Koordinatenmesstechnik als Schlüssel- technologie der - PTB
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<strong>PTB</strong>-Mitteilungen 117 (2007), Heft 4 Themenschwerpunkt • 407<br />
Weitergabe <strong>der</strong> Längeneinheit für Verzahnungsmessungen<br />
Frank Härtig 1 , Karin Kniel 2<br />
1 Einleitung<br />
Zahnrä<strong>der</strong> gehören zu den wichtigsten Komponenten<br />
<strong>der</strong> Antriebstechnik. Als zentrales<br />
Element unserer mobilen Gesellschaft finden<br />
sie sich in nahezu allen Bereichen, in denen<br />
Drehbewegungen mit hoher Präzision o<strong>der</strong> mit<br />
hohem Drehmoment übertragen werden [1]. Die<br />
dimensionellen Abmessungen <strong>der</strong> Zahnrä<strong>der</strong><br />
sind daher höchst unterschiedlich. Das Spektrum<br />
reicht von Mikrozahnrä<strong>der</strong>n mit Außendurchmessern<br />
von weniger <strong>als</strong> 500 µm [2] bis<br />
hin zu Zahnrä<strong>der</strong>n, die in <strong>der</strong> Schwerindustrie<br />
eingesetzt werden und bei denen Raddurchmesser<br />
von mehr <strong>als</strong> 10 m keine Seltenheit sind. Von<br />
wirtschaftlich außerordentlicher Bedeutung sind<br />
die Zahnrä<strong>der</strong> für deutsche <strong>Schlüssel</strong><strong>technologie</strong>n,<br />
wie beispielsweise <strong>der</strong> Automobilindustrie,<br />
dem Maschinenbau o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Medizintechnik. So<br />
werden alleine in Deutschland jährlich ca. 140<br />
Millionen Zahnrä<strong>der</strong> in Kraftfahrzeuggetrieben<br />
verbaut [3]. Mit dem Trend von Fünf- zu Siebenganggetrieben<br />
ist alleine für diesen Bereich in<br />
den kommenden Jahren mit einem erheblichen<br />
Zuwachs an Zahnrä<strong>der</strong>n zu rechnen.<br />
Zu den wichtigsten Bauformen <strong>der</strong> Zahnrä<strong>der</strong><br />
gehören Zylin<strong>der</strong>-, Kegel- und Schneckenrä<strong>der</strong>.<br />
Darüber hinaus können Gewinde, aufgrund<br />
ihrer ähnlichen Geometrie und aufgrund ihrer<br />
messtechnischen Verwandtschaft, ebenfalls in<br />
diese Gruppe eingeordnet werden. Die dabei<br />
anstehenden Messaufgaben umspannen einen<br />
weiten Bereich <strong>der</strong> industriellen Messtechnik<br />
und reichen von Maß-, Form- und Lage- über<br />
Welligkeits- bis hin zu Rauheitskenngrößen.<br />
Neben den klassischen taktilen Messgeräten, die<br />
überwiegend in <strong>der</strong> Industrie eingesetzt werden,<br />
versucht man immer häufiger die Zahnradflanken<br />
auch mit Streifenprojektionsverfahren, Weißlichtinterferometrie<br />
und Computertomographie<br />
zu messen. Dabei die Genauigkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Industrie zu erfüllen, ist eine <strong>der</strong><br />
heutigen messtechnischen Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />
da mo<strong>der</strong>ne Fertigungsverfahren immer kom-<br />
plexere Flankenmodifikationen ermöglichen, die<br />
bei gleichzeitig kleiner werdenden Toleranzen<br />
zuverlässig gemessen werden müssen. Rückführbare<br />
Messergebnisse sind von beson<strong>der</strong>er<br />
Notwendigkeit, da Zahnrä<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Regel auf<br />
unterschiedlichen Werkzeugmaschinen gefertigt<br />
werden, im eingebauten Getriebe jedoch miteinan<strong>der</strong><br />
paaren müssen.<br />
Mit dem Ziel die Messgenauigkeiten für die<br />
Industrie deutlich zu verbessern, hat die <strong>PTB</strong><br />
in den vergangenen Jahren ein ganzheitliches<br />
Konzept entwickelt [4] und für die hochgenaue<br />
Kalibrierung von Zylin<strong>der</strong>rä<strong>der</strong>n fast vollständig<br />
umgesetzt. Das Konzept umfasst die wesentlichen<br />
am Messprozess beteiligten Komponenten.<br />
Vom metrologischen Institut bis hin zur Fertigung<br />
können heute erstm<strong>als</strong> produktähnliche<br />
Normale eingesetzt werden. Problemorientiert,<br />
Kosten und Messaufwand sparend, bieten diese<br />
eine zukunftsweisende Alternative zu den<br />
bekannten produktunähnlichen Normalen für<br />
Profil-, Flankenlinien- und Teilungsmessung.<br />
Voraussetzung war die Entwicklung einer universellen<br />
3D-Messeinrichtung, mit <strong>der</strong> heute die<br />
unterschiedlichen Geometrien <strong>der</strong> produktähnlichen<br />
Zylin<strong>der</strong>radnormale hochgenau kalibriert<br />
werden können. Ein weiterer Schwerpunkt<br />
bestand in <strong>der</strong> Validierung von Auswertealgorithmen.<br />
Dieser Schritt war von beson<strong>der</strong>er<br />
Bedeutung, da die immer komplexer werdenden<br />
Zylin<strong>der</strong>radauswertungen nicht selten den signifikanten<br />
Fehleranteil ausmachen. Bis vor kurzem<br />
war dieser Unsicherheitsbeitrag noch völlig<br />
unberücksichtigt geblieben. Letztlich wurde<br />
durch die aktive Mitwirkung in nationalen und<br />
internationalen Normungsgremien <strong>der</strong> Wandel<br />
von <strong>der</strong> 2D- hin zur 3D-Messtechnik eingeleitet.<br />
Hier gilt es künftig, die fehlenden Definitionen<br />
und Auswertealgorithmen festzulegen bzw. zu<br />
entwickeln und schließlich zu standardisieren.<br />
Auch im Bereich <strong>der</strong> Verzahnungsmesstechnik<br />
ist die <strong>PTB</strong> in viele Forschungsaktivitäten<br />
eingebunden. Neben dem engen Kontakt zur<br />
1 Dr. Frank Härtig<br />
Leiter des <strong>PTB</strong>-Fachbereichs<strong>Koordinatenmesstechnik</strong><br />
E-Mail:<br />
frank.haertig@ptb.de<br />
2 Dipl.-Ing. Karin Kniel<br />
Leiterin <strong>der</strong> <strong>PTB</strong>-<br />
Arbeitsgruppe<br />
„Verzahnung und<br />
Gewinde“<br />
E-Mail:<br />
karin.kniel@ptb.de