Koordinatenmesstechnik als Schlüssel- technologie der - PTB
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402 • Themenschwerpunkt <strong>PTB</strong>-Mitteilungen 117 (2007), Heft 4<br />
Zylin<strong>der</strong>durchmesser stark zunehmende Zylin<strong>der</strong>formabweichung<br />
von Interesse. Die bei einem<br />
kritischen Zylin<strong>der</strong>durchmesser stark ansteigende<br />
Formabweichung kennzeichnet die maximale<br />
durchstrahlte Materialdicke, bei <strong>der</strong> ein Bauteil<br />
noch sinnvoll gemessen werden kann. Stufen‑<br />
zylin<strong>der</strong> können weiterhin auch für die Parametrisierung<br />
<strong>der</strong> Rekonstruktionssoftware für das<br />
Material des Bauteils dienen.<br />
Beim Durchgang von Röntgenstrahlung<br />
durch Materie wird nicht nur die Intensität <strong>der</strong><br />
Strahlung abgeschwächt, son<strong>der</strong>n auch das Spektrum<br />
<strong>der</strong> Strahlung verän<strong>der</strong>t. Nie<strong>der</strong>energetische<br />
Strahlung wird im Bauteil stärker absorbiert<br />
<strong>als</strong> höherenergetische. Dieser Effekt wird Strahlaufhärtung<br />
genannt (engl. Beamhardening). Der<br />
Effekt <strong>der</strong> Strahlaufhärtung führt unkorrigiert<br />
zu Bildfehlern (Artefakten) in den Voxeldaten. In<br />
aktuellen Arbeiten wird versucht, den Einfluss<br />
<strong>der</strong> Strahlaufhärtung durch iterative Korrekturen<br />
<strong>der</strong> Projektionsdaten zu minimieren [21]. Bei <strong>der</strong><br />
Makro-CT mit höheren Beschleunigungsspannungen<br />
(industriell heute bis 450 kV) stellt die im<br />
durchstrahlten Bauteil und im Röntgendetektor<br />
selber entstehende Streustrahlung eine Ursache<br />
von weiteren Artefakten dar. Streustrahlung<br />
kann bei <strong>der</strong> Makro‑CT, und speziell bei <strong>der</strong><br />
3D‑Makro CT, das Signal‑Rausch Verhältnis <strong>der</strong><br />
Projektionen verschlechtern. Deshalb werden<br />
neben Korrekturen <strong>der</strong> Strahlaufhärtung auch<br />
Verfahren untersucht, die es erlauben sollen, die<br />
Projektionsdaten <strong>der</strong> industriellen CT bzgl. <strong>der</strong><br />
Streustrahlung zu korrigieren [22]. Durch Korrekturen<br />
<strong>der</strong> Strahlaufhärtung und des Streustrahlungseinflusses<br />
sollen insbeson<strong>der</strong>e die Eigenschaften<br />
<strong>der</strong> 3D‑CT zum dimensionellen Messen<br />
verbessert werden. Ein weiteres Konzept zur<br />
Korrektur geometrischer Abweichungen beim<br />
dimensionellen Messen mit CT, die Nutzung von<br />
Kugelplatten, wird in Abschnitt 7 vorgestellt.<br />
Bild 11:<br />
Aluminium-Stufenzylin<strong>der</strong> (Ø 300 mm, Höhe 200 mm)<br />
zur Beurteilung von Messaufgaben bei Gussteilen<br />
und zur Parametrisierung <strong>der</strong> CT-Anlage<br />
6 Rückführung von dimensionellen CT-<br />
Messungen<br />
Die Bestimmung <strong>der</strong> aufgabenspezifischen<br />
Messunsicherheit von industriellen CT‑Anlagen<br />
für dimensionelle Messungen ist ein Haupt-<br />
arbeitspunkt <strong>der</strong> <strong>PTB</strong>. Für einen industriellen<br />
