Als PDF downloaden - Haufe.de

„Dass die Bundesregierung stärker regulativ
eingreifen möchte, ist ebenso begrüßenswert wie
die stärkere Sanktionierung von Fehlverhalten.“
Beatrix Boutonnet
Frau Boutonnet, was könnte der VGF tun, um Schwarzen
Schafen in der Branche besser das Handwerk zu legen?
Boutonnet: Er sollte für mehr Transparenz sorgen, indem er
sich bei seinen Branchenzahlen nicht nur auf seine Mitglieder
beschränkt, sondern alle Branchenakteure mit einbezieht. Das
würde die Marktverhältnisse realistisch widerspiegeln.
Romba: Unsere Zahlen sind genauso aussagekräft ig wie die von
Feri EuroRating. Sie beziehen sich auf die Akteure, die dauerhaft
in diesem Segment aktiv sind. Wir werten Daten von 167
Unternehmen aus. Im Übrigen sind die Abweichungen minimal.
Feri EuroRating beziff ert das platzierte Eigenkapital auf
5,5 Milliarden Euro, wir auf 5,2 Milliarden Euro.
Die vielen Prozesse wegen Haft ungsklagen zeigen, dass der
Anlegerschutz auf dem unregulierten, dem sogenannten
„Grauen Kapitalmarkt“ immer noch zu wünschen lässt. Auch
Bundesfi nanzminister Wolfgang Schäuble will Geschlossene
Fonds stärker an die Kandare nehmen. Wie steht der VGF zu
seinen Plänen?
Romba: Herr Schäuble hat unsere volle Unterstützung. Aber,
vieles, was er fordert, praktizieren unsere Mitglieder längst.
Man kann sich auf unserer Website Mustervorlagen für Beratungsprotokolle
herunterladen. Provisionen müssen im Emissionsprospekt
publiziert werden.
Was halten Sie von der geplanten AIFM-Richtlinie?
Romba: Wir befürworten eine sinnvolle Regulierung. Aber im
Falle der Geschlossenen Fonds wäre eine nationale Lösung vorzuziehen,
weil sie eine deutsche Besonderheit sind. Der VGF
hat hierzu ein Eckpunktepapier mit detaillierten Vorschlägen
präsentiert.
Boutonnet: Ich pfl ichte Herrn Romba bei, dass die AIFM-
Richtlinie für Geschlossene Fonds nicht gerade das ideale
Regulierungsinstrument ist. Sie bezieht sich auf alle Kapitalanlageprodukte,
obwohl sie vor allem auf die Regulierung von
Hedgefonds abzielt.
Könnten Geschlossene Fonds aus der Richtlinie ausgeklammert
werden?
Boutonnet: Das ist schwer abschätzbar. Auch in anderen Ländern
hagelt es Kritik. Bisher sollen 1.600 Änderungsanträge
eingereicht worden sein. Durch die Richtlinie könnten aber
für Initiatoren verbindlichere Aufl agen festgelegt werden – wie
Mindestkapitalanforderungen …
Romba: … Wie wir sie in unserem Eckpunktepapier formuliert
haben. Noch ist es möglich, mit einem Minimum an Organisation
einen Geschlossenen Fonds zu initiieren. Dafür genü-
gen im Prinzip zwei Leute, ein Büro, ein Telefon und eine mehr
oder minder gute Produktidee.
Boutonnet: Mit Geld allein ist es nicht getan. Den größten
Nachbesserungsbedarf in Sachen Solidität hat der Vertrieb. Wie
sich Anleger beim Kauf von Aktien beim Bankberater informieren,
versuchen die meisten Investoren, sich vor dem Erwerb
eines Geschlossenen Fonds vom Vertrieb aufk lären zu lassen.
Das erfordert fundiertes Fachwissen, das viele Vertriebsmitarbeiter
nicht besitzen. Dass die Bundesregierung hier stärker
regulativ eingreifen möchte, ist ebenso begrüßenswert wie die
stärkere Sanktionierung von Fehlverhalten.
Romba: Wichtiger als Strafen ist eine bessere Beratungsqualität.
Der Nachweis ausreichender Sachkunde sollte durch entsprechende
Fachprüfungen belegt werden.
Boutonnet: Das muss so schnell wie möglich konkretisiert werden.
Es müssen die Zeiten vorbei sein, dass jeder mit Fondsbeteiligungen
hausieren gehen kann. Hoff entlich bewirkt der
Druck aus Berlin und Brüssel, dass auch der VGF mehr Druck
in dieser Richtung macht.
Bislang erfolgt durch die BaFin eine formelle Prospektprüfung.
Wäre es nicht sinnvoll, ihr auch den materiellen Check
zu übertragen?
Boutonnet: Eigentlich schon. Aber eine Prospektprüfung ist
ein sehr aufwendiger Vorgang. Es ist recht fraglich, ob die Ba-
Fin das, was jetzt prinzipiell auch Herr Schäuble gefordert hat,
personell überhaupt bewältigen könnte …
Romba: … Wir sind deshalb der Auff assung, es sollte vorgeschrieben
werden, dass Wirtschaft sprüfer einen Prospekt-
Check entsprechend dem IDW S4-Standard durchführen.
Boutonnet: Nichts gegen die Zunft der Wirtschaft sprüfer. Aber
eine staatliche Zertifi zierung wäre der bessere Weg, sie böte
einfach mehr Sicherheit.
Herr Romba, in Ihren Eckpunkten ist auch von einem standardisierten
Vertriebskurzprospekt die Rede. Was ist darunter
genau zu verstehen?
Romba: Die Struktur, die Risiken und Chancen eines Geschlossenen
Fonds sind für jeden Anleger nicht so leicht durchschaubar.
Das soll durch einen Vertriebskurzprospekt ebenso erleichtert
werden, wie das der Gesetzgeber für Kapitalanlageprodukte verbindlich
vorschreiben will.
Boutonnet: Das klingt gut. Aber entscheidend ist die konkrete
Umsetzung. Wie lang soll der Vertriebskurzprospekt sein? Welche
Informationen muss er enthalten? Wie ist garantiert, dass er
so abgefasst ist, dass ihn der Anleger versteht? Der Teufel steckt
also im Detail.
„Wichtiger als Strafen ist eine bessere Beratungsqualität.
Der Nachweis ausreichender Sachkunde
sollte durch Fachprüfungen belegt werden.“
Eric Romba |�
www.immobilienwirtschaft.de 04 | 2010
25