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Große Häuser – kleine Häuser

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gen der späten Horgener Kultur am Bodensee, insbesondere<br />

in Schicht 15 von Sipplingen (KOLB 1997). Gegenüber<br />

den Bodenseefunden sind jedoch einige Unterschiede<br />

festzustellen: Die Ränder sind mehrfach sorgsam flach abgestrichen,<br />

es kommt eine sorgsam gerundete, etwas aufgewulstete<br />

Randlippe vor (Abb. 26,11) und die Böden sind<br />

dünner als im Horgen am Bodensee und Zürichsee. Zudem<br />

sind die Tone weniger grob gemagert und die Oberflächenbehandlung<br />

der Gefäße (kaum sichtbare Magerungskörner,<br />

gut verstrichen bis geglättet) ist besser als in<br />

der deutlich gröberen und nachlässiger behandelten Ware<br />

des Bodensee-Horgen. Die Qualität der Ware und die genannte<br />

Ausprägung von Randlippen und Böden sind vielmehr<br />

den Goldberg III-Ensembles vom Schreckensee und<br />

von Seekirch-Achwiesen ähnlich. Im Scherbenmaterial<br />

von den Stockwiesen fehlt andererseits jeglicher Hinweis<br />

auf Leistenapplikationen und Mattenrauhung. Das vorliegende<br />

Fundspektrum ist somit typologisch einer Spätphase<br />

der Horgener Kultur zuweisbar, die bereits Anklänge an<br />

die Goldberg III-Gruppe zeigt. Es vermittelt zwischen den<br />

Fundkomplexen der älteren Horgener Kultur von Dullenried<br />

und Torwiesen II zu den vermutlich nur wenig jüngereren<br />

oder zeitgleichen Funden von Alleshausen-Täschenwiesen<br />

(SCHLICHTHERLE 1999, 39). Auf die grundlegenden<br />

Probleme einer Abgrenzung von Horgen und Goldberg III<br />

in Oberschwaben und im Neckarbecken kann hier nicht<br />

näher eingegangen werden. Letztlich fehlt es noch immer<br />

an gut datierten und ausreichend großen Fundkomplexen.<br />

Es bleibt festzuhalten, dass die für das Keramikensemble<br />

von Seekirch-Stockwiesen gewonnene typologische Einschätzung<br />

(Beginn des 3. Jts. v. Chr.) die gewonnenen 14 C-<br />

Datierungen zu bestätigen vermag.<br />

In das Bild einer Datierung in den späteren Verlauf von<br />

Horgen bzw. in ein frühes Goldberg III passt auch das<br />

Ausbleiben von Spinnwirteln, die am Bodensee vor allem<br />

die ältere und in geringem Umfang noch die mittlere Horgener<br />

Kultur charakterisieren (KOLB 1993; KÖNINGER/<br />

KOLB/SCHLICHTHERLE 2001) sowie das Vorkommen von<br />

Abb. 28 Seekirch-Stockwiesen.<br />

Holzartefakte aus Buche:<br />

1 Stangenholm, 2 Spaltkeil,<br />

3 <strong>kleine</strong>r Haken. Angegebener<br />

Maßstab 5 cm (Zeichnungen<br />

Th. Pollmann/M. Kinsky).<br />

zwei Steinbeilen aus Edelserpentin (Abb. 27). Dieses Importmaterial<br />

(MOTTES/NICOLIS/SCHLICHTHERLE 2002,<br />

127) ist den Siedlungen der ältesten Horgener Kultur am<br />

Bodensee und auch der älteren Horgener Kultur am Federsee<br />

(Dullenried, Torwiesen II) noch fremd. Aus den wenigen<br />

Silices, die aus regionalen Rohmaterialien der Schwäbischen<br />

Alb gefertigt sind (Jurahornstein und Bohnerzjaspis),<br />

sticht ein Abschlagfragment aus Importfeuerstein ab.<br />

Es handelt sich um einen grauen, etwas schlierigen, hell<br />

gepunkteten Kreidefeuerstein, der gute Entsprechungen in<br />

oberitalienischen Silexvorkommen hat. Italienische Importsilices<br />

häufen sich vor allem in den Schichten 14 und<br />

15 der Stratigraphie von Sipplingen (KOLB 1993; SCHLICH-<br />

THERLE 2004b).<br />

Der Stangenholm (Abb. 28,1) gehört zu den typischen<br />

Beilschäften des Endneolithikums. Vergleichsfunde gibt es<br />

sowohl im Horgen von Dullenried und Sipplingen wie<br />

auch aus dem Goldberg III-Kontext von Seekirch-Achwiesen.<br />

Das Vollscheibenrad mit Einschubleisten, ein Fund,<br />

der zu den wenigen Radfunden des Alpenvorlandes gehört,<br />

die eindeutig vor den schnurkeramischen Horizont<br />

zu datieren sind, wurde bereits eingehend vorgelegt und<br />

diskutiert (SCHLICHTHERLE 2002; ders. 2004). Eine auffällig<br />

kupfergrüne Verfärbung auf einem <strong>kleine</strong>n Holzstöckchen<br />

hielten wir für einen Kupferoxidrest (SCHLICHTHER-<br />

LE/MAIER 1995, 77). Das Objekt enthielt bei näherer Untersuchung,<br />

für die wir E. Pernicka, Bergakademie<br />

Freiberg danken, jedoch keine Spuren von Kupfer. Bemerkenswert<br />

ist die Verzierung eines schmalen Birkenrindenstreifchens,<br />

das sich im Haus 1 fand. Die Verzierungen<br />

sind mit einem scharfen Gerät in die Rindenoberfläche<br />

geritzt (SCHLICHTHERLE/MAIER 1992, 77 Abb. 44).<br />

Auffällig ist im Fundspektrum der Stockwiesen das Fehlen<br />

von Mahlsteinen und Läufern. Zwar befinden sich unter<br />

den etwa 430 im Siedlungsareal registrierten Steinen (dabei<br />

viele Hitzesteine) auch Fragmente von Molassesandsteinen,<br />

die zu zerbrochenen Mühlen gehören können,<br />

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