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Kommissar Kurt Wallander: „Worin liegt das Geheimnis von Henning ...

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Die <strong>Wallander</strong>-Romane: Eine faszinierende Erfolgsstory 44<br />

<strong>das</strong> Böse in einem Menschen seiner Meinung nach ein Resultat der Gesellschaft<br />

sei. Mankells Täter morden also nicht ohne Grund. Hoovers Motiv hatte seinen<br />

Ursprung in der Unfähigkeit des Justizsystems und endete letztendlich in einem<br />

Rachefeldzug für seine geschändete Schwester Louise (Die falsche Fährte). 130<br />

<strong>Henning</strong> Mankell sympathisiert nicht mit den Tätern, obgleich er klarstellt, <strong>das</strong>s<br />

sie für ihn in gewisser Weise Opfer der heutigen Gesellschaft darstellen; in einer<br />

Gesellschaft, in der die Kluft „zwischen Arm und Reich, zwischen den<br />

Erfolgreichen und den Ausrangierten“ 131 immer größer wird. Fehlende soziale<br />

Bindungen und Kontakte sowie die Sorgen um seine Arbeitslosigkeit lassen es für<br />

Åke Larstam, der für die zuletzt genannten Menschen steht, unerträglich werden,<br />

glückliche Menschen zu sehen (Mittsommermord). Mankell hält diese Menschen<br />

nicht für unschuldig, möchte jedoch mit seiner Opfertheorie zum Ausdruck<br />

bringen, <strong>das</strong>s die tieferen Gründe für Taten dieser Art in der Gesellschaft zu<br />

suchen sind. Ein Mensch wird ebenso wenig als Verbrecher geboren wie der<br />

Gesellschaft die alleinige Schuld hierfür gegeben werden kann. In diesem<br />

Zusammenhang ist Mankells Verwendung des Wortes ‚Opfer’ leicht<br />

missverständlich. Die Aufklärung des Tatmotivs muss neben der Täterfestnahme<br />

vorrangiges Ziel jeder polizeilichen Ermittlung sein. Nur so ist es möglich,<br />

Verbrechen dieser Art, zumindest im theoretischen Ansatz, langfristig zu<br />

bekämpfen. 132<br />

Indem Mankell der Suche nach dem Motiv ebenso viel Platz in seinen Büchern<br />

einräumt wie der Suche nach dem Täter, leistet er hierzu den ersten Schritt und<br />

zeigt dem Leser, wo die Ursachen solcher Verbrechen zu finden sind. <strong>Wallander</strong><br />

will verstehen, wie es dazu kommen kann, <strong>das</strong>s ein 14-jähriger Junge vier Männer<br />

skalpiert, die Augen verätzt und einen ihrer Köpfe in einem Backofen gart (Die<br />

falsche Fährte). In der Gewichtung der Motivfrage hebt Mankell sich deutlich <strong>von</strong><br />

anderen Vertretern seines Genres ab und lässt bereits an diesem Punkt erahnen,<br />

welchen Stellenwert die sozialkritische Komponente in seinen Romanen innehat.<br />

130<br />

vgl. Wissen.de. Interview mit <strong>Henning</strong> Mankell: „Wir leben in einer schrecklichen Welt“<br />

(o. J.).<br />

131<br />

Literaturportal Schwedenkrimi.de. Interview mit dem Autoren <strong>Henning</strong> Mankell (2000).<br />

In: http://www.schwedenkrimi.de; vgl. dazu auch Mankell. Die fünfte Frau, S. 298 Z. 5ff.<br />

132<br />

vgl. ZDF.de. Serienkiller sind nicht nur ein Phänomen Amerikas (2001). In: http://www.zdf.de.

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