D E U T S C H E R F IL M P R E IS 2 0 11 - Deutsche Filmakademie
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Jahr relativ schlechte Zahlen mit den deutschen<br />
Filmen? Wenn man sich deutsche Produktionen,<br />
aber auch die Koproduktionen anschaut, muss<br />
man feststellen, dass die unter dem Wert, den<br />
man üblicher Weise erwarten kann, gelaufen sind.<br />
Das ist dann tatsächlich eine Frage, mit der ich<br />
mich beschäftige.<br />
Holighaus: Und das hat für dich mehr mit der<br />
Qualität zu tun als mit der Menge der Filme?<br />
Stehr: Ich will nicht abstreiten, dass das auch<br />
mit den Inhalten der Filme zusammenhängt, die<br />
dann eben einfach nicht ihr Publikum erreicht<br />
haben oder vielleicht dem Zeitgeschmack nicht<br />
entsprachen. Aber ich finde viel gravierender, was<br />
mit diesen Filmen in den Kinos passiert. Meines<br />
Erachtens erzählt das eine ganze Menge darüber,<br />
warum diese Filme mit sehr viel weniger Zuschauern<br />
nach Hause gehen, als es vielleicht vor<br />
ein oder zwei Jahren noch der Fall gewesen wäre.<br />
Rüdiger Suchsland: Wenn wir auf die Landschaft<br />
gucken, glaube ich nicht, dass die jeweiligen<br />
Marktzahlen das wirkliche Problem spiegeln,<br />
über das wir hier reden. Denn hätten wir 2010 einen<br />
Til-Schweiger-Film und noch einen Bully-Film<br />
gehabt, dann wäre es plötzlich zahlenmäßig ganz<br />
gut gelaufen. Aber ginge es uns deshalb wirklich<br />
besser? Vielleicht doch sogar eher schlechter, weil<br />
dann andere Filme im Vergleich noch viel miesere<br />
Zahlen gehabt hätten. Das alles hat wenig zu tun<br />
mit einer Filmkultur, die an Vielfalt interessiert<br />
ist, am Entdecken des Besonderen.<br />
Da ist dann ein Punkt erreicht, an dem wir mal<br />
über das Publikum reden müssen, über das sonst<br />
zu selten geredet wird. Wie es sich verändert und<br />
was es von den Filmen erwartet. Ist das Publikum<br />
neugierig genug? Ist es offen genug? Beziehungsweise<br />
wann ist es offen und neugierig? Die Leute<br />
schauen sich nämlich ganz tolle DVDs mit Audiokommentaren<br />
und in Originalversion an – und<br />
das, wo in Deutschland angeblich kaum ein Film<br />
im Original funktionieren kann. Da fragt man<br />
sich: Braucht es Events? Braucht es das Pantoffelkino<br />
zu Hause mit den besseren Anlagen? Oder<br />
braucht es auf der anderen Seite auch ein Publikum,<br />
das ganz anders gefordert, in irgendeiner<br />
Weise gebildet, ja – ich scheue mich fast, es zu<br />
sagen – erzogen wird.<br />
Jan Schütte<br />
Stehr: Du hast natürlich absolut Recht, dass man<br />
über diese Fragen dringend reden muss. Trotzdem<br />
möchte ich nochmal in ganz pragmatischer<br />
Sicht zurück auf das Kino. Wichtig ist, dass die<br />
Anzahl der deutschen Filme in den letzten fünf<br />
Jahren nicht wirklich gestiegen ist. Die Anzahl<br />
der deutschen fiktionalen Filme erst recht nicht.<br />
Nach den Statistiken der FFA ist nur die Anzahl<br />
der Dokumentarfilme gravierend gestiegen. Das<br />
heißt, die Anzahl der fiktionalen Filme ist sogar<br />
gesunken. In 2010 waren es allein 70 Dokumentarfilme,<br />
die in die Kinos gekommen sind.<br />
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