Große Häuser – kleine Häuser

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38 Abb. 33 Alleshausen-Grundwiesen. Schnitt durch Haus 4 von W, im Mittelgrund die Ecke von Haus 3 (Foto H. Schlichtherle). Hausbereiche A–H Wohl älteren, anders orientierten Bauetappen sind die Gebäudeausschnitte G – mit möglicherweise zugehöriger, verstürzter Ostwand – und H – mit tief eingesunkener, mächtiger Lehmlinse – zuzuweisen. Hier zeichnen sich zusammen mit den Gebäuderesten A–F weitere Orientierungsgruppen ab, im Einzelnen ist eine stratigraphische Gliederung jedoch schwierig und noch nicht erarbeitet. Den einräumigen Gebäuden sind die einfach unterbauten Prügelböden, das Fehlen flächiger Lehmestrichauskleidungen, die zentral mit Lehm gebauten Feuerstellen und wenige, meist nur dünne Pföstchen gemeinsam, denen kaum tragende Funktion zugebilligt werden kann. Die dünnen, im Querschnitt meist nur 3–5 cm messenden, vertikal steckenden Stangen befinden sich vereinzelt im Innenraum, in einigen Fällen in den Ecken und entlang der Wände. Sie dürften Teile leichter Flecht- oder Prügelwände gewesen sein und hatten im Falle von Bretterwänden vielleicht auch nur fixierende Funktion. Es ist in diesem Zusammenhang von Interesse, dass insbesondere neben Haus 5 mehrere Spaltbretter aufgedeckt worden sind, die zum Oberbau gehört haben dürften. Systematisch gesetzte Seitenwand- und Mittelpfosten fehlen, so dass es sich nicht um Pfostenbauten im eigentlichen Sinn handeln kann. Die Befunde ähneln vielmehr denen des 1986 ergrabenen Hauses von Alleshausen-Täschenwiesen, das nicht einmal Pföstchen aufwies und aufgrund weiterer Indizien als blockhausartige Konstruktion gedeutet wurde (KÖNINGER 1986). Wir müssen uns einen Wandaufbau vorstellen, der weitgehend pfostenlos gefügt war, aber dennoch genügend Stabilität aufwies, um selbsttragend zumindest eine leichte Dachkonstruktion aufnehmen zu können. Dies konnte durch wohlgefügte Bretterwände aber auch durch Prügelwände erreicht werden, die an den Ecken überkämmend, nur von wenigen dünnen Pfostenzangen gehalten werden mussten. Letztere Version ist im Freilichtgelände des Federseemuseums mit leichten, birkenrindenbelegten Sparrendächern rekonstruiert worden. Weitere Baustrukturen, etwa befestigte Wege oder Siedlungszugänge ließen sich in den Sondagen nicht mit Sicherheit erkennen, wenngleich einige der angeschnittenen Holzstrukturen dahingehend gedeutet werden könnten. Mehrere Pfosten am West- und Ostende des Schnittes 3 sind als Teile siedlungsumgebender Palisaden aufzufassen. Es muß betont werden, dass alle auf dem Plan (Abb. 29) dargestellten Baubefunde im oberen Kulturschichtbereich liegen. Wie Bohrungen und Tiefsondagen zeigten, folgen darunter zahlreiche weitere Gebäudereste. Bei vermutlich geringer Lebensdauer der schwachen Hauskonstruktionen kam es somit zu vielen Um- und Neubauphasen. Ganz offensichtlich handelt es sich um noch labilere Strukturen, als wir sie ohnehin aus den jungneolithischen Siedlungen wie Hornstaad oder Aulendorf-Steeger See kennen. Dort ist die Lebensdauer eines Pfostenbaues auf 4–20 Jahre begrenzt. Die kleinen Goldberg III-Häuser dürften somit nur wenige Jahre