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Große Häuser – kleine Häuser

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zwei eng nebeneinanderliegenden <strong>Häuser</strong>n bestätigten,<br />

denen in gleicher Bauflucht wohl ein drittes Gebäude zugesellt<br />

war, dessen Befunde jedoch nur rudimentär erhalten<br />

sind. Zwei Teilbereiche der <strong>Häuser</strong> 1 und 2 wurden auf<br />

insgesamt 127 qm flächig aufgedeckt. Die Grabungen erfassten<br />

lediglich die obersten Lagen der durch vielfache<br />

Fußbodenerneuerungen mächtig aufgeschichteten Hausplätze.<br />

Haus 1 umfasst insgesamt acht Holzfußböden. Die<br />

Gebäude sind zweiräumig. Haus 1 hat zudem einen Vorplatz,<br />

im Rückraum befindet sich ein Kuppelofen (Abb.<br />

2). Die aus Holzfußböden, Pfosten, Wandelementen, Lehmestrichlagen<br />

und organischen Abfallschichten aufgebauten<br />

Befunde der ebenerdig auf Niedermoor errichteten<br />

<strong>Häuser</strong> erwiesen sich durch Transgressionen rundum abgespült<br />

und von Mudden überlagert. Die Befunde sind<br />

bereits abschließend vorgelegt (STROBEL 2000a), so dass<br />

sich hier eine detaillierte Beschreibung erübrigt.<br />

Im Gegensatz zu den etwa zeitgleichen Siedlungen Riedschachen<br />

II, Taubried I und Ehrenstein mit etwa 20<strong>–</strong>40<br />

Gebäuden handelt es sich bei Alleshausen-Hartöschle um<br />

einen <strong>kleine</strong>n, aus nur zwei bis drei <strong>Häuser</strong>n bestehenden<br />

Weiler (Abb. 3). Die vielfache Erneuerung der Fußböden<br />

zeigt dabei eine gewisse Kontinuität der Nutzung. Zur<br />

Zeit der Schussenrieder Kultur dürfte das nördliche Federseeried<br />

nur von dieser Kleinsiedlung belegt worden sein.<br />

2.3 Datierung und Fundmaterial<br />

Holzbauteile aus Eiche und Buche, insbesondere aus den<br />

unteren Fußbodenlagen 2 und 3 des Hauses 1 ergaben<br />

dendrochronologische Waldkantendaten zwischen 3920<br />

und 3916 v. Chr. (BILLAMBOZ 1998, 165). Zudem liegt ein<br />

14 C-Datum aus einem über diesen Böden liegenden Eichenbrett<br />

vor: HD 9509<strong>–</strong>9275 5345±30BP, 4315<strong>–</strong>4046<br />

BC cal.<br />

Die <strong>kleine</strong>n Sondageflächen haben ein vielfältiges und reiches<br />

Fundmaterial erbracht. Dieses ist insbesondere mit<br />

seinem verzierten wie unverzierten Keramikspektrum,<br />

aber auch mit Hirschgeweih-Tüllenfassungen, einem zugehörigen<br />

Knieholm und einer Spitzklinge aus Rijckholt-<br />

Feuerstein der Oberschwäbischen Gruppe der Schussenrieder<br />

Kultur zuweisbar. Die Funde umfassen ferner Mahlsteine<br />

und Läufer, Beilklingen, Klopfsteine, Geweihhacken,<br />

Knochen- und Holzgeräte sowie zahlreiche Netz-<br />

senker. Das Fundmaterial wurde von Strobel (2000a, 174<br />

ff.) ausführlich vorgelegt und diskutiert.<br />

3. Bad Buchau-Torwiesen II<br />

3.1 Topographie<br />

Abb. 3 Rekonstruktionsskizze der <strong>kleine</strong>n Siedlung<br />

Alleshausen-Hartöschle, ein Weiler der Schussenrieder<br />

Kultur (Zeichnung H. Schlichtherle).<br />

In den „Torwiesen“ nördlich des mittelalterlichen Straßendammes<br />

von Kappel nach Buchau liegt das Gelände der<br />

Siedlung Torwiesen II (Stadt Bad Buchau, Lkr. Biberach)<br />

auf den Parzellen 2268/1 und 2260. Es ist dies die Engstelle<br />

zwischen dem Festland und der mineralischen Insel<br />

Buchau, die in der mittleren Bronzezeit und in der Eisenzeit<br />

von Bohlenwegen und einem Packwerkweg überspannt<br />

war (BILLAMBOZ 1997; HEUMÜLLER 1998; dies.<br />

2002). Die endneolithische Siedlung liegt stratigraphisch<br />

unter diesen Wegen etwa in der Mitte zwischen Festland<br />

und Insel, jeweils ca. 300<strong>–</strong>400 m von den Moorrändern<br />

entfernt. Sie ist nach dem aktuellen Stand der Grabungen<br />

an drei Seiten von Muddeablagerungen umgeben. Die Frage,<br />

ob es sich hier bereits zur Siedlungszeit um eine Halbinsel-<br />

oder Insellage handelte, harrt noch der Klärung.<br />

Die Dorfstrasse der Siedlung hat eine ähnliche Orientierung<br />

wie die metallzeitlichen Überwege, so dass vermutet<br />

werden kann, dass die Ortschaft ebenfalls an einer Wegverbindung<br />

auf die Insel Buchau angelegt war. Die Siedlung<br />

orientiert sich jedoch vor allem auf die Festlandseite, was<br />

durch stabile Pfostenbauweise des Weges in westliche<br />

Richtung verdeutlicht wird.<br />

3.2 Grabung und Befunde<br />

Die 1996 im Zuge von systematischen Bohrungen auf der<br />

Trasse der metallzeitlichen Bohlenwege entdeckte Siedlung<br />

wird von uns seit 1997 im Zuge einer Rettungsgrabung<br />

im Bauerwartungsland des Moorheilbades Bad<br />

Buchau erforscht. Das Siedlungsareal ist zum augenblicklichen<br />

Zeitpunkt bereits weitgehend ausgegraben. Die Arbeiten<br />

decken die Baubefunde durch Feinpräparation auf,<br />

die Einzelfunde werden eingemessen. Durch PVC-Röhren<br />

stellen wir in jedem Quadratmeter Rasterproben für Phosphatuntersuchungen<br />

und die quantitative Analyse von<br />

pflanzlichen Großresten und Insekten sicher. Tierknochen<br />

werden wie Funde behandelt. Eine Siebung von Kultur-<br />

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