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Große Häuser – kleine Häuser

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Sedimenten stecken. Da die Pfosten durch Komprimierung<br />

des Moorkörpers heute bis in die Grasnarbe durchdrücken,<br />

kann eine Einrammtiefe von mindestens 1,5<strong>–</strong>2m<br />

vorausgesetzt werden.<br />

Die Pfosten sind, soweit dies die Grabungschnitte erkennen<br />

lassen, vor allem in Dreier-Jochen gesetzt, so dass sich<br />

zweischiffige Firstdachhäuser (Satteldachhäuser) ergeben.<br />

Die Gebäude sind aufgrund ihrer Längen-Breiten-Verhältnisse<br />

recht schmalstirnig, so dass im Gegensatz zu den gängigen<br />

Proportionen jungneolithischer Gebäude mit einer<br />

gewissen Berechtigung von „Langhäusern“ gesprochen<br />

werden kann. Ein „genetischer“ Zusammenhang mit den<br />

Langhäusern alt- und mittelneolithischer Tradition besteht<br />

indessen nicht (siehe unten). Von der Dachkonstruktion<br />

fanden sich im Holzversturz keine sicher zuweisbaren<br />

Reste. Einige große Rindenbahnen könnten zur Dachdeckung<br />

gehört haben. Die Gebäude sind mit Holzfußböden<br />

ausgestattet, deren mehrlagiger Unterbau eine gewisse Bodenfreiheit<br />

von etwa 20<strong>–</strong>30 cm gewährte, so dass die Bodenbeläge<br />

vom feuchten Untergrund abgerückt waren. Es<br />

fehlt in allen Gebäuden jeglicher Nachweis von Fußbodenestrichen<br />

oder gar Wandlehmen. Vielmehr zeigen angebrannte<br />

Bodenhölzer um die Feuerstellen mehrfach, dass<br />

die Holzböden in ihrem Umfeld offen lagen. Die Befunde<br />

in Haus 1 belegen, dass der Boden zumindest partiell mit<br />

Rindenbahnen ausgelegt war. Zudem gibt der Befund der<br />

Nebenfeuerstelle des gleichen Hauses den Hinweis auf<br />

eine Bodenisolation durch eingebrachten Torf. An Außenwandkonstruktionen<br />

lassen sich liegende Hölzer in Pfostenzangen<br />

(Pfostenstangenwände, vielleicht auch Bretterwände)<br />

und stehende Stangenwände (Palisadenwände) erschließen.<br />

Diese Wände dürften, da Wandlehme gänzlich<br />

fehlen, mit Moos oder Torf abgestopft gewesen sein. Im<br />

Inneren gab es leichte Flechtwände. Nur die Feuerstellen<br />

sind mit Lehm gebaut und enthalten partiell Rindenbahnen<br />

und Steine.<br />

5.3.1 Hausbefunde im Einzelnen<br />

Haus 1<br />

Zweischiffiger Pfostenbau von 15 x 5 m Grundfläche. Die<br />

tief gegründeten Pfosten bestehen aus Rundlingen, Halblingen<br />

und Radialspältlingen von Eschenstämmen mit 10<strong>–</strong><br />

25 cm Durchmesser. Die Pfosten der Längswände stehen<br />

meist in Pfostenpaaren. Die Mittelpfosten stehen indessen<br />

einfach und bilden zusammen mit den Pfostengruppen<br />

der Wände insgesamt 9 Pfostenjoche, die in Abständen<br />

von ca. 2 m hintereinander gesetzt sind (Abb. 18). Lediglich<br />

im Mittelbereich des Hauses gab es im 6. Joch einmalig<br />

einen Jochabstand von nur 1 m, was mit der Plazierung<br />

der Feuerstelle in Zusammenhang steht.<br />

Es ist zu vermuten, dass die Pfostengruppen der Längswände<br />

liegende Prügel- oder Bretterwände im Sinne von<br />

Pfostenzangen zusammenhielten, von denen allerdings<br />

keine Elemente in situ angetroffen wurden. Darüber hinaus<br />

erlaubten die Doppelpfosten möglicherweise die Konstruktion<br />

eines halbstöckigen Dachgeschosses, in dem ein<br />

Pfosten die Konstruktion der Zwischendecke, der andere<br />

weiter hinaufreichend die Wandpfette trug. Die nordöstliche<br />

Giebelseite des Hauses zeigt durch <strong>kleine</strong>re Zwischenpföstchen<br />

einen klaren Wandabschluß. Dieser bestand offenbar<br />

aus vertikal gestellten Buchenstangen, die in das<br />

Gebäudeinnere hereingebrochen als Versturzlage auf dem<br />

Fußboden erhalten blieben (Abb. 19a).<br />

Die der Dorfstrasse zugewandte Giebelseite des Hauses hat<br />

eine nach innen verschobene Hauswand, so dass ein überdachter<br />

Eingangsbereich bestand. Fünf Pföstchen der<br />

Wandkonstruktion sind auf Höhe des zweiten Pfostenjoches<br />

erhalten. Klare Spuren einer Türöffnung sind nicht<br />

auszumachen, vermutlich lag sie im SO des Firstpfostens<br />

in gerader Flucht mit den anderen Türöffnungen im Gebäudeinneren.<br />

Die nach innen verschobene Giebelfläche<br />

Abb. 17 Seekirch-Stockwiesen.<br />

Haus 1 von SW, im Vordergrund<br />

die Substruktion der<br />

Dorfstraße (Foto LDA).<br />

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