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62 Markt + Management<br />
Transparenz 3.0 –<br />
was <strong>de</strong>r Markt jetzt braucht<br />
Beyerles Blick. Interessiert sich in <strong>de</strong>r Fachöffentlichkeit wirklich noch jemand dafür,<br />
wie hoch die Spitzenmieten in Frankfurt, Bochum o<strong>de</strong>r Garmisch–Partenkirchen 2010<br />
sind? Mehr <strong>de</strong>nn je wird die Verlässlichkeit dieser Zahlen hinterfragt.<br />
Dr. Thomas Beyerle, Frankfurt<br />
Entgegen <strong>de</strong>r üblichen Vorgehensweise<br />
bei <strong>de</strong>r Analyse <strong>de</strong>r Märkte schauen wir<br />
heute zunächst zurück und kommen zu<br />
<strong>de</strong>r Erkenntnis, dass an <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />
Immobilienmärkten in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
zehn Jahren nicht wirklich etwas schiefgelaufen<br />
ist. Klar bewegen sich die <strong>de</strong>utschen<br />
Immobilienmärkte in einem zyklischen<br />
Auf und Ab – doch die Anzahl<br />
<strong>de</strong>r Aufwärtsbewegungen übersteigt die<br />
<strong>de</strong>r Abwärtsbewegungen <strong>de</strong>utlich. Mehr<br />
noch, in dieser Zeit hat sich die Branche<br />
fast selbst überholt: Standards, mehr<br />
strategische, weniger taktische Entscheidungen,<br />
kurzum Professionalität wie sie<br />
sein sollte und wie es die Branche immer<br />
gerne von sich verlauten lässt.<br />
Mit <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n Professionalisierung<br />
einher geht klassischerweise<br />
Dr. Thomas Beyerle<br />
Der Diplom-Geograf ist seit 2008 Head of<br />
Global Research bei DEGI/Aber<strong>de</strong>en Property<br />
Investors (von 2003 bis 2007 Allianz Dres dner<br />
Immobiliengruppe/Allianz Global Investors,<br />
Frankfurt, DEGI Deutsche Gesellschaft für<br />
Immobilienfonds mbH, Bereichsleiter Research<br />
& Strategie). Von 1999 bis 2002 war er<br />
Leiter Bereich Research & Consulting bei <strong>de</strong>r<br />
Dresdner Bank Immobiliengruppe, Frankfurt.<br />
Beyerle veröffentlicht regelmäßig Beiträge<br />
zum Immobilienmarkt und ist Lehrbeauftragter<br />
an diversen Hochschulen.<br />
04 | 2010 www.immobilienwirtschaft.<strong>de</strong><br />
eine sprunghaft e Entwicklung in Markttransparenz.<br />
Gera<strong>de</strong> beim Blick nach<br />
vorne müssen diese Transparenzanfor<strong>de</strong>rungen<br />
verstärkt wer<strong>de</strong>n. Zugegeben,<br />
das mit <strong>de</strong>r Transparenzfor<strong>de</strong>rung ist<br />
ein Klassiker. Je<strong>de</strong>r weiß es schließlich,<br />
transparente Märkte sind besser als intransparente.<br />
Die Grün<strong>de</strong> kann man im<br />
Schlaf aufsagen, sofern man damals im<br />
<strong>de</strong>r VWL-Vorlesung aufgepasst hat. Steigen<strong>de</strong><br />
Markttransparenz sorgt für:<br />
› Entscheidungssicherheit<br />
› Risikominimierung<br />
› Erschließen neuer Marktpotenziale<br />
und -trends<br />
› Höhere Investorennachfrage<br />
› Höhere Preise<br />
› Glättung von Immobilienzyklen<br />
› Einsetzen<strong>de</strong> Standards<br />
› Prognosesicherheit<br />
› „Faire“ Werte und Mieten für alle<br />
Marktteilnehmer<br />
Doch Stopp: Gilt diese For<strong>de</strong>rung diesmal<br />
auch? Denn selten waren die <strong>de</strong>utschen<br />
Immobilienmärkte so transparent<br />
wie heute – verglichen mit vor<br />
zehn Jahren. Von <strong>de</strong>r oft mals aus <strong>de</strong>m<br />
Ausland geäußerten Kritik eines semitransparenten,<br />
polyzentralen <strong>de</strong>utschen<br />
Immobilienmarkts ist zunächst wenig<br />
geblieben. In <strong>de</strong>r Tat sind die Fortschritte<br />
gewaltig. Publikationen, Marktberichte,<br />
Kommentare sind heute zuhauf verfügbar.<br />
Ziel also erreicht, könnte man meinen.<br />
Doch irgendwie holt uns <strong>de</strong>r Erfolg<br />
mittlerweile ein: Interessiert sich in <strong>de</strong>r<br />
Fachöff entlichkeit wirklich noch jemand<br />
dafür, wie hoch die Spitzenmieten in<br />
Frankfurt o<strong>de</strong>r Bochum 2010 sind? Neue<br />
Fragen wer<strong>de</strong>n gestellt: Bil<strong>de</strong>n diese Zahlen<br />
wirklich <strong>de</strong>n Markt ab? Nicht mal die<br />
Pressevertreter lassen sich durch professionell<br />
aufgemachte Marktberichte und<br />
qualitative Marktaussagen zu Abdrucken<br />
hinreisen, obwohl auch die PR-Beratungen<br />
professionelle Arbeit leisten.<br />
Was ist <strong>de</strong>r relevante Markt?<br />
Am quantitativen Aspekt <strong>de</strong>r Information<br />
kann es nicht liegen. Das Grundproblem<br />
ist in<strong>de</strong>s immer noch ein gewaltiges:<br />
Die banal anmuten<strong>de</strong> Frage „Was ist <strong>de</strong>r<br />
relevante Markt?“ können wir noch immer<br />
nicht beantworten. Zugegeben: Die<br />
Marktteilnehmer haben ein sicheres Gespür<br />
dafür entwickelt, in welchem Markt<br />
sie sich bewegen. Doch sind wir ehrlich:<br />
Kennen wir <strong>de</strong>n Gesamtbürobestand in<br />
Deutschland wirklich? Ferner: Der Blickwinkel<br />
<strong>de</strong>r Marktteilnehmer hat sich verlagert,<br />
was in <strong>de</strong>n diversen Marktberichten<br />
kaum kommuniziert wird. Jenseits<br />
von Top- o<strong>de</strong>r Prime-Lagen auf die so<br />
genannten etablierten Lagen. Hier wird<br />
die Diff erenzierung <strong>de</strong>s Gesamtmarkts<br />
vermisst und damit die Botschaft , was<br />
die Märkte wirklich treibt.<br />
Ein Beispiel: Der researchgetriebene<br />
Investor setzt aktuell auf „etablierte<br />
Lagen“- also diejenigen, welche sich<br />
um die Prime Location o<strong>de</strong>r Top-Lage<br />
gruppieren, aber noch nicht zweitklassig