindet."(18) Das<br />
lächelnde Gesicht <strong>ist</strong> ein "Spielgesicht"(19). Es stellt ein universales Signal für Freundlichkeit, Kooperationsbereitschaft,<br />
Zustimmung und Freude dar. Paul Ekman beschreibt verschieden Formen des Lächelns. Nur jenes, das den musculus<br />
zygomaticus maior (Wangenheber) und den orbis ocularis oculi (Augenringmuskel) aktiviert, kann als "echtes Lächeln"<br />
verstanden werden. <strong>Dies</strong>es zeigt nicht allein einen Zustand heiteren Glücksgefühls an, es wirkt sich gleichzeitig als Auslöser<br />
positiver Emotionen aus. Man nimmt in diesem Zusammenhang an, dass es eine direkte und zentrale Verbindung zwischen<br />
der Mimik und der Hirnaktivität gibt.(20) So konnte nachgewiesen werden, dass ein intensives (echtes) Lächeln die<br />
Durchblutung des Gehirns fördert und Stresssymptome mildert.(21) Da sich dieses Lächeln auch willkürlich hervorrufen<br />
lässt, wurde die "Therapie des bewussten Lächelns" entwickelt, die als eine "natürliche Methode zur Überwindung von<br />
Stress" eingesetzt werden kann.(22)<br />
Anmerkungen:<br />
1. M. Titze/H.Gröner, Was bin ich für ein Mensch? Freiburg, 1989, S. 21f<br />
2. W. Preisendanz in H<strong>ist</strong>orisches Wörterbuch der Philosophie, Band III, Darmstadt, 1980, S. 1232<br />
3. dtv Brockhaus Lexikon, Band 8, München 1984, S. 207)<br />
4. M. Titze, Die heilende Kraft des Lachens, München, 1999, S. 287<br />
5. Der göttliche Funke, Bern-München, 1966; Der Mensch - Irrläufer der Evolution, Frankfurt, 1990<br />
6. M. Titze/C. Eschenröder, Therapeutischer <strong>Humor</strong>, Frankfurt, 2000, S. 11f<br />
7. The Sense of <strong>Humor</strong>, DeGruyter, Berlin, 1998<br />
8. Das Lachen, Zürich, 1972<br />
9. D. Kamper/C. Wulf (Hg.), Lachen - Gelächter - Lächeln, Frankfurt, 1986, S. 7<br />
<strong>Humor</strong>.doc angelegt 21.2.02 aktuell 04.08.02 Seite 39/68