Koordinatenmesstechnik als Schlüssel- technologie der - PTB
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<strong>PTB</strong>-Mitteilungen 117 (2007), Heft 4 Themenschwerpunkt • 397<br />
Industrielle Computertomographie<br />
auf dem Weg zur <strong>Koordinatenmesstechnik</strong><br />
Markus Bartscher 1 , Uwe Hilpert 2 , Ulrich Neuschaefer-Rube 3<br />
1 Einleitung<br />
Wilhelm Conrad Röntgen entdeckte die nach<br />
ihm benannten hochenergetischen Strahlen im<br />
November 1895. Schon zu Beginn des letzten<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts wurden Röntgenstrahlen neben<br />
medizinischen Anwendungen auch zur zerstörungsfreien<br />
Durchstrahlungsprüfung technischer<br />
Bauteile eingesetzt. Die Durchstrahlungsprüfung<br />
mit Röntgenstrahlung weist jedoch den großen<br />
Mangel des Verlusts von Tiefeninformation auf.<br />
Zudem ist <strong>der</strong> Kontrast von kleinen, gestörten<br />
Strukturen wie Einschlüssen und Lunkern in<br />
einem massiven Bauteil in vielen Fällen so gering,<br />
dass diese teilweise unentdeckt bleiben. Es<br />
dauerte bis Ende <strong>der</strong> Sechziger Jahre des letzten<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts, bis Versuche, Information über<br />
innere Strukturen mittels <strong>der</strong> durchdringenden<br />
Röntgenstrahlung zu gewinnen, Erfolge zeigten.<br />
Hierbei wurde im Folgenden eine vorher<br />
wenig beachtete Endeckung des Mathematikers<br />
Johann Radon aus dem Jahr 1917 angewandt [1].<br />
Radon fand heraus, dass es – umgangssprachlich<br />
formuliert – möglich ist, die unbekannte innere<br />
Geometrie und Struktur eines Körpers allein aus<br />
<strong>der</strong> Kenntnis von zahlreichen äußeren Abbildungen<br />
zu bestimmen. Voraussetzung ist, dass<br />
diese Abbildungen Information über die innere<br />
Struktur beinhalten. Aus diesem Grund wird<br />
für die Abbildung häufig <strong>der</strong> Begriff Projektion<br />
verwendet. Projektionen können z.B. Röntgendurchstrahlungsbil<strong>der</strong><br />
(Radiographien) sein. Die<br />
technische Umsetzung dieses Messprinzips wird<br />
<strong>als</strong> Tomographie bezeichnet. Durch die geringe<br />
Wechselwirkung <strong>der</strong> Röntgenstrahlung mit dem<br />
untersuchten Körper kann die Tomographie <strong>als</strong><br />
zerstörungsfreies Verfahren angesehen werden.<br />
Die Umsetzung des Tomographieprinzips in ein<br />
bildgebendes Verfahren fand erst in den 60er<br />
und 70er Jahre des vorherigen Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
durch Allan M. Cormack und Godfrey N. Hounsfield<br />
statt, für die beide gemeinsam 1979 den Nobelpreis<br />
in Physiologie und Medizin erhielten.<br />
Das von ihnen entwickelte axiale Tomographie-<br />
verfahren wird heute <strong>als</strong> Computertomographie<br />
(CT) mit Röntgenstrahlen bezeichnet. Der<br />
Kontrast <strong>der</strong> medizinischen CT entsteht durch<br />
die Schwächung von Röntgenstrahlung im<br />
menschlichen Körper (Intensitätskontrast). Während<br />
bei dem Tomographieprinzip nach Radon<br />
die Kenntnis unendlich vieler Projektionen notwendig<br />
ist, um eine unbekannte Geometrie und<br />
Struktur exakt berechnen zu können, werden in<br />
<strong>der</strong> Umsetzung <strong>als</strong> bildgebendes Verfahren nur<br />
einige hun<strong>der</strong>t bis wenige tausend Projektionen<br />
bestimmt, um daraus approximativ das Körperinnere<br />
rekonstruieren zu können.<br />
In <strong>der</strong> Medizin wurde das Tomographieprinzip<br />
zur Entwicklung zahlreicher weiterer bildgeben<strong>der</strong><br />
Verfahren genutzt (z.B. PET – „Positron<br />
Emission Tomography“, SPECT – „Single Photon<br />
Emission Computed Tomography“ [2]). Hierbei<br />
wird elektromagnetische Strahlung detektiert,<br />
die von in den Körper eingebrachten radioaktiven<br />
Substanzen emittiert wird. Je nach Wechselwirkung<br />
<strong>der</strong> Strahlung mit <strong>der</strong> Materie können<br />
mit diesen Verfahren selektiv Gewebe, Knorpel<br />
o<strong>der</strong> Knochen untersucht werden. Medizinische<br />
CT‑Anlagen mit Röntgenstrahlen befinden sich<br />
heute bereits in <strong>der</strong> 5. Generation <strong>der</strong> Entwicklung<br />
[3]. Insgesamt sind die bildgebenden Tomographieverfahren<br />
heute zu einem unverzichtbaren<br />
Standbein <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen medizinischen<br />
Diagnostik geworden [4].<br />
In <strong>der</strong> Industrie wurden CT‑Anlagen mit<br />
speziellen Bauformen zuerst <strong>als</strong> Prüftechnik<br />
für Defekte und später auch <strong>als</strong> Messtechnik<br />
eingesetzt. Aus diesem Grund untersucht die<br />
<strong>PTB</strong> im Fachbereich <strong>Koordinatenmesstechnik</strong><br />
im Rahmen von mehreren Industrie‑ [5] und<br />
Forschungsprojekten die dimensionellen Messeigenschaften<br />
dieser Anlagen. Dieser Beitrag<br />
beschreibt im Folgenden die noch nicht abgeschlossene<br />
Entwicklung <strong>der</strong> industriellen CT zu<br />
einer <strong>Koordinatenmesstechnik</strong>, die von <strong>der</strong> <strong>PTB</strong><br />
begleitet und unterstützt wird.<br />
1 Dr. Markus Bartscher,<br />
Mitarbeiter <strong>der</strong> <strong>PTB</strong>-<br />
Arbeitsgruppe<br />
„Optische Sensorik“<br />
E-Mail:<br />
markus.bartscher@<br />
ptb.de<br />
2 Dr. Uwe Hilpert,<br />
Mitarbeiter <strong>der</strong> <strong>PTB</strong>-<br />
Arbeitsgruppe<br />
„Optische Sensorik“<br />
E-Mail:<br />
uwe.hilpert@ptb.de<br />
3 Dr. Ulrich Neuschaefer-<br />
Rube, Leiter <strong>der</strong> <strong>PTB</strong>-<br />
Arbeitsgruppe<br />
„Optische Sensorik“<br />
E-Mail:<br />
ulrich.neuschaeferrube@ptb.de