05.12.2012 Aufrufe

D E U T S C H E R F IL M P R E IS 2 0 11 - Deutsche Filmakademie

D E U T S C H E R F IL M P R E IS 2 0 11 - Deutsche Filmakademie

D E U T S C H E R F IL M P R E IS 2 0 11 - Deutsche Filmakademie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

BOXHAGENER PLATZ<br />

Wenn man einen Berlin-Film<br />

dreht, kann<br />

man mit Meret Becker<br />

(Beste darstellerische<br />

Leistung – weibliche<br />

Nebenrolle) im Schauspiel-Ensembledefinitiv<br />

nichts falsch machen.<br />

Im Gegenteil. In<br />

Bremen geboren, aber<br />

in Berlin aufgewachsen,<br />

lebt und atmet<br />

sie diese Stadt. Wenn<br />

Meret Becker aufspielt,<br />

dann haben Herz und Schnauze noch eine direkte<br />

Verbindung.<br />

In Matti Geschonnecks neuem Film BOXHA-<br />

GENER PLATZ hört und sieht man das Ost-<br />

Berlin von 1968 – und man glaubt es regelrecht<br />

zu riechen. Meret Becker spielt eine dauergewellte<br />

und auftoupierte Friseuse (wie es damals<br />

als gängige Berufsbezeichnung noch hieß),<br />

verheiratet mit einem Polizisten, dem Abschnittsbevollmächtigten<br />

(Jürgen Vogel), und<br />

die Mutter eines 12-jährigen Jungen (Samuel<br />

Schneider). Sie heißt Renate, wie viele in dieser<br />

Zeit – möchte aber gerne ein bisschen anders<br />

sein als die anderen. Während draußen auf der<br />

Straße linientreue DDR-Bürger ihre Fahnen<br />

schwenken und dem Staatsoberhaupt Walter<br />

Ulbricht zujubeln, revoltiert Renate auf ihre<br />

Art, indem sie zuhause bleibt, das Radio und<br />

West-Fernsehen gleichzeitig aufdreht und sich<br />

Berichte von den Studentenprotesten auf dem<br />

Ku´Damm anschaut. Als ihr Gatte nach Hause<br />

kommt, macht er den Fernseher sofort leiser<br />

und sagt zu ihr: „Musst du immer so extrem sein,<br />

kannst du nicht mal ´nen vernünftigen Mittelweg<br />

finden.“ Genau das kann sie nicht. Eigentlich<br />

würde Renate am liebsten rüber machen,<br />

aber nie würde sie ihren Sohn hier zurücklassen.<br />

Und ihre Mutter (Gudrun Ritter) eigentlich auch<br />

nicht. Also macht sie das Beste draus: Wenn ihr<br />

die Decke auf den Kopf fällt und ihr Mann nervt,<br />

dann zieht sie sich was Schönes an und geht gegen<br />

den Strich tanzen. Manchmal trifft sie auch<br />

ihre Mutter auf ein Eierlikörchen, um sich von<br />

ihren neuen männlichen Eroberungen erzählen<br />

zu lassen. Dabei scheint sie sie zu beneiden und<br />

fragt sich, wie sie es macht, dass ihr die Männer<br />

immer früh genug wegsterben, während sie sich<br />

immer noch mit Demselben herumplagen muss.<br />

Meret Becker spielt diese Renate voller Hingabe<br />

aufbrausend, nölig, punkig, clownesk. Sie wirkt<br />

wie die, nein sie ist die Bohèmienne des Ostens.<br />

Beste weibliche<br />

Nebenrolle –<br />

MERET BECKER<br />

– KOMM NÄHER (2006)<br />

– POEM (2003)<br />

– PÜNKTCHEN UND<br />

ANTON (1999)<br />

– COMEDIAN<br />

HARMON<strong>IS</strong>TS (1997)<br />

Foto: © Volker Roloff - Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion<br />

21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!