2D-CT konnten hier Messunsicherheiten für<br />
Einzelpunktmessungen von industriellen Bauteilen<br />
am Beispiel eines Aluminium‑Gussteils<br />
bestimmt werden. Es wurden hierfür 25 CT‑<br />
Messungen untersucht. Die Messungen fanden<br />
unter Nutzung <strong>der</strong> in Abschnitt 5 beschriebenen<br />
Korrekturverfahren für lineare Maßstabsfaktoren<br />
und des Schwellwerts mit <strong>der</strong> Voxelgröße von<br />
(0,37 mm) 2 × 0,50 mm statt. Die Messunsicherheiten<br />
<strong>der</strong> mit CT gemessenen Einzelpunkte<br />
<strong>der</strong> Bauteiloberfläche wurden nach DIN 1319‑3<br />
bestimmt. Dabei wurde <strong>der</strong> Werkstückeinfluss<br />
mit dem bei Gussteilen dominanten Einfluss <strong>der</strong><br />
Rauheit durch Untersuchungen an Rauheitsprüfkörpern<br />
berücksichtigt [23]. Mindestens<br />
95% aller Einzelpunktmessunsicherheiten waren<br />
dabei kleiner 0,270 mm im Außenraum, kleiner<br />
0,431 mm im Innenraum und kleiner 0,388 mm<br />
für die Gesamtheit aller Punkte im Innen- und<br />
Außenraum. Es konnte damit eine Messunsicherheit<br />
kleiner <strong>als</strong> die kürzeste Voxelkantenlänge<br />
für mehr <strong>als</strong> 93% aller Oberflächenpunkte<br />
erreicht werden. Die maximal beobachteten<br />
erweiterten Einzelpunktmessunsicherheiten U<br />
(für k=2) an 167 Messstellen des Bauteils betrugen<br />
1,305 mm im Innenraum und 0,562 mm im<br />
Außenraum. Die Untersuchung fand an Original<br />
CT-Daten statt, die industriell für auch Erstbemusterungen<br />
eingesetzt werden. Durch Vergleich<br />
<strong>der</strong> aufgabenspezifischen Messunsicherheiten<br />
mit den vorgegebenen Toleranzen kann<br />
mit diesem Ergebnis die Prüfprozesseignung<br />
beurteilt werden.<br />
Ähnlich wie bei Koordinatenmessgeräten ist<br />
für dimensionelle Messungen mit CT eine geeignete<br />
Überwachung notwendig, um eine gleich<br />
bleibende Qualität <strong>der</strong> Messergebnisse zu gewährleisten.<br />
Richtlinien zur Überwachung von<br />
CT‑Anlagen liegen aber bisher nur für medizinische<br />
CT‑Anlagen vor (DIN EN 61223‑2‑6 bzw.<br />
IEC 1223‑2‑6, DIN 6868‑53). Auf dimensionelles<br />
Messen wird im medizinischen Bereich nicht<br />
eingegangen. Bei vorhandenen Richtlinien und<br />
Normen zur industriellen CT werden entwe<strong>der</strong><br />
nur allgemeine Empfehlungen [24] gegeben o<strong>der</strong><br />
es sind lediglich Auflösungstests beschrieben<br />
[25, 26]. Die <strong>PTB</strong> entwickelt deshalb zusammen<br />
mit Partnern industrietaugliche Verfahren, mit<br />
denen CT‑Anlagen für dimensionelle Messungen<br />
überwacht werden können. Die Überwachung<br />
von dimensionellen Messungen mit CT orientiert<br />
sich an Prinzipien <strong>der</strong> Richtlinie VDI/VDE 2617<br />
Bl. 5 für Koordinatenmessgeräte [27]. Zur Überwachung<br />
des CT-Systems für das dimensionelle<br />
Messen werden deshalb Tests durchgeführt, die<br />
kritisches Verhalten <strong>der</strong> CT‑Anlage bei dimensionellen<br />
Messungen erfassen können. Diese Tests<br />
sind einerseits Messungen von Dimensionen<br />
und Formabweichungen an kalibrierten Prüf-