nitiative "~rger - MBWSV NRW
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die Aufgabe der würdevollen Umnutzung der<br />
Kirche als besondere Herausforderung begriffen<br />
hat. „Wir haben uns für einen Entwurf entschieden,<br />
der die Kirche als kulturellen und sozialen<br />
Veranstaltungsort nutzt und möglichst<br />
monochrom rein weiß gestaltet ist. Und wir<br />
haben getrennt neben die Kirche einen neuen<br />
Baukörper gestellt, der die Gastronomie als wesentlichen<br />
wirtschaftlichen, sehr weltlichen Faktor<br />
aufnimmt und der von uns in roter Farbe<br />
bewusst abgesetzt wird. ... Weil es ein Wettbewerbsverfahren<br />
ist, haben wir uns natürlich<br />
besonders angestrengt. Wir haben gerade die<br />
Kirchenumnutzung als große Herausforderung<br />
begriffen. Ich glaube schon, dass Wettbewerbe<br />
und derartige Planungsverfahren dabei helfen,<br />
bei neuen Planungsaufgaben klare und grundsätzliche<br />
Antworten zu finden.“<br />
Rollenzuweisung in der Planungs- und<br />
Bauphase<br />
Es ist immer eine besondere Herausforderung,<br />
einen guten, aus einem Wettbewerb hervorgegangenen<br />
Entwurf in seiner Qualität auch zu<br />
realisieren. Aufgabe der Architekten ist es, gestalterische<br />
Qualität und die Kosten in gleicher<br />
Weise im Auge zu behalten. Bürgerschaftliche<br />
Bauherren müssen sich aber auch mit den Argumenten<br />
der Architekten und der Verantwortung<br />
für die Gestaltung unserer städtischen<br />
Umwelt auseinandersetzen. Erst auf der Ebene<br />
der Genehmigungs- und Ausführungsplanung,<br />
der Ausschreibung und erst recht bei den vielen<br />
Alltagsentscheidungen auf der Baustelle<br />
muss sich das in der Realität erweisen.<br />
Die Rollenverteilung zwischen Bauherr und<br />
Architekt hat sich in Deusen als ein stetiger<br />
und auch streitiger Prozess erwiesen, der als<br />
Chance gesehen und genutzt wurde, das bestmögliche<br />
Ergebnis zu erreichen: Der Architekt<br />
als der kreative Part, der auf die Grundlinien<br />
achtet, die künstlerische Oberleitung inne hat,<br />
der Weitblick und Impulse einbringt und dem<br />
Projekt auch über den Ortsteil hinaus ein Pro -<br />
fil gibt und der bürgerschaftliche Bauherr mit<br />
dem praktischen Part, zuständig für die bauliche<br />
Umsetzung und die Finanzierung. Von<br />
immensem Vorteil war und ist, dass auf Projektseite<br />
Fachkompetenz zum Bauen vorhanden<br />
ist. „Ein starker Bauherr und ein starker Architekt<br />
gehören einfach zusammen,“ dies ist<br />
eine gemeinsame Erkenntnis von Jörg Karpowitz<br />
und Andreas Hanke. Und Andreas Hanke<br />
ergänzt: „Es ist ein glücklicher Umstand, dass<br />
wir hier einen wirklich kompetenten Bauherrn<br />
haben, der die bauliche Umsetzung so stark in<br />
die Hand nehmen kann und will.“ Im übrigen<br />
hilft das dem Projektträger, auch Planungsleistungen<br />
als Eigenanteil einbringen zu können.<br />
Andreas Hanke: „Dieser Dialog zwischen Bauherr<br />
und Architekt ist selten geworden – und<br />
gerade deswegen in diesem Projekt modellhaft.“<br />
Und Jörg Karpowitz: „Heute sage ich: Nur so<br />
wird das auch ein wirklich gutes Projekt.“<br />
Organisation der Selbsthilfe<br />
Bereits im Grundansatz des Wettbewerbsentwurfs<br />
stand die bauliche Selbsthilfe im Vordergrund<br />
der Überlegungen. Der Entwurf sah<br />
zunächst vor, dass beim Kirchenumbau im Bestand<br />
mit den vielen Schnittstellen zu Fachgewerken<br />
die bauliche Selbsthilfe des Trägervereins<br />
nicht so sehr zum Tragen kommen sollte.<br />
Die Selbsthilfe war anfangs vor allem dem<br />
Neubau zugeordnet. Das war auch einer der<br />
Gründe dafür, dass sich das Büro Hanke für eine<br />
Holzrahmenbauweise entschieden hat, weil<br />
hier viele Menschen auch ohne spezielle Fachkenntnisse<br />
mitarbeiten können. Der Trägerverein<br />
nahm das Selbsthilfeangebot des Holz-<br />
rahmenbaus sehr positiv auf, auch wenn sie<br />
anfangs mit dem Eigenkapitalersatz über<br />
Selbsthilfe sehr viel zurückhaltender umgingen.<br />
Jörg Karpowitz: „Es ist natürlich in der heutigen<br />
Zeit schwierig, Leute für so was zu begeistern,<br />
ihre Freizeit für eine Selbsthilfeaktion zu<br />
opfern.“ Umso überraschter ist man jetzt, dass<br />
es nach den Erfahrungen im ersten Bauabschnitt<br />
des Kirchenumbaus deutlich besser<br />
läuft als man zu Beginn kalkuliert hatte. Jörg<br />
Karpowitz: „Wir müssen zwar immer wieder<br />
Leute ansprechen, immer dahinter her sein,<br />
aber das klappt wirklich gut. Auf jeden Fall ist es<br />
auch gut, dass wir jetzt schon so viel auf unser<br />
„Eigenleistungskonto“ buchen können.“<br />
Der Vereinsvorstand hat den Umbau auf der<br />
Grundlage der Planung der Architekten sehr<br />
genau vorbereitet. Das gilt besonders für den<br />
Selbsthilfeprozess. Es mussten sehr präzise und<br />
zum Teil sehr kleinteilig die Gewerke bestimmt<br />
werden, die durch Selbsthilfe geleistet werden<br />
sollen und können. Der Verein musste ein-<br />
Planung, Engagement und Selbsthilfe<br />
oben: Bilder während einer Selbsthilfeaktion<br />
in der Kirche Deusen<br />
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