Jahresbericht der Arbeitsschutzbehörden des Freistaats ... - Europa

„Zunehmende Bedeutung erlangt die Prävention
von Erkrankungen in den Betrieben.
Sie ist ein wichtiger Teil der Beratung der
Arbeitsschutzbehörden nach dem
Arbeitsschutzgesetz, die eine enge
Zusammenarbeit mit Unfallversicherungsträgern
und Krankenkassen erfordert.
Gestatten Sie mir, gerade als Arzt anzumerken:
Es besteht die Gefahr, dass das Verständnis
von Arbeitsschutz auf den folgenden einfachen
Zusammenhang reduziert wird:
Ein Stein fällt herab.
Herrn Meier auf den Fuß, der Zeh ist blau.
Eine derartige Ursache-Wirkungs-Kette wird
sofort verstanden.
Erheblich schwieriger ist es, die Prophylaxe für
sich chronisch, schleichend, entwickelnde
Krankheiten im Betrieb einzuführen.
Die Thüringer Arbeitsschutzbehörden werden
sich auf die guten Traditionen
arbeitshygienischer Beurteilung besinnen und in
Schwerpunktaktionen diesen wesentlichen
Punkten von der altbekannten
Lärmschwerhörigkeit bis zum neuen Thema
Schädigung der Lenden-Wirbel-Säule durch
Heben und Tragen widmen müssen.
Über den Einzelfall hinaus sehe ich folgende unglückliche
Polarisierung:
Einerseits ziehen sich Entscheidungsprozesse
ob eine Erkrankung in die Liste der
Berufskrankheiten aufgenommen wird, auch
wenn dafür eine Reihe guter epidemiologischer
Gründe spricht, über lange Zeiträume hin, um
möglichst sicher zu gehen.
Andererseits führen immer wieder pressewirksame
unbewiesene Vermutungen zur
unmittelbaren Verunsicherung der Bevölkerung.
Hier muss etwas über den Bereich der Thüringer
Arbeitsschutzbehörden hinaus geschehen. Ein
Forschungsprogramm „Gesundheit bei der
Arbeit“ sollte die Bemühungen der örtlichen
Arbeitsschutzbehörden auf diesem begrifflich
schwierigen Gebiet unterstützen.“
Die Bestrebungen der Länder führten zu einem
ASMK-Beschluss „Gesundheit bei der Arbeit“.
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In der Unfallstatistik bilden in Thüringen die Betriebe
mit 10 bis 100 Beschäftigten den Schwerpunkt.
Diese Betriebe arbeiten nur in einem geringen
Prozentsatz mit den Arbeitsschutz tangierenden
Managementsystemen. Stichprobenartige
Kontrollen der Ämter für Arbeitsschutz ergaben,
dass auch die gesetzliche Pflicht zur Anfertigung
einer Gefährdungsanalyse für die Arbeitsplätze
nicht ausreichend wahrgenommen wurde. Aus
diesem Grund wurde auf Initiative des Thüringer
Ministeriums für Soziales, Familie und Gesundheit
eine Fragebogen-Aktion vorbereitet, in der alle
Thüringer Betriebe mit 10 bis 100 Beschäftigten
angeschrieben worden sind und in dem die
Beurteilung der Arbeitsbedingungen nach dem
Arbeitsschutzgesetz abgefragt werden soll. Wir
versprechen uns von dieser Aktion eine
nachhaltige Verbesserung bei der Beurteilung der
Arbeitsbedingungen.
Im Jahre 2000 ging die erste Ausbildung von fünf
Anwärtern des gehobenen Dienstes, die nach
dem neu erarbeiteten Rahmenlehrplan der neuen
Länder durchgeführt wurde, zu Ende. Ihre
Hausarbeiten behandelten die folgenden Themen:
- Einschätzung der Schutzmaßnahmen beim
Umgang mit Gefahrstoffen und Beurteilung
der Sicherheitstechnik bei eventuell
-
auftretenden Betriebsstörungen,
Umbau und Erweiterung der Zentralkläranlage
Jena,
- Behördliche Einflussnahme auf die Gestaltung
der Arbeitsbedingungen in einem Unternehmen
des Modell- und Werkzeugbaus von
der Phase der Planung bis zur Fertigstellung,
- Untersuchung und Beurteilung der für die Beschäftigten
der Firma Antec Solar GmbH mit
der Arbeit in der Solarzellenproduktion
verbundenen Gefährdungen. Dazu sind
geeignete Maßnahmen zur
menschengerechten Gestaltung der Arbeit
und zur Verhütung von Unfällen und
Gesundheitsrisiken vorzuschlagen,
- Erarbeitung eines Konzeptes zur
Marktaufsicht im Freistaat Thüringen.
Erfreulich ist zu melden, dass alle fünf Anwärter
die Prüfung bestanden und in den Dienst der
Thüringer Arbeitsschutzbehörden übernommen
werden konnten.
Jahresbericht Arbeitsschutz Freistaat Thüringen 2000