Samstag, 17. März 2007 - dgp-kongress.de
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Mannheim – Leben im Quadrat<br />
Kapuziner Planken<br />
In früherer Zeit gab es in Mannheims Innenstadt mehrere kleine Märkte, die ihre Namen<br />
alle nach <strong>de</strong>n dort verkauften Waren hatten. Zwei dieser Marktplätze wer<strong>de</strong>n jedoch häufig<br />
verwechselt, was wohl auch daran liegt, dass sie im heutigen Stadtbild nicht mehr zu<br />
erkennen sind. Gemeint sind Strohmarkt und Gockelsmarkt.<br />
Der Gockelsmarkt befin<strong>de</strong>t sich nirgendwo an<strong>de</strong>rs als auf <strong>de</strong>m Quadrat N 4, offiziell<br />
Kapuzinerplatz genannt. Seinen Namen hat er wegen <strong>de</strong>n auf ihm verkauften Weihnachtsbäumen<br />
und Tannenzapfen, <strong>de</strong>n „Gockeln“. Stadtarchivar Friedrich Teutsch hat die<br />
Geschichte dieses Platzes untersucht und kam zu <strong>de</strong>m Ergebnis, dass er im Laufe <strong>de</strong>r<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rte die unterschiedlichsten Namen trug. Von 1701 bis 1839/40 befand sich in<br />
<strong>de</strong>n Quadraten N 5 und N 6 das Kapuzinerkloster. Daher stammt auch die Bezeichnung<br />
„Kapuzinerplanken“ für <strong>de</strong>n Platz auf <strong>de</strong>r linken Seite <strong>de</strong>r Kunststraße, <strong>de</strong>r sich über die<br />
Quadrate 0 5 und 0 6 zieht. Bis 1989 waren dort Parkbuchten, heute präsentiert er sich<br />
wie<strong>de</strong>r als freier Platz.<br />
Für die Bezeichnung ’Gockelsmarkt’ fin<strong>de</strong>n<br />
sich allerdings keine Quellenbelege, was<br />
darauf hinweist, dass dieser Name möglicherweise<br />
nicht nur sehr jung ist, son<strong>de</strong>rn<br />
eben auch nur im Volksmund existiert.<br />
Heute ist er vor allem unter <strong>de</strong>m Namen<br />
„Blumenpeterplatz“ bekannt. Der „Blumepeter“,<br />
mit bürgerlichem Namen Peter Schäfer,<br />
war ein zwergwüchsiger kleiner Mann, <strong>de</strong>r mit seinen Blumensträußchen und <strong>de</strong>r Auffor<strong>de</strong>rung<br />
„Kaaft ma ebbes ab“ durch die Mannheimer Kneipen zog. Gestorben ist <strong>de</strong>r Peter am<br />
15. Juni 1940 im Alter von 65 Jahren. Es heißt, er sei „im Kopp net ganz richtig“ gewesen,<br />
dabei war er nur ein schwerkranker Mann, <strong>de</strong>r an einer Drüsenstörung litt und <strong>de</strong>ssen<br />
geistige Kapazität aufgrund <strong>de</strong>r damals noch nicht existieren<strong>de</strong>n Behin<strong>de</strong>rtenschulen<br />
nicht geför<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n war. Jahrelang lebte er in <strong>de</strong>n Pflegeanstalten Weinheim und<br />
Wiesloch, auf <strong>de</strong>ren Anstaltsfriedhof er auch begraben ist. Auf seinem Krankenblatt steht<br />
<strong>de</strong>r Ausdruck „erbkrank“.<br />
Der Blumepeter hat es bestimmt nicht leicht gehabt und oft genug wur<strong>de</strong> wohl über ihn<br />
gespottet. Nichts<strong>de</strong>stotrotz ist er das Symbol für <strong>de</strong>n Mannemer Witz, er wur<strong>de</strong> quasi<br />
posthum zum Bloomaul gekürt. Der Bloomaul-Or<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r seit 20 Jahren immer am<br />
Fasnachtsdienstag verliehen wird, zeigt <strong>de</strong>n Blumepeter, wie er sich die Weit gleichsam<br />
verkehrt, eben närrisch, durch die Beine ansieht und ihr seinen Allerwertesten zeigt. Dabei<br />
hat <strong>de</strong>r kleine Kerl wohl Zeit seines Lebens keine <strong>de</strong>r ihm zugeschriebenen Anekdoten<br />
und Witze erzählt. Nichts<strong>de</strong>stoweniger ist Peter ein Mannheimer Original, <strong>de</strong>ssen kürzlich<br />
vom Kapuzinerplatz auf die Kapuzinerplanken versetzten Denkmal immer mit ein paar<br />
Blümchen geschmückt ist.<br />
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