D E U T S C H E R F IL M P R E IS 2 0 11 - Deutsche Filmakademie
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Rüdiger Suchsland<br />
Liebe zum Kino ist sehr wichtig. Ich glaube, dass<br />
sich auch bei den Programmkinos etwas ändert.<br />
Wenn man schaut, wer diese kleinen Kinos, die es<br />
ja auch in der Provinz noch gibt, betreibt, dann<br />
sind das fast alles ältere Besitzer. Was wird daraus<br />
in zehn Jahren? Gibt es Initiativen, die diese<br />
Orte dann übernehmen? Gibt es überhaupt<br />
noch so eine Filmclub-Idee? Das schließt den<br />
Kreis zu der Frage, wie schaffen wir es überhaupt,<br />
Publikum für Filme, die sperriger, heraus-<br />
fordernder sind oder einen Blick über unsere<br />
70<br />
Grenzen wagen, zu interessieren. An dieser Stelle<br />
bin ich skeptisch, ob wir so eine Roots-Bewegung<br />
noch einmal hinbekommen. Gerade weil es jetzt<br />
andere Medien gibt, die das kompensieren, z.B.<br />
das Internet. Du bist nicht mehr darauf angewiesen,<br />
30 km zu fahren, um einen Film zu sehen.<br />
Suchsland: Aber es geht auch etwas verloren. Ich<br />
würde nie eine DVD oder das Internet gegen ein<br />
Kino ausspielen. Beim Kino steht schon das gemeinsame<br />
Erlebnis im Mittelpunkt, der Festcharakter,<br />
das Besondere spielt eine Rolle.<br />
Stehr: Wir haben das Problem, dass Debütfilme,<br />
Dokumentarfilme, Fernsehfilme mit Förderbeteiligung,<br />
großbudgetierte internationale Koproduktionen<br />
und am Ende noch die amerikanischen Filme<br />
alle in einem Topf sind. Alle schlagen sich um<br />
dieselbe Öffentlichkeit, dieselben Plätze in den<br />
Medien und um dieselben Leinwände. Im Grunde<br />
ist das unfair.<br />
Suchsland: Sollte man nicht den Kopienschnitt<br />
zum Maßstab nehmen? Selbst meine Kollegen<br />
zum Beispiel beim „Tagesspiegel“ drucken eine<br />
Chartliste, die nach reiner Zuschauerzahl geordnet<br />
ist – da stehen natürlich immer US-Majors<br />
oben, weil es nur um die nackte Masse geht. Da<br />
wird nichts ins Verhältnis gesetzt zur Kopienzahl,<br />
zum Produktionsbudget, zum Marketing-Budget<br />
usw. Würde man den Kopienschnitt zum Maßstab<br />
nehmen, kämen aber auf einmal die ganzen schönen<br />
Arthouse-Filme hoch.<br />
Stehr: Man müsste neue Kategorien für die Statistiken<br />
schaffen. Warum muss sich ein Debütfilm<br />
überhaupt mit KOKOWÄÄH messen?<br />
Schwering: Wenn wir über Lobby-Arbeit reden,<br />
müsste da nicht vielleicht auch die DEUTSCHE<br />
F<strong>IL</strong>MAKADEMIE darüber nachdenken, ob man zu<br />
der Branche mehr Kontakt aufnimmt, die unsere<br />
Filme abspielt. Wie schaffen wir da eine stärkere<br />
Vernetzung? Ich glaube, es hat damit zu tun,<br />
ihnen wieder Mut zu machen, dass viele Filme<br />
funktionieren würden. Bei SATTE FARBEN VOR<br />
SCHWARZ haben alle gesagt, das kann nicht<br />
funktionieren. Guckt man sich aber die Zahlen an,<br />
dann stellt man fest, dass wir momentan alle davon<br />
leben, dass die über Fünfzig-, Sechzigjährigen<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>