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Große Häuser – kleine Häuser

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schichtmaterialien erfolgt lediglich in Sonderfällen, vor allem<br />

wenn Streuungen kalzinierter Knochenpartikel vorliegen.<br />

Die archäologischen und naturwissenschaftlichen<br />

Analysearbeiten haben erst in Teilbereichen der Siedlung<br />

begonnen. Es liegen erste botanische und phosphatanalytische<br />

Ergebnisse (SCHLICHTHERLE/VOGT/HERBIG 2002;<br />

HERBIG 2002) vor. Mehrere Vorberichte unterrichten bereits<br />

ausführlicher über die archäologischen Ergebnisse<br />

(HOHL/SCHLICHTHERLE 1999; BILLAMBOZ/HOHL/<br />

SCHLICHTHERLE 2000; SCHLICHTHERLE 2001; SCHLICHT-<br />

HERLE/HOHL 2002). Hier soll eine Kurzfassung genügen:<br />

Die Siedlungsbefunde liegen auf Niedermoortorf und werden<br />

von einem mächtigen Torfkörper überdeckt (Abb. 5).<br />

Unmittelbar über den Siedlungsruinen und in diesen wurzelnd<br />

wuchs ein Bruchwald dessen zahlreiche Baumstubben<br />

sich bei der Grabung vorfanden. Die in der Regel nur<br />

dünn ausgeprägte, vom umgebenden Torf makroskopisch<br />

oft nicht unterscheidbare Kulturschicht wird am Siedlungsrand<br />

im Norden, Nordosten und Westen der Siedlung<br />

von einer Transgressionsmudde überlagert. Im Bereich<br />

der Bebauung gibt es hingegen keine sedimentologischen<br />

Überflutungshinweise.<br />

Es wurde die komplette Siedlung mit 12 Großhäusern und<br />

2<strong>–</strong>3 Kleinhäusern aufgedeckt (Abb. 4). Die <strong>Häuser</strong> reihen<br />

sich beidseits einer Strasse auf, von der im Westen Begleitpfosten<br />

und im Zentrum des Siedlungsareals Reste der<br />

Bohlenwegskonstruktion erhalten sind. Bei den Großhäusern<br />

handelt es sich um zwei und einschiffige Pfostenbauten<br />

mit mehrlagigem Fußbodenaufbau, die ziemlich regelhaft<br />

mit einem zentralen Feuerstellenbereich ausgestattet<br />

sind und mit Vorplätzen an die Dorfstrasse anbinden. Die<br />

Böden sind zumeist ohne Estrich, die Feuerstellen hingegen<br />

lehmgebaut und scheinen<strong>–</strong> nach einigen Funden angeziegelter<br />

Lehmkuppel(?)fragmente <strong>–</strong> auch Kuppelöfen<br />

umfasst zu haben. Weitere Lehmlinsen weisen auf den partiellen<br />

Einsatz von Lehm im Wandbau hin. Mehrfach<br />

scheinen die hinteren Hausabschlüsse mit Lehm verkleidet<br />

gewesen zu sein. Die Längswände waren, wie Pfostenpaare<br />

und alternierend stehende Pfosten andeuten, wohl vor allem<br />

mit horizontal eingeschichteten Hölzern gebaut (Pfostenstangenwände,<br />

Bretterwände?). In Haus 13 nach hinten<br />

herausgebrochene Stirnwandteile lassen dünne Palisadenwände<br />

in den Giebelflächen vermuten. Die Kleinhäuser<br />

sind einfacher konstruiert und haben lediglich einen<br />

zweifachen, aber sehr stabil gebauten Bodenaufbau (Abb.<br />

6) mit dickem Lehmestrichbelag (Abb. 4), <strong>kleine</strong> Feuerstellen<br />

und nur wenige Pföstchen in den Außenwänden.<br />

Die Befunde der Groß- und Kleinhäuser ähneln konstruktiv<br />

somit denen von Seekirch-Stockwiesen (s. unten), zeigen<br />

im Gegensatz zu diesen aber noch mehr Lehmbauweise.<br />

Die Grabungen brachten einige Abfallkonzentrationen neben<br />

den Hauseingängen zum Vorschein. Hinweise auf eine<br />

siedlungsumgebende Palisade liegen bislang nicht vor. Das<br />

Siedlungsumfeld wird derzeit noch genauer untersucht. Es<br />

liegt somit ein endneolithisches Straßendorf vor, dessen<br />

bauliche Organisation der etwa 300 Jahre jüngeren Siedlung<br />

Seekirch-Achwiesen in hohem Maße gleicht. Hinwei-<br />

Abb. 6 Bad Buchau-Torwiesen II. Das Kleinhaus<br />

14 im Zuge der Ausgrabung 2001 (Foto W. Hohl).<br />

se auf ein Brandereignis im Siedlungsareal gibt es nicht.<br />

Der klare Baubefund ohne Bauüberlagerungen und das<br />

geringe Fundaufkommen sprechen für die Einphasigkeit<br />

der Anlage, der eine Lebensdauer von nur wenigen Jahren<br />

bis Jahrzehnten zugebilligt werden kann.<br />

3.3 Datierung und Fundmaterial<br />

Eichenpfähle der <strong>Häuser</strong> 1 und 3 erbrachten dendrochronologische<br />

Waldkantendaten auf 3293 und 3281 v. Chr.<br />

(BILLAMBOZ/HOHL/SCHLICHTHERLE 2000 u. mündl. Mitt.<br />

A. BILLAMBOZ, Dendrochronologisches Labor Hemmenhofen).<br />

Die Pfähle der anderen <strong>Häuser</strong> (meist Esche) und<br />

auch ihre durchweg aus verschiedenen Laubhölzern, jedoch<br />

niemals aus Eiche gebauten Bodenkonstruktionen<br />

entziehen sich vorläufig noch einer genauen Datierung.<br />

Die dendrochronologischen Untersuchungen sind im<br />

Rahmen einer Dissertation in Arbeit.<br />

Das Fundmaterial umfasst eine vor allem aus Kochtöpfen<br />

bestehende Siedlungsware (Abb. 7). Die Töpfe sind dickwandig,<br />

meist etwas gebaucht mit einziehendem Rand. Es<br />

finden sich aber auch s-förmig geschweifte Topfprofile, die<br />

zusammen mit gelegentlich vorkommender Schlickrauhung<br />

eine Verbindung zur vorausgehenden Pfyn-Altheimer<br />

Gruppe Oberschwabens erkennen lassen. Die Töpfe<br />

sind teilweise mit Einstichreihen unter dem Rand, teils<br />

auch mit Knubben verziert. In wenigen Fällen kommen<br />

frei auf die Gefäßwand aufgesetzte Leistensegmente vor.<br />

Daneben gibt es <strong>kleine</strong> Becher und Schalen sowie Tassen<br />

mit Ösen bzw. Henkelöse. Hinzu kommen zahlreiche<br />

scheibenförmige und konische Spinnwirtel. Das Keramik-<br />

17

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