D E U T S C H E R F IL M P R E IS 2 0 11 - Deutsche Filmakademie
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Linda Söffker: Von wie vielen?<br />
Stehr: Von 189 Filmen. Das ist wirklich viel. Auch<br />
im Vergleich zu früheren Jahren. Weshalb ich<br />
aber zu Beginn sagte, dass die Filme unter Wert<br />
laufen, hat vielleicht mit einer sich ändernden<br />
Strategie der Kinobetreiber zu tun. Ich rede jetzt<br />
natürlich im Wesentlichen von den Programmkinos.<br />
Die haben früher sehr viel stärker eine<br />
eigene Auswahl getroffen. Das heißt, sie hatten<br />
offenbar mehr Zeit, sich die Filme vorab anzuschauen<br />
und für sich eine Entscheidung zu treffen.<br />
Da hat sich entscheidend etwas verändert.<br />
Jetzt werden nämlich im Zweifel einfach alle<br />
Filme gezeigt.<br />
Mein Lieblingsbeispiel ist immer ein Kino mit vier<br />
Leinwänden. Die haben früher sechs bis acht Filme<br />
gespielt, vielleicht noch einen Kinderfilm oder<br />
etwas Neues zur Matinée. Heute spielen sie am<br />
Start-Donnerstag – mit den bereits laufenden –<br />
20 Filme. Das bedeutet, dass du für deinen Neustart<br />
unter Umständen nur noch eine Vorstellung<br />
bekommst. Und nicht wie früher, als all diese<br />
Filme ganz normal in der Nachmittags-, Abend-,<br />
Spätvorstellung eingesetzt wurden.<br />
66<br />
Zu jeder Uhrzeit läuft ein anderer Film. Warum?<br />
Die Kinobetreiber sagen uns, sie wissen selber<br />
nicht mehr genau, was beim Publikum ankommt.<br />
Das heißt, sie setzen die Filme ein, probieren<br />
es aus und was nicht funktioniert, fliegt raus.<br />
Das führt natürlich dazu, dass du nur ein Drittel<br />
der Vorstellungen hast und es am ersten Wochenende<br />
nicht schaffst, die magische Zahl zu erreichen,<br />
die dafür steht, dass dein Film Potenzial<br />
hat. Ein Film, der sonst für 200.000 Zuschauer gut<br />
ist, der macht dann eben nur noch 100.000.<br />
Jan Schütte: Was mir auffällt, ist, dass es inzwischen<br />
viel mehr Filme mit hohem Potenzial gibt,<br />
die sehr schnell verschwinden, obwohl sie eigentlich<br />
eine relativ hohe Aufmerksamkeit hatten. Ein<br />
Beispiel aus der dffb: Emily Atef hatte eine irrsinnige<br />
Presse, Fernsehen etc. Sie hatte auch ein gutes<br />
Thema. Und blieb dann bei 6300 Zuschauern.<br />
Da denkt man sich, das kann gar nicht wahr sein!<br />
Söffker: Du redest über DAS FREMDE IN MIR?<br />
Schütte: Ja. Vor 20 Jahren waren im Independent-,<br />
im Arthouse-Kino 50.000 oder 80.000 Zu-<br />
Herbert Schwering<br />
schauer ziemlich schwach. Dann waren 30.000<br />
eine schwache Marke und heute sind es 5.000.<br />
In solchen Zahlen wird überhaupt schon nachgedacht!<br />
Es fällt mir auch mit meinen eigenen<br />
Filmen auf, wie schwierig es ist, unter den vielen<br />
Konkurrenzfilmen im Kino noch wahrgenommen<br />
zu werden. Ein anderes Phänomen sind die neuen<br />
Produktionsmöglichkeiten, durch die heute viel<br />
mehr Filme entstehen. Nicht unbedingt bei uns.<br />
Aber ich weiß, dass das Sundance-Filmfestival<br />
viel mehr amerikanische Filme zur Auswahl hat,<br />
die oft mit einem no-budget produziert worden<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>