Koordinatenmesstechnik als Schlüssel- technologie der - PTB
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364 • Themenschwerpunkt <strong>PTB</strong>-Mitteilungen 117 (2007), Heft 4<br />
ten Erweiterungsfaktor k, es gilt U(y) = k · u(y).<br />
Alle drei im Folgenden beschriebenen Verfahren<br />
zur Ermittlung <strong>der</strong> Unsicherheit bei Koordinatenmessungen<br />
basieren auf den Prinzipen<br />
des GUM, verfolgen jedoch unterschiedliche<br />
Ansätze.<br />
3.1 Aufstellen eines analytischen Unsicherheitsbudgets<br />
Die konventionelle Methode, ein Unsicherheitsbudget<br />
aufzustellen, führt über ein analytische<br />
Modellgleichung und die Berechnung <strong>der</strong> Sensitivitätskoeffizienten<br />
durch partielle Ableitungen<br />
[3]. Zusätzlich müssen evtl. Korrelationen <strong>der</strong><br />
Eingangsgrößen berücksichtigt werden. Für<br />
einfache Messaufgaben ist die Aufstellung einer<br />
solchen Modellgleichung auch in <strong>der</strong> <strong>Koordinatenmesstechnik</strong><br />
möglich. Ein Beispiel dafür<br />
ist z.B. eine Abstandsmessung eines Endmaßes<br />
entlang einer Maschinenachse mit jeweils einem<br />
Messpunkt auf je<strong>der</strong> Seite (zur Vereinfachung<br />
sind temperaturinvariante Maßstäbe <strong>der</strong> Messmaschine<br />
angenommen):<br />
Y = ( M + α ⋅ T) ⋅ l+ 2⋅ A+ 2⋅<br />
R<br />
Bezeichnung Symbol<br />
Daraus ergibt sich für die Unsicherheit des Messergebnisses:<br />
2 2 2<br />
ul () = ( u ⋅ l ) + ( u ⋅ T ⋅ l ) + ( u ⋅ ⋅ l ) + 2 ⋅u<br />
2 2<br />
M E α E E T α E E<br />
A R<br />
In <strong>der</strong> Praxis sind die Messaufgaben in <strong>der</strong> <strong>Koordinatenmesstechnik</strong><br />
jedoch weit komplexer:<br />
Es werden Ausgleichselemente und Werkstückkoordinatensysteme<br />
gebildet, Elemente mit<br />
Punkten in Teilbereichen angetastet, Achslagen,<br />
Koaxialitäten, Ebenheiten, Kegelwinkel, und<br />
Radien berechnet. Zudem werden die Aufgaben<br />
mit einem o<strong>der</strong> mehreren Tastern durchgeführt<br />
und mit unterschiedlichen numerischen Verfahren<br />
Besteinpassungen von Elementen vorgenommen.<br />
Dies führt dazu, das für die meisten<br />
Aufgaben die Aufstellung eines konventionellen<br />
Unsicherheitsbudgets sehr schwierig o<strong>der</strong> sogar<br />
unmöglich ist. O<strong>der</strong> es müssen so große Verein-<br />
(1)<br />
fachungen getroffen werden, dass die Aussagekraft<br />
des Unsicherheitsbudgets zweifelhaft ist.<br />
3.2 Experimentelles Verfahren bei Verwendung<br />
eines kalibrierten Werkstücks<br />
Eine sehr praxisnahe Möglichkeit, Messunsicherheiten<br />
durch ein experimentelles Verfahren auf<br />
Basis eines kalibrierten Werkstücks zu bestimmen,<br />
wird in dem internationalen ISO-Dokument<br />
TS 15530-3 [4] und in <strong>der</strong> Richtlinie VDI/<br />
VDE 2617-8 [5] beschrieben. Grundlage des Verfahrens<br />
ist <strong>der</strong> Einsatz eines o<strong>der</strong> mehrerer unanhängig<br />
kalibrierter Werkstücke, die den tatsächlichen<br />
Messobjekten in allen messtechnischen<br />
Eigenschaften (Größe, Form, Werkstoff) ähneln.<br />
Im Allgemeinen wird dazu ein Werkstück aus<br />
<strong>der</strong> laufenden Produktion gewählt. Dieses Werkstück<br />
wird dann in mindestens 20 Stichproben in<br />
gleicher Weise wie die unbekannten Werkstücke<br />
gemessen. Zwischen dieser Stichproben sollen<br />
die Einflussgrößen wie z.B. Bediener, Tageszeit,<br />
Aufspannung so variiert werden, wie es auch im<br />
normalen Messprozess geschehen kann. Basis<br />
für die Unsicherheitsberechnung ist dann ein<br />
Vergleich <strong>der</strong> gemessenen Werte mit dem Kali-<br />
+ 2 ⋅u<br />
Erwartungswert<br />
Maßstabsfaktor M 1 u M<br />
Ausdehnungskoeffizient Werkstück α α E u α<br />
Abweichung von 20°C ΔT ΔT E u ΔT<br />
Messlänge l l E<br />
Antastabweichung aus Tastsystem ΔA 0 u ΔA<br />
Abweichung durch Oberflächenrauheit ΔR 0 u ΔR<br />
(2)<br />
Standardunsicherheit<br />
brierwert. Zur Berechnung <strong>der</strong> Unsicherheit werden<br />
dann nur folgende Größen herangezogen<br />
(Bezeichnungen gemäß ISO TS 15530-3):<br />
• Kalibrierunsicherheit des Merkm<strong>als</strong> u cal<br />
• Streuung <strong>der</strong> Messwerte bei <strong>der</strong> experimen-<br />
tellen Untersuchung u p<br />
• Systematische Abweichung aller Messwerte<br />
zum Kalibrierwert b<br />
• Zusätzliche Streuung durch Werkstückein-<br />
flüsse u w