bestanden haben, und es ist nicht auszuschließen, dass sie sogar nur eine Saison bewohnt waren. Zur weitgehend ungeklärten Baugeschichte der Siedlung sollen noch zwei weitere Beobachtungen aufgeführt werden: Der bereits genannte Befund 107 war insbesondere im Siedlungszentrum gut ausgeprägt und scheint hier zwischen den Hölzern einer ersten Bauphase und jüngeren Bauphasen eine Zwischenschicht zu bilden. Die Matrix des Befundes war relativ fundarm. Es kann erwogen werden, dass dieser Befund eine Unterbrechung der Baugeschichte markiert. Letztlich ist dies aber aus den kleinen Grabungsausschnitten heraus noch nicht zu klären. Im Siedlungszentrum zeigten sich in mehreren Straten zudem starke Lehmlinsen, die als Estriche interpretiert und Pfähle, die damit in Zusammenhang stehen könnten. Vielleicht gab es in der Mitte der Siedlung einen oder mehrere Pfostenbauten. Auch hier sind weitere Grabungen abzuwarten. 6.4 Datierung und Fundmaterial Die Grabungskampagnen brachten kein Eichenholz zum Vorschein, so dass sich die Hoffnung auf eine absolute dendrochronologische Datierung nun auf jahrringreiche Buchenholzproben gründet. Daneben sind zahlreiche Birken- und Erlenstangen verprobt worden, von denen ein Beitrag zur relativen Chronologie der einzelnen Bauphasen zu erwarten ist. Die dendrochronologischen Untersuchungen sind im Zuge einer Dissertation in Arbeit.
Es wurden neun 14 C-Datierungen aus gut stratifizierten Materialien gewonnen (Abb. 36). Diese ergeben eine konsequente Datenfolge mit Ausnahme des stratigraphisch aus der Mudde geborgenen Holzes (RC 9). Dieses ist offenbar intrusiv und es dürfte sich um ein schräg von oben hereingekommenes Holz handeln. Eine Kalibration (1 σ) der drei aus dem unteren Bereich des Kulturschichtpaketes gewonnenen Proben nach Stuiver und Kraeds 1986 ergibt eine Spanne von 3020–2700 v. Chr. (Abb. 37). Datiert wurden Holzkohlen (RC 5), Leinscheben und Grobdetritus (RC 6) aus der Kulturschichtbasis und ein liegendes Holz (RC 7) aus dem unteren Kulturschichtbereich. Die Holzproben aus dem das Kulturschichtpaket nach oben versiegelnden Bruchwald liegen kalibriert bei 2870–2580 v. Chr. Das Holz RC 9 datiert 2919–2784 BCcal. Eine weitere Datenserie ist im Zusammenhang mit der naturwissenschaftlichen Bearbeitung der Kastenprofile EI erarbeitet worden (siehe Beitrag MAIER in diesem Band, Abb. 29). Das Fundmaterial des gesamten Kulturschichtpaketes ist der Goldberg III Gruppe zuzuweisen. An typischen Keramikfunden liegen sowohl Scherben grober Lochrandtöpfe, Töpfe mit Textilabrollung (sog. Mattenrauhung) und Feinkeramik mit Applikationen und Strich- bzw. Einruckzier vor (Abb. 38). Hinzu kommen Hirschgeweihgeräte, vor allem Zapfenfassungen, Knochen- und Holzgerät, darunter ein vollständiger Stangenholm und mehrere Spaltkeile (SCHLICHTHERLE 1999, 45 Abb. 10,15; 11,2.5.8; 12, 1.2). Im Feuersteinmaterial gibt es gestielte Pfeilspitzen Abb. 34 Alleshausen-Grundwiesen. Holzfußböden von Haus 1 und Haus 2 (Bestimmung M. Schneider; Grafik A. Kalkowski). Abb. 35 Alleshausen-Grundwiesen. Schnitt 1 von W mit den Häusern 1 und 2 (Foto H. Schlichtherle). 39
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