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schen davon, möglichst alt zu wer<strong>de</strong>n,<br />
um sich damit möglichst viel Entscheidungszeit<br />
zu sichern. Es scheint längst<br />
nicht mehr allein das Privileg <strong>de</strong>r Jungen<br />
zu sein, sich „aufzusparen“ und<br />
auf <strong>de</strong>n Traumpartner zu hoff en; o<strong>de</strong>r<br />
darauf zu spekulieren, dass sich in Zukunft<br />
erst die Gelegenheit für das tolle<br />
Schnäppchen, die perfekte (risikolose)<br />
Entscheidung o<strong>de</strong>r die optimale Investition<br />
für das Leben ergeben wer<strong>de</strong>.<br />
› Zunehmend erscheint es schwerer, zu<br />
Festlegungen, das heißt zu Entscheidungen<br />
längerer Dauer für o<strong>de</strong>r gegen<br />
etwas zu kommen. Im Bereich Wohnen<br />
und Bauen stehen <strong>de</strong>n oben beschriebenen<br />
angstvollen Überfrachtungen<br />
nicht selten höchst anspruchsvolle,<br />
kaum einlösbar erscheinen<strong>de</strong> Entwürfe<br />
von „Traumhäusern“ gegenüber. In<br />
<strong>de</strong>r Summe führt diese Gemengelage<br />
fast zwangsläufi g zu <strong>de</strong>r Konstellation,<br />
dass potenzielle Wohneigentümer<br />
gern „Luft schlösser“ bauen, aber auf<br />
ewig „vor <strong>de</strong>r Tat bleiben“.<br />
› Paradoxerweise stellt sich so heraus,<br />
dass viele Menschen mental „immobil“<br />
gewor<strong>de</strong>n sind – eine Eigenschaft ,<br />
die man gemeinhin doch eher <strong>de</strong>r Immobilie<br />
selbst unterstellt.<br />
Chancen und Potenziale <strong>de</strong>r Marktgestaltung<br />
Die Chancen und die konkret beschreibbaren<br />
Ansatzpunkte für die Marktgestaltung wer<strong>de</strong>n<br />
zukünftig verstärkt in Botschaften liegen, die<br />
die insgeheimen Faszinationen und Ängste <strong>de</strong>r<br />
Menschen berücksichtigen. Angst und „Angstbehandlung“<br />
lassen sich etwa am Thema Eigenleistung<br />
nachvollziehen.<br />
› Eigenleistung macht das Bauen auf <strong>de</strong>n ersten<br />
Blick vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht beson<strong>de</strong>rs<br />
attraktiv. Interessant ist an <strong>de</strong>r Eigenleistung<br />
aber auch, dass Wertschöpfung sinnlich<br />
und handfest erfahrbar wird. Mit dieser Strategie<br />
lassen sich Unsicherheiten und Ängste<br />
bei manchen Zielgruppen behan<strong>de</strong>ln. Auf <strong>de</strong>r<br />
an<strong>de</strong>ren Seite kann die Eigenbeteiligung zu zusätzlichen<br />
Verwicklungen führen. Manche fühlen<br />
sich überfor<strong>de</strong>rt und wollen ganz eng geführt<br />
wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>re wie<strong>de</strong>rum haben Angst,<br />
in einem schwer überschaubaren Bauprozess<br />
„verwurstet“ und „eingemauert“ zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Es gibt hier in <strong>de</strong>r Kommunikation noch viel zu<br />
tun.<br />
› Die in <strong>de</strong>r Bau- und Heimwerkerbranche<br />
traditionell überlieferten Initiations- und<br />
Mannbarkeitsriten haben beileibe nicht nur<br />
positive Auswirkungen auf die Entscheidung<br />
für Wohneigentum. Im Gegenteil, unter<br />
Marktgesichtspunkten wäre in Deutschland<br />
endlich einmal eine sachliche Analyse<br />
darüber anzustellen, welche potenziellen<br />
Wohneigentümer sich durch solche Riten<br />
verschrecken lassen. Diese schüren unter<br />
Umstän<strong>de</strong>n Ängste <strong>de</strong>s Bloßgestellt-wer<strong>de</strong>ns<br />
