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Koordinatenmesstechnik als Schlüssel- technologie der - PTB

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370 • Themenschwerpunkt <strong>PTB</strong>-Mitteilungen 117 (2007), Heft 4<br />

Bild 4:<br />

Konzept zur Rückführung<br />

von beliebigen, dimensionellen<br />

Messprozessen in<br />

<strong>der</strong> Industrie<br />

von produktionsnahen Messeinrichtungen sicherzustellen.<br />

Hierzu ist in Bild 4 die gesamte<br />

Kalibrierkette ausgehend von <strong>der</strong> Meterdefinition<br />

bis zur Unsicherheitsermittlung im industriellen<br />

Umfeld skizziert. Basis dieses Konzeptes ist<br />

die experimentelle Unsicherheitsermittlung mit<br />

kalibrierten Werkstücken (verg. Abschnitt 3.2).<br />

Die Kalibrierung dieser Werkstücke wird dabei<br />

auf einem KMG durchgeführt, das u.a. mit Hilfe<br />

einer Kugelplatte (2D-Normal) für die Anwendung<br />

des Virtuellen KMG qualifiziert wurde.<br />

5.2 Regelmäßige Überwachung<br />

Durch regelmäßige Überwachungsmessungen<br />

muss sichergestellt werden, dass die Annahmen,<br />

die <strong>der</strong> Unsicherheitsberechnung zugrunde liegen,<br />

noch den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechen.<br />

Dies muss alle Unsicherheitseinflüsse<br />

mit einbeziehen: die Abweichungen und die Unsicherheit<br />

<strong>der</strong> Geometrie des KMG, die Temperaturbedingungen<br />

des Messraums und die Funktionsweise<br />

des Tastsystems. Gleichzeitig muss <strong>der</strong><br />

Aufwand für den Bediener des KMG so gering<br />

sein, dass eine regelmäßige Überprüfung in<br />

Intervallen von etwa einem Monat problemlos<br />

möglich ist. Um diesen Anfor<strong>der</strong>ungen gerecht<br />

zu werden, wurde <strong>der</strong> so genannte „Black Box“<br />

Ansatz gewählt. Anstatt die Einflussgrößen<br />

einzeln auf die Einhaltung ihres Vertrauensbereiches<br />

zu prüfen, wird das ganze System durch<br />

Messung an kalibrierten Prüfkörpern verifiziert.<br />

Dazu müssen Messaufgaben gewählt werden,<br />

bei denen die wichtigsten Unsicherheitseinflüsse<br />

und die häufigsten Fehlerursachen sichtbar werden.<br />

Nach den umfangreichen Erfahrungen aus<br />

Datenmaterial von mehr <strong>als</strong> 100 KMG [12] aus<br />

<strong>der</strong> Industrie sind dies vor allem:<br />

• Verän<strong>der</strong>ungen des Maßstabs durch Tempe-<br />

raturän<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen von<br />

Temperaturerfassungssystemen<br />

• Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Rechtwinkligkeiten und<br />

<strong>der</strong> linearen rotatorischen Abweichungen <strong>der</strong><br />

Achsen durch Langzeitän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

mechanischen Strukturen (Setzeffekte),<br />

Än<strong>der</strong>ungen von Temperaturgradienten im<br />

Raum und Kollisionen.<br />

• Defekte und Dejustierungen im Tastsystem<br />

Zwei Verfahren, die diesen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

gerecht werden, sind die Messung von Kugelplatten<br />

in zwei gekreuzten Aufstellungen (in<br />

Anlehnung an VDI 2617 Blatt 5) und die Messung<br />

des so genannten Kugelqua<strong>der</strong>s [16]. Die<br />

Entscheidung, ob ein KMG noch die „richtigen“<br />

Messunsicherheiten liefert, kann durch Vergleich<br />

<strong>der</strong> aktuell bei <strong>der</strong> Überwachung erhaltenen<br />

Werte und Messunsicherheiten mit den entsprechenden<br />

Werten <strong>der</strong> kalibrierten Prüfkörper ermittelt<br />

werden. Falls das KMG diesen Test nicht<br />

bestanden hat, müssen genauere Analysen und<br />

entsprechende Korrekturmaßnahmen durchgeführt<br />

werden.<br />

5.3 Normung<br />

Auch in <strong>der</strong> Normung hat die Messunsicherheitsermittlung<br />

durch Simulation bereits seine<br />

Berücksichtigung gefunden. Die Richtlinie<br />

VDI/VDE 2617-7 [17] beschreibt die Grundzüge<br />

des Verfahrens, die notwendige Dokumentation<br />

durch den Anbieter und zeigt Verfahren auf,<br />

durch Simulation ermittelte Unsicherheiten zu<br />

validieren. Technische Details des Simulationsverfahrens<br />

werden in dem Blatt nicht festgeschrieben,<br />

auch um den technischen Fortschritt<br />

nicht zu behin<strong>der</strong>n. Es gibt jedoch Anwen<strong>der</strong>n<br />

und Herstellern eine gemeinsame Grundlage für<br />

den Einsatz und bildet damit auch die Grundlage<br />

für eine breite Akzeptanz des Verfahrens.<br />

Diese Richtlinie war auch die Vorlage für das<br />

Dokument ISO 15530-4, das seit diesem Jahr verfügbar<br />

ist [18].<br />

6 Zukünftige Entwicklung des<br />

Virtuellen KMG<br />

Zu Zeit arbeitet die <strong>PTB</strong> zusammen mit den<br />

Herstellern Zeiss, Hexagon und Mitutoyo an <strong>der</strong><br />

Weiterentwicklung des Simulationsverfahrens.<br />

Ziel <strong>der</strong> Entwicklung sind insbeson<strong>der</strong>e: Einbeziehung<br />

<strong>der</strong> Formabweichungen des Werkstücks<br />

in die Unsicherheitsangabe (vergl. Abschnitt 4.3)<br />

und die Berücksichtigung <strong>der</strong> Betriebsart Scanning<br />

in die Simulationssoftware. Zusätzlich soll<br />

die Erzeugung <strong>der</strong> Eingangsparameter vereinfacht<br />

werden und eine gemeinsame Schnittstelle<br />

geschaffen werden. Eine weitere Aktivität <strong>der</strong><br />

<strong>PTB</strong> ist die Erweiterung des Verfahrens auch auf<br />

an<strong>der</strong>e Messinstrumente. Für Lasertracker wird<br />

das Verfahren zusammen mit den zwei führenden<br />

Anbietern von Lasertrackern [19,20] und<br />

zahlreichen Anwen<strong>der</strong>n entwickelt. Ziel ist auch

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