D E U T S C H E R F IL M P R E IS 2 0 11 - Deutsche Filmakademie
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DER GESCHICHTENAUFHEBER – EHRENPRE<strong>IS</strong> FÜR WOLFGANG KOHLHAASE<br />
„Wir zeichnen einen Mann aus, der auf beiden<br />
deutschen Seiten Filmgeschichte und –<br />
Geschichten geschrieben hat. Kluge, lakonische,<br />
lebensnahe, komische und manchmal<br />
bittere Beschreibungen des Alltags. Es scheint,<br />
dass Regisseure und Schauspieler dabei immer<br />
seine Komplizen sind. Und so kann man<br />
nur gewinnen.“<br />
Iris Berben, Präsidentin der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong><br />
und Vorsitzende der Ehrenpreisjury<br />
„Die Kunst von Wolfgang ist Poesie in Kurzform.<br />
Pathos oder Sentimentalität sind ihm<br />
fremd. Er beschreibt komplizierte Dinge mit<br />
einfachen Worten. Seine Texte sind klar und<br />
direkt. In ihrer Lakonie treffen sie trotzdem<br />
mitten ins Herz. Das hat damit zu tun, dass er<br />
die Menschen und seine Figuren mit den Augen<br />
der Liebe betrachtet. Regieanweisungen<br />
im klassischen Sinne kommen in Wolfgangs<br />
Drehbüchern nicht vor. Es gibt keine in Klammern<br />
gesetzten Einschübe vor Dialogsätzen,<br />
die die Gefühlslage der Figuren genauer erläutern.<br />
Dafür manchmal kleine, kommentierende<br />
Sätze von großer poetischer Genauigkeit.<br />
Wolfgang vertraut seinen Partnern – und dass<br />
sie genau lesen können. Kleine Menschen und<br />
ihre großen Träume. Bei Wolfgang ist das lustig,<br />
aber nie lächerlich. Er wirkt mit seinen 78<br />
Jahren manchmal wie ein großer Junge, der<br />
sich gerade einen neuen Streich ausgedacht<br />
hat. Im Gespräch reibt er sich bisweilen die<br />
Hände an der Brust, so wie andere sich an der<br />
Stirn kratzen. Es ist eine unbewusste Geste, als<br />
wollte er sich im Gedankenflug seiner Körperlichkeit<br />
versichern, sich konzentrieren, ohne<br />
grüblerisch zu sein. So bleibt er im Nachdenken<br />
offen.“<br />
Andreas Dresen, Regisseur, über Wolfgang<br />
Kohlhaase anlässlich des Ehrenbärens der<br />
Berlinale 2010 in der „Zeit“<br />
„Ich habe immer gesagt: Wenn man beispielsweise<br />
Prosa schreibt, schreibt man bei<br />
geschlossener Tür. Und wenn man Filme<br />
schreibt, Drehbücher schreibt, schreibt man<br />
bei offener Tür. Und man hat immer Geräusche<br />
und Stimmen hinter der Wand, und immer<br />
kommt einer rein und sagt: ‚Wie weit biste<br />
denn?‘ Das Vergnügen, das ich immer empfunden<br />
habe, kam, weil ich gern an Schauspieler<br />
gedacht habe beim Schreiben. Natürlich<br />
hab ich an meine Figuren gedacht, aber<br />
die Figur kommt ja auf die Welt als Rolle für<br />
einen Schauspieler. Ich habe immer an Schauspieler<br />
gedacht, nicht so gezielt, dass ich gesagt<br />
habe, ich schreibe für den oder diese die<br />
Rolle, sondern überhaupt an Schauspieler, als<br />
Möglichkeit, als Schönheit. Und bis heute ist<br />
es faszinierend, dass man sich hinsetzt und<br />
sich eine Geschichte ausdenkt. Okay, dann<br />
steht sie auf dem Papier, möglichst brauchbar<br />
und genau. Aber dass sich dann Erwachsene<br />
verkleiden und plötzlich werden daraus<br />
sozusagen Figuren, als ob sie aus dem Leben<br />
wären, das hat für mich bis heute einen Zau-<br />
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