und versperren <strong>de</strong>n Blick dafür, was jemand<br />
wirklich kann. Häufi g ist zu beobachten,<br />
Schlussfolgerungen<br />
Es ist sinnlos, die Entwicklungen in <strong>de</strong>r<br />
Gesellschaft mit aktionistischen Programmen<br />
o<strong>de</strong>r ironischer Abwertung<br />
zu behan<strong>de</strong>ln. In einer so tiefgreifen<strong>de</strong>n<br />
Frage wie <strong>de</strong>m Bauen und Wohnen<br />
wird es künft ig darauf ankommen, neue<br />
Wege auszuprobieren. Wenn die Mentalitäten<br />
in Deutschland zum Th ema<br />
Wohneigentum zunehmend immobiler<br />
wer<strong>de</strong>n, dann liegen die Chancen darin,<br />
eben dieses Wohneigentum in allen seinen<br />
Facetten und Angeboten „mobiler“<br />
zu gestalten. Wohneigentum braucht<br />
Produkte, Kommunikation und Ver-<br />
67<br />
dass vermeintlich Unbegabte „mit zwei linken<br />
Hän<strong>de</strong>n“ während eines Hausbaus ihre<br />
handwerklichen Fähigkeiten ent<strong>de</strong>cken. Die<br />
Können-Seite <strong>de</strong>s Bauherrn, beziehungsweise<br />
die Tatsache, dass man gar kein perfekter<br />
Handwerker sein muss, ist in Verkaufs- und<br />
Beratungsprozessen sensibel zu handhaben.<br />
› Zielgruppen im Bereich <strong>de</strong>r gehobenen<br />
Mittelschicht tendieren eher dazu, ihr Haus<br />
schlüsselfertig in Beschlag zu nehmen. Jedoch<br />
ist etwa auch hier die Eigenleistung<br />
im psychologischen Sinne nicht zu unterschätzen<br />
und entsprechend angemessen zu<br />
kommunizieren: Informations- und Entscheidungsaufwän<strong>de</strong>,<br />
Aufwän<strong>de</strong> im Bereich <strong>de</strong>r<br />
praktischen und ästhetischen Gestaltung<br />
<strong>de</strong>s Wohnraums, das „Durchmachen“ und<br />
„Durchlei<strong>de</strong>n“ verschie<strong>de</strong>ner Umsetzungsschritte,<br />
Fragen <strong>de</strong>r Finanzierung und dazu<br />
nötiges Verhandlungsgeschick und so weiter.<br />
› Leistung und Eigenleistung beim Wohneigentum<br />
wer<strong>de</strong>n zunehmend auch durch das<br />
sich tiefgreifend wan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> Verhältnis <strong>de</strong>r<br />
Geschlechter bestimmt. Da Frauen längst<br />
nicht mehr das „Heimchen am Herd“ spielen,<br />
sind die Männer gefragt, neue Rollen<br />
einzuüben. Sie fragen sich, was sie in Bezug<br />
auf Wohneigentum zu bewerkstelligen haben,<br />
auch wenn sie sich nicht als geschickte<br />
Handwerker sehen. Hier stehen völlig neue<br />
Beweisführungen und Selbstverständnisse<br />
an, und Wohneigentum ist an dieser Stelle<br />
nicht mehr zu verkaufen, wenn die Kommunikation<br />
nicht auch dazu ihre Anstöße gibt.<br />
trieb, die „kommunikative Barrierefreiheit“<br />
kommunizieren. Dieses Gut muss<br />
in seiner Darstellung und Kommunikation,<br />
wie auch im Umfeld fl exibler gehan<strong>de</strong>lt<br />
wer<strong>de</strong>n, um Schwellenängste zu<br />
behan<strong>de</strong>ln.<br />
Die Marktpotenziale für Wohneigentum<br />
sind in keiner Weise ausgereizt<br />
(Beispiele siehe Kasten oben). Dieser<br />
Markt aber braucht eine neue Dimension<br />
und einen neuen Stil <strong>de</strong>r Marktgestaltung.<br />
Menschen sehen sich „in Entwicklung“<br />
und Wohneigentum wollen<br />
sie als ein „Ding in Entwicklung“. Sonst<br />
bleiben die Ängste vor Festlegungen und<br />
vor einem „Klotz am Bein“ zu groß. �|<br />
www.immobilienwirtschaft.<strong>de</strong> 04 I